Geschichte in Bildern des RSV Rotation GreizBilder vom RSV Rotation Greiz, der in Greiz auf eine lange Tradition zurückblicken kann:

Viele Vorurteile

Gestandene Mannsbilder fanden sich 1922 in Pausa zusammen, um erste Schritte im Ringkampfsport zu unternehmen. Niemand ahnte damals, dass sich hieraus eine über Jahrzehnte andauernde Tradition entwickeln und hier die Geburtsstunde für einen der erfolgreichsten Ringer-Vereine Deutschlands liegen würde. Repro: Antje Schädlich

Das Ringen hat unter vielen Vorurteilen gelitten. Früher und teilweise noch heute besteht die Einstellung, die schwerathletischen Übungen als minderwertige Sportarten zu betrachten. Dem gegenüber stehen die Äußerungen von Turnvater Jahn und anderen Sportpädagogen, die beim Ringen von einem „wahren Mikrokosmos der ganzen Gymnastik“ sprechen. Ringen entwickelt nicht nur alle Muskelgruppen gleichmäßig, sondern es erzieht auch zu schnellem Reaktionsvermögen, Gewandheit, Schnelligkeit, Ausdauer und Mut zur Risikobereitschaft. Nicht zuletzt verleiht es einen gesunden, formschönen Körper. Deshalb sollte gerade die Jugend sich der schönen Übung des Ringens zuwenden.

Zur Geschichte des Ringens in Pausa: Am 27. Juli 1909 wurde in der Stadt Pausa eine Kraftsportabteilung gegründet. Hier waren es besonders die Bürger Wolfgang Spitzbarth, Emil Michaelis, Walter Frotscher, Karl Müller, Otto Möder, Arthur Plietzsch, Albert Zrugner, Franz Seifert, Hans Rupprecht, Willy Seyfahrth, Kurt Kiesling, Ewald Dietzel und Christian Höra, die Schrittmacher dieser Vereinstaufe waren. Noch im Gründungsjahr traten folgende Mitglieder dem KSV Pausa bei: Richard Thoß, Max Thoß, Karl Gerstner, Gerhardt Hartmann, Max Huster, Willy Schmalfuß, Paul Steglich und Kurt Päßler. Es war ein kleiner und bescheidener Anfang, denn Übungsgeräte und Matten wurden durch Spenden der Mitglieder gekauft.

Die Übungsstunden fanden in den verschiedensten Räumen der Gasthäuser statt. Trotzdem konnten damals die ersten sportlichen Erfolge erkämpft werden.
Wolfgang Spitzbarth, der erste Vorsitzende der Pauser Schwerathleten, belegte regelmäßig bei Turnieren den zweiten Platz hinter dem Weltmeister Hertel aus Hof. Schon 1912 gab es in Pausa 70 Kraftsportler, und das trotz so starker Vereine wie die der Turner und Fußballer. Furchtbar wütete der Tod im Ersten Weltkrieg unter den jungen Athleten des Pausaer Kraftsportes. 22 Mitglieder, darunter auch der erste Vorsitzende Wolfgang Spitzbarth, kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Es war ein großer Rückschlag in der noch jungen Geschichte des Pausaer Ringer-Kraftsportvereines.

Im Februar 1919 wurde auf Anregung von Johannes (Hans) Wappler eine Versammlung einberufen, auf der die Anwesenden Anton Braun zum ersten VOrsitzenden für den neuen Vereinsvorstand wählten. Albrecht Lang wurde zum zweiten Vorsitzenden, Hans Wappler zum Kassierer gewählt. Schon 1921 errang Willy Neidhardt den Titel „Deutscher Meister“. Hans Wappler erkämpfte in den folgenden Jahren mehrmals den ersten Platz bei Sachsenmeisterschaften. 1923 gab es neue Vorstandswahlen. Erster Vorsitzender wurde Max Thoß. Von der deutschen Meisterschaft 1925 in Hof kehrte Hans Wappler als Sieger zurück. Diese Erfolge gaben der Schwerathletik in Pausa neuen Auftrieb, und viele Jugendliche wandten sich deshalb dem Ringen zu.

