Geschichte in Bildern des RSV Rotation GreizBilder vom RSV Rotation Greiz, der in Greiz auf eine lange Tradition zurückblicken kann:

Keine Finalkämpfe mehr

Die mit viel Vorschusslorbeeren bedachte Mannschaft von Chemie Pausa wurde dieser Rolle nicht gerecht und hatte gegen die ehemaligen Freistilmannschaften aus Greiz und Aue keine Siegeschance.
Die alte Ringerweisheit, nach der ein Freistilringer im klassichen Ringkampf besser abschneidet, als es umgekehrt möglich ist, bewahrheitete sich ein weiteres Mal. So machte sich der in den sechziger Jahren von Aladar Hepner in Greiz durchgeführte Stilartenwechsel nach einem Vierteljahrhundert erstmals, aber dafür um so wirkungsvoller bezahlt.

Die Finalkämpfe fanden nicht statt. Am 17. November 1990 endeten die Vorrundenkämpfe mit einem 27:12-Sieg der Greizer gegen Pausa. Nun sollten die beiden Erstplazierten jeder Gruppe um den Aufstieg kämpfen.
Doch dazu kam es nicht mehr. Was war geschehen? Die Vereinigung der beiden deutschen Ringerverbände warf ihre Schatten voraus.
Die Führung des Deutschen Ringerbundes hatte wohl schon längst beschlossen, keine ehemaligen DDR-Sportfunktionäre in das DRB-Präsidium aufzunehmen.
Nur im Osten wusste man davon noch nichts. Am 20. Januar 1990 gab es erste Ost- West-Verhandlungen in Frankfurt/Main. Zur fälligen Bundesligatagung wurden von der DDR-Verbandsführung wiederum nur die ehemaligen Sportclubs eingeladen. Die ostdeutschen Vertreter der ehemaligen BSG erfuhren erst von westdeutschen Trainern bei für ganz Deutschland offenen Turnieren von dieser Veranstaltung.
Zu Zeiten, als nach der Währungsunion und sterbenden Betrieben auf ehemaligem DDR-Gebiet jeder normale neugegründete Verein jede Deutsche Mark zweimal umdrehte, ehe er sie ausgab, konnten es sich die Funktionäre des ASK Vorwärts Frankfurt/ Oder leisten, mit einer Sondermaschine einzufliegen. Ob das ein taktisch richtiger Schachzug war, bleibt abzuwarten.

Weichen gestellt

Die nächste Beratung über den Zusammenschluss der beiden Ringerverbände fand am 15. September 1990 in Lindenfeld statt. Hier wurden die Weichen für die Zukunft gestellt. Das Ergebnis war für den Ostverband nicht gerade positiv. Keine Beteiligung von Ostmannschaften an der laufenden Meisterschaftsrunde. Zwei Ostvertreter mussten sich zusammen mit den Staffelsiegern der Zweiten Bundesliga aus den alten Bundesländern für den Aufstieg in die Erste Bundesliga qualifizieren.
Mehr war nicht abzuhandeln. Wer sollten nun die beiden Ostmannschaften sein? Normalerweise die beiden Ersten der laufenden Meisterschaft. Doch im DRB-Präsidium hatte man beschlossen, die beiden Staffelsieger des Ostens in die etwa zeitgleich beginnenden Aufstiegskämpfe zur Ersten Bundesliga einzuordnen.
Damit war der hauchdünn von Luckenwalde geschlagene Nordzweite Frankfurt/Oder gegenüber dem Staffelsieger des Südens, dem SC Leipzig, aus dem Rennen.
Es ist müßig, darüber zu streiten, wer von beiden Mannschaften zu dieser Zeit stärker war, die Fachleute jedenfalls tippten auf Frankfurt
Der neugegründete sächsische Ringer-Verband unter Führung seines Präsidenten Gerhard Oertel hatte einen klaren Sieg errungen.
Um keine Diskussionen über den wahren Leistungsstandaufkommen zu lassen, zog der SC Leipzig seine Mannschaft von der Endrunde zurück, wo sie auf Frankfurt getroffen wäre.
Die Jenaer Vereinsführung, die zwei hohe Niederlagen gegen die starken Luckenwalder Ringer befürchtete, zog ebenfalls ihre Mannschaft zurück. So endete die letzte ostdeutsche Meisterschaft einige Monate nach dem Untergang der DDR mit einem Eklat

Am 8. Dezember 1990 wurde dann der DDR-Verband im bayerischen Regensburg zu Grabe getragen, das heißt, die fünf neuen Bundesländer in den Deutschen Ringer-Bund eingegliedert. Viele ehemalige DDR- Funktionäre waren von der Art und Weise der Aufnahme der neuen Landesverbände negativ berührt, fehlte doch jeglicher Glanz genauso, wie die gewohnten Fahnen und Fanfarenstöße.
Nach endlos langen Stunden der Diskussion und Abstimmung über Verbandsrichtlinien und Austragungsorte von Meisterschaften wurde in Minuten über die Aufnahme der fünf neuen Landesverbände abgestimmt.
Zu Beginn des Jahres 1991 fanden erstmals seit 1952 wieder Landesmeisterschaften in den neuen Bundesländern statt. Die Sieger erhielten nach 1954 wieder die Möglichkeit, an den Deutschen Meisterschaften des DRB teilzunehmen und wurden von der Leistungsdichte der DRB-Vereine überrascht.

Greizer Erfolge

Dem Thüringer Ringer-Verband gelang es im ersten Jahr, sieben Goldmedaillen, allerdings nur im Nachwuchsbereich, zu erkämpfen. Zwei davon gingen auf das Konto der Greizer Jugendlichen Andre Troche und Falk Diener. Der Greizer Erfolg wurde durch die Silbermedaille von Lars Prager abgerundet.

Aus Anlass der Jahrhundertfeier der deutschen Ringer im Jahre 1991 wurden die Europameisterschaften der Männer nach Aschaffenburg (klassischer Stil) und Stuttgart (freier Stil) vergeben. Vor allem Stuttgart wurde ein voller Erfolg mit vier deutschen Europameistern, insgesamt acht Medaillen, einer ganzen Reihe fantastischer Leistungen, und einer drei Tage lang ausverkauften Martin-Schleyer-Halle.

Der damals noch für den Sport zuständige Bundesminister Wolfgang Schäuble, der für die Bundesregierung gratulierte, schrieb unter anderem an den DRB-Präsidenten Hermann Schwindling: „Das Jubiläumsjahr des Deutschen Ringer-Bundes war damit auch das erfolgreichste“.

Erhard Schmelzer