70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

Schritt für Schritt zur Ringerhochburg

Von besonderer Bedeutung war die Entwicklung des Ringkampfsportes in Greiz nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Deutschland lag am Boden, Hunger und Not herrschten landesweit. Besonders schlecht ging es den Flüchtlingen aus dem Osten. Der braune Terror wurde vom roten Terror abgelöst. In dieser Zeit geschah in Greiz etwas Ungewöhnliches. Trotz aller Widrigkeiten entwickelte sich Greiz Schritt für Schritt zur Ringerhochburg in der russisch-besetzten Zone und konnte diese Position bis Mitte der fünfziger Jahre halten. Dann begann das zentralistische Sportsystem der SED zu greifen, und da war für individuelle Entwicklung kein Platz mehr.

Auf Beschluss der Alliierten war in Deutschland die Beschäftigung mit Kampfsportarten verboten. Dazu zählte natürlich auch der Ringkampf. Heimlich musste in der Jahnturnhalle trainiert werden. Der russische Kommandeur schien ein Auge zugedrückt zu haben. Jedenfalls haben die Greizer Ringer früher mit dem Training begonnen als andere Mannschaften. Im September 1946 erhielten sie nach einer Schauvorführung vor dem russischen Kommandanten und dessen Sportoffizier die Genehmigung zum offiziellen Training. Die Begeisterung der Greizer Bevölkerung für den Ringkampfsport wurde sprichwörtlich. Bereits beim ersten Kampf in der Jahnturnhalle jubelten wieder 1.000 Zuschauer ihrer Mannschaft zu. Damals wurde noch auf einem Podest gerungen, ähnlich einem Boxring, und die Matte war zu dieser Zeit sechs mal sechs Meter groß. Nur so waren den Zuschauermassen Sichtmöglichkeiten zu gewähren. Die Mannschaft der ersten Stunde bestand aus folgenden Ringern: Jugold, Rapp, Ditscherlein, Lauterbach, Aquilla, Hoffmann und Lässig.

Die Greizer Ringer starteten nun in vielen Vergleichskämpfen in überfüllten Häusern und eilten von Sieg zu Sieg. Viele Probleme gab es in der Nachkriegszeit zu lösen. Als die Stromversorgung nicht gesichert war, mussten Kämpfe abgesagt werden. Als am 7. Juni 1947 der Kampf gegen Leipzig abgesetzt werden musste, die sowjetische Militäradministration Sport nur im Kreismaßstab erlaubte, wurde die Leipziger Mannschaft einfach in Greiz B umbenannt. In der Zeitung las sich das dann so: „Am Sonnabend kam es in der Jahntumhalle wieder zu spannenden Kämpfen, bei denen die Greizer A-Mannschaft klar mit 22:6 Punkten die Oberhand behielt. Trotzdem die B-Mannschaft eine gute Vertretung stellte, konnte sie mehrere Blitzsiege nicht verhindern. Der Hauptkampf Hoffmann — Finzel endete mit einem Punktsieg für Hoffmann“. Eingeweihte wussten natürlich, dass Bruno Finzel ein Leipziger war.