Alle Höhen und Tiefen durchlebt

Bei allen Meisterschaften waren Kraftsportler aus Pausa vertreten und begründeten den Ruf der Stadt Pausa als Ringerhochburg. 1926 wurde Richard Granso zum ersten Vorsitzenden des neuen Vorstandes gewählt. Es war Inflationszeit und der Verein hatte große Schwierigkeiten, wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Die Hauptarbeit des Kassierers lag in der Bewältigung einer Unmenge von Zahlen wertlosen Geldes. Hier nur ein Beispiel: Einnahmen – 126 712 772,45 Reichsmark; Ausgaben 128 555 071,50 Reichsmark.
1 843 299,05 Reichsmark minus war der Kassenbestand. 1927 gab es wieder Neuwahlen und Hans Wappler wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt. Mit seiner Wahl gingen die Schwerathleten den wichtigsten und entscheidendsten Weg in ihrer Geschichte. Schon 1928 veranlasst Hans Wappler den Kauf eines Grundstückes in der Scheunenstraße (das jetzige Ringerheim). Viele Sportfreunde gaben ihre letzten ersparten Groschen für den Kauf des zukünftigen Domiziles. Die Pausaer Schwerathleten und Ringer bauten es aus und richteten es als ständige Trainings- und Wettkampfstätte ein. In dieser Zeit begann ein unabhängiger und geordneter Trainingbetrieb. Viele Feiern mit Familie zu Silvester und Weihnachten wurden organisiert, bei denen der Kraftsportverein federführend war, um sein Konto aufzubessern. Auf sportlichem Gebiet bewies der Verein seine Vielseitigkeit, denn 1929 wird Werner Spitzbarth, der Sohn des Gründers Wolfgang Spitzbarth, Sachsenmeister im Boxen. Rasenkraftsportler, Gewichtheber, Ringer und Boxer zeigen die Vielseitigkeit des Vereines. In den Übungsstunden gab es kaum einen Ringer, der nicht mindestens vier bis fünf Trainingskämpfe durchführte. Trainingszeit war damals 20 Uhr bis 1 Uhr nachts. Ob Gau- oder Sachsenmeisterschaft, bis hin zu deutschen Meisterschaften – Pausaer Athleten waren immer vertreten. Namen wie Behr, Knittel, Jacob, Spitzbarth, Schuster, Vogel, Wappler, Holzmüller, Frisch, Eisenschmidt, Päßler und viele andere mehr rückten in ihrer Sportart zur deutschen Spitzenklasse auf. Deutscher Meister im Gewichtheben wurde Kurt Päßler, Karl Eisenschmidt wurde deutscher Meister im Steinstoßen mit der Rekordmarke von 10,58 Metern in der Federgewichtsklasse. Deutscher Jugendmeister im Ringen wurde Rudi Vogel. Mit dem Fahrrad fuhr K. Birkholz II nach Dortmund zur deutschen Ringermeisterschaft und erkämpfte trotz des mühsamen Weges noch einen guten achten Platz. Diese Meisterschaft war für die Athleten kein Spaziergang. Kampfzeit 20 Minuten, und 60 bis 80 Ringer in einer Gewichtsklasse waren an der Tagesordnung. Alle Achtung vor der Leistung dieser Ringergeneration, im heutigen Zeitalter modernster Fortbewegungsmittel treibt einem schon der Gedanke an die Reisestrapazen den Schweiß auf die Stirn.

Gute Beziehungen gab es in den dreißiger Jahren zu Ringervereinen aus Plauen, Hof, Greiz, Falkenstein und Netzschkau. 1933 erhält der KSV e. V. Pausa die Austragung der Gaumeisterschaft zugesprochen. Besuch und Beteiligung waren sehr gut. Die Wettkämpfe fanden in der schönen Turnhalle des Turnvereins Pausa statt. Alle Pausaer Ortsvereine und die gesamte Einwohnerschaft nahm zahlreich Anteil am Festumzug und hatte die vogtländische Kleinstadt reichlich geschmückt.
Im Ringen waren 80 Mann am Start. Die stärkste Klasse war das Federgewicht mit 18 Ringern, hier wurde der in Hochform befindliche Jacob aus Pausa überzeugender Meister mit acht vorzeitig errungenen Siegen und einem Punktsieg. Weitere Ergebnisse: erster Platz im Bantamgewicht durch Seidel, erster Platz im Steinstoßen durch Eisenschmidt, erster Platz im Steinstoßen (Mittelgewicht) durch Päßler, und erster Platz im Hammerwerfen (Federgewicht) durch Frisch, allesamt aus Pausa.
Auch im Vereinsleben gab es viel Bewegung durch Vereins- und Stadtmeisterschaften in den verschiedensten Sparten der Pausaer Athleten. Mehr und mehr etablierte sich dann doch der Ringkampf in der Stadt Pausa. Eine starke Ringermannschaft war das Aushängeschild des Vereines. 1935 wird Pausa Sachsenmeister in der Besetzung H. Wappler, W. Jacob, H. Zanger, S. Knittel, R. Birkholz I, W. Spitzbarth, E. Brasdat und J. Ackermann. Bei Einzelmeisterschaften des Landes Sachsen wurden Meister: S. Knittel, W. Spitzbarth, W. Jacob, H. Wappler und bei der Jugend K. Wappler R. Rochler, R. Schlegel, E. Wappler, M. Franz, H. Haas, G. Braun und W. Woratsch.