70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

Ringeridol Kurt Hoffmann tritt ab

70 Jahre RSV Rotation Greiz
Werner-Seelenbinder-Gedenk-Turnier 1961

Im Herbst 1963 nahm der erfolgreichste Greizer Ringer Kurt Hoffmann kurz vor seinem 50. Geburtstag offiziell von seiner aktiven Laufbahn Abschied, was ihn aber nicht daran hindern sollte, auch noch einige Jahre später, wenn Not am Mann war, seiner Mannschaft den Rücken zu stärken. Kurt Hoffmann war mit neun DDR-Meistertiteln sowie sechs Medaillen bei Deutschen Meisterschaften zwischen 1940 und 1953 erfolgreich. Dabei muss man noch berücksichtigen, dass seine besten Ringkampfjahre durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verhindert wurden. Kurt Hoffmann hat als aktiver Ringer den Ruf der Stadt Greiz als Ringerhochburg in Deutschland mitbegründet. Als erster Ringer erhielt er 1954 die Auszeichnung „Meister des Sportes“.

Nach dem Rücktritt von Kurt Hoffmann wurde das Halbschwergewicht ab November 1963 von dem aus Jarmen (Mecklenburg) nach Greiz gezogenen Wilhelm Steinführer besetzt. Er hatte während eines Trainingslagers in Greiz seine Frau, eine Greizerin, kennen gelernt, und zog nach der Heirat hierher. Er sollte später noch eine wichtige Rolle für den Greizer Ringkampfsport spielen. Ab September 1963 wurde die Oberliga und DDR-Liga aufgelöst und alle Mannschaften in Bezirksligen eingeordnet. Im Bezirk Gera waren das die erste und zweite Mannschaft des Sportclubs Motor Jena, Rotation Greiz, Chemie Pausa, Motor Süd Gera, Wismut Gera, Stahl Maxhütte und Stahl Eisenberg. In dieser Reihenfolge wurden auch die Plätze belegt. Nach einem speziellen Teilnehmerschlüssel wurden die erstplatzierten Mannschaften der Bezirke in vier weitere Staffeln aufgeteilt, deren Sieger dann auf den DDR-Mannschaftsmeister ermittelten.

Da zweite Mannschaften keine Startberechtigung erhielten, vertrat Rotation Greiz 1964 neben dem SC Motor Jena I unseren Bezirk. Hier konnte Greiz allerdings nach je einem Sieg über Aktivist Holzweißig, Aktivist Zwickau und Motor Tambach-Dietharz und Niederlagen gegen den SC Leipzig, Motor Zella-Mehlis nur einen hinteren Platz belegen. Diese Art der Meisterschaftsführung brachte zwar die Spitzenmannschaften auch zu kleineren Betriebssportgemeinschaften und popularisierte so in gewisser Hinsicht das Ringen, aber die Leistungsunterschiede zwischen den professionell geführten Sportklubs und den Freizeitsportlern waren zu groß.

Greiz konnte 1965 die zweite Mannschaft des SC MotorJena aus eigener Kraft in der Bezirksliga hinter sich lassen und belegte hinter der überragenden Mannschaft des SC Motor Jena den zweiten Platz. In der nächsten Runde warteten mit dem SC Leipzig und dem SC Motor Zella-Mehlis übermächtige Gegner auf die Rotationer, die von vornherein nicht zu schlagen waren. Leider zogen Chemie Leuna und Dynamo Erfurt ihre Mannschaften zurück. Im Kampf um den dritten Tabellenplatz wurde gegen Aktivist Oelsnitz knapp mit 3,5:4,5 verloren.
Bei der Bezirksspartakiade wurde stark abgeschnitten. Die Ringer erkämpften hinter den Schwimmern die zweitmeisten Punkte für den Kreis Greiz. Nach achtjähriger Tätigkeit legte Ernst Weder seine Funktion als Sektionsleiter nieder. Als sein Nachfolger wurde Rudi Thümmler gewählt.

Rudi Thümmler übernimmt schweres Amt

Rudi Thümmler kam Anfang der 40er Jahre zum Ringen. Schon als Jugendlicher stellten sich bei ihm die ersten Erfolge ein. Obwohl er während der fünfziger Jahre nicht zur Stammbesetzung der ersten Greizer Mannschaft gehörte, blieb er dem Ringkampf bis zu seinem Lebensende treu. Kaum ein Funktionär des Greizer Sportes hat jemals so viele Aufgaben erfüllt. Rudi war jahrelang Jugendwart, Trainer, Kampfrichter, Kampfrichterobmann des Bezirkes Gera, Mitglied des Bezirksfachausschusses Ringen und vor allem 25 Jahre lang Sektionsleiter der Greizer Ringer. Ihm gebührt das Verdienst, auch in der schwierigsten Zeit für den Greizer Ringkampfsport, in den siebziger Jahren, wo erstmals seit Vereinsgründung keine Mannschaft mehr an Punktekämpfen teilnahm, die Fahne hochgehalten und für den Fortbestand der Sektionen gesorgt zu haben. Man kann ohne Übertreibung sagen, ohne Rudi Thümmler gäbe es heute keine Bundesligakämpfe in Greiz.

Der bisherige Austragungsmodus zur Ermittlung des Mannschaftsmeisters hatte zwar viele Wettkämpfe gebracht, aber die Favoriten waren bei den meisten Wettkämpfen klar vorgezeichnet, ja, Klassenunterschiede traten zutage. Die meisten BSG-Mannschaften waren nur „Kanonenfutter“ für die Sportklubstaffeln. So wurde aus den Sportklubs eine Staffel der Meisterklasse gebildet, die ihre Mannschaftsmeisterschaften unter sich austrugen. Vergleiche zwischen Clubmannschaften und Teams der Betriebssportgemeinschaften gab es praktisch nicht.

Diese Schranken wurden erst nach dem Fall der Mauer ab September 1990 aufgehoben, als erstmals wieder gemeