70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

Thüringer Vizemeister 1948

Erst am 29. Mai 1948 gab es für Greiz die erste Niederlage. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Jahnturnhalle gewann die Zella-Mehliser Mannschaft mit 4:3 Punkten. Jahrzehntelang wurde die Thüringer Mannschaftsmeisterschaft im Ringen vom Zella-Mehliser Verein beherrscht, der dreimal im deutschen Finale stand und jeweils nur knapp unterlag. Im Herbst 1948 begannen erstmals wieder nach dem Krieg die Kämpfe um die Thüringer Mannschaftsmeisterschaft. Gleich im Auftaktkampf besiegten die Greizer in der Jahnturnhalle Seriensieger Zella-Mehlis mit 5:3 Punkten. Nach Abschluss der Serie wurde Greiz Vizemeister, denn man unterlag in Zella-Mehlis und rang in Albrechts unentschieden. Meister wurde Zella-Mehlis, vor Greiz, Viernau und Albrechts.

Doch auch außerhalb Thüringens erwarben sich die Greizer Ringer einen guten Ruf. Die Greizer Mannschaft verpflichtete die stärksten Mannschaften der Ostzone zu freundschaftlichen Vergleichskämpfen und eilte erneut von Sieg zu Sieg. Bis zum Mai 1949 wurden 40 Mannschaftskämpfe ausgetragen, davon wurden 35 gewonnen, zwei endeten unentschieden und nur drei wurden verloren. Zweimal war Zella-Mehlis stärker, einmal unterlag man Gelenau.

Einige Kämpfe mussten, weil die Jahnturnhalle den Andrang der Zuschauer nicht mehr bewältigen konnte, in der Stadthalle, der jetzigen Sportschule „Kurt Rödel“, ausgetragen werden. Gegen die Spitzenmannschaften aus Berlin bejubelten 2.000 Zuschauer den Greizer 6:2-Sieg. Vorläufiger Höhepunkt der Begeisterung war der Länderkampf Thüringen—Hessen in Greiz. Da keine Halle die begeisterten Ringkampfanhänger fassen konnte, wurde von vornherein eine Freiluftveranstaltung geplant, die vor der Stadthalle durchgeführt wurde. Thüringen gewann vor 4.000 Zuschauern bei der bis dahin größten Ringkampfveranstaltung nach dem Krieg in Deutschland mit 5:3 Punkten. Die Hälfte der Thüringer Kämpfer stellte die Greizer Mannschaft. Jugold, Frey und Hoffmann gewannen, Lässig unterlag. Der nach dem Krieg als Profiringer tätige Conny Frey hatte sich reamateurisieren lassen, den Greizern angeschlossen und ihnen noch viele Kniffe beigebracht.

Der Greizer Siegeszug ging weiter, ob freundschaftliche Mannschaftsvergleiche, Thüringer Meisterschaften oder gar die erstmals 1949 durchgeführten Ostzonenmeisterschaften, immer standen Greizer Ringer auf dem Siegertreppchen. Auch Einladungen von starken Mannschaften aus dem Westen gingen ein und wurden angenommen. Den größten Erfolg konnte Kurt Hoffmann am 2.Oktober 1949 in Hamburg erringen. Er wurde Deutscher Vizemeister im Mittelgewicht des klassischen Stils. Nur 14 Tage später wurde er in Grimm’s Lokal in Greiz erstmals DDR-Meister. Auch bei diesen Titelkämpfen war die Ringerhochburg erster Ausrichter.
Eine Besonderheit soll hier erwähnt werden. In der Greizer Wettkampfstatistik des Jahres 1949 nahm Rudolf Höppner den siebenten Platz ein. Eine Tatsache, die keine weitere Erwähnung verdienen würde, hätte Rudolf nicht im Krieg einen Unterschenkel verloren und unseres Wissens als einziger Ringer Deutschlands mit einer Unterschenkelprothese ringen müssen.