70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat die „Kraftsportliche Vereinigung Greiz“ in das Licht der Öffentlichkeit, die ihre Übungsstunden dienstags von 20 bis 23 Uhr zuerst im Vereinslokal „Untere Linde“ und später in der heute noch existierenden Gaststätte „Krug zum grünen Kranze“ hatte. Im Vorort Aubachtal existierte der „Erste Arbeiter- Kraftsportverein Greiz“, der dem Arbeitersportverband „Vorwärts“ angehörte.
Nachdem der Erste Weltkrieg viele Opfer unter den Ringkämpfern in Greiz gefordert hatte, taucht in den Jahren danach ein neuer Verein in Greiz auf. Es ist die „Kraftsportliche Vereinigung Greiz“, die ihr Domizil in der Marienschule, der heutigen Goetheschule, hatte. Auch von diesem Verein ist uns wenig Archivmaterial hinterlassen worden. Eine Sportvorschau in der Reußischen Volkszeitung vom 24. April 1920 nennt uns einige ihrer Kämpfer und ihre Kampfpartner aus Plauen. „Die Kraftsportliche Vereinigung Greiz“ veranstaltet am Sonntag, dem 25. April in Grimm’s Lokal einen Städtewettkampf, zu dem sie den Ring- und Stemmklub „Herkules“ in Plauen gewonnen hat. Zur Austragung des Kampfes gelangt ein silberner Pokal. Es stehen sich folgende Ringer gegenüber: Willi Neidhardt (Greiz) — Kurt Winkler (Plauen), Alfred Michel (Greiz) — Albert Lenk (Plauen), Hermann Hollmann (Greiz) — P. Eisenschmidt (Plauen), Paul Zapf (Greiz) — Paul Metzner (Plauen), Arno Frotscher (Greiz) — Paul Gerstner (Plauen). Beginn vier Uhr, anschließend „Tanzkränzchen.“ Das Ergebnis der Kämpfe ist uns leider nicht überliefert.

70 Jahre RSV Rotation Greiz
v.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

Der als erster Kämpfer für Greiz genannte Willi Neidhardt tauchte bereits 1910 als Gewinner eines Turniers in Auerbach in den Siegerlisten auf. Startete damals im Federgewicht. Es war die leichteste Gewichtsklasse, insgesamt gab es fünf Gewichtsklassen (Feder-, Leicht-, Mittel-, Halbschwer- und Schwergewicht). In diesen fünf Gewichtsklassen wurden ab 1919 die deutschen Meister im griechisch-römischen Stil ermittelt. Die ersten deutschen Meisterschaften im griechisch- römischen Stil wurden 1893, damals nur in einer Gewichtsklasse, in Köln durchgeführt. Die ersten deutschen Freistilmeisterschaften fanden erstmals 1934 in Nürnberg ihre Austragung.

Willi Neidhardt, der lange Zeit als bester Greizer Ringer galt, eroberte sogar bei den Deutschen Meisterschaften Medaillen. Bei den Titelkämpfen 1921, als die Deutsche Meisterschaft in Plauen stattfand, allerdings für Pausa, da Neidhardt näch Streitigkeiten mit der Vereinsführung in Greiz nach Pausa gewechselt war. Neidhardt gewann damals als erster Ringer der näheren Umgebung eine Medaille bei deutschen Meisterschaften, und zwar die silberne.

Wie lange das Gastspiel in Pausa dauerte, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Bei den deutschen Meisterschaften des Jahres 1923, die ihre Austragung in Erfurt fand, startete Willi Neidhardt jedenfalls wieder für seine Heimatstadt Greiz und konnte zum zweiten Mal eine Medaille in Empfang nehmen, diesmal die bronzene.
Aber auch die Konkurrenz in der eigenen Stadt schlief nicht. Hermann Hüttner hieß der stärkste Ringer des Arbeiter-Kraftsportvereines. Er gewann viele Turniere und Wettkämpfe. Ende der zwanziger Jahre nahm er zusammen mit dem Berliner Halbschwergewichtler Werner Seelenbinder an der Völkerspartakiade der Sowjetunion teil, bei der auch Ringer aus den Arbeitersportverbänden aus vielen Teilen Europas starteten. Während der später durch die Nazis wegen kommunistischer Betätigung hingerichtete und in der SED-Propaganda missbrauchte Seelenbinder in der Sowjetunion die Silbermedaille erkämpfte, belegte der Greizer Hermann Hüttner einen hervorragenden dritten Platz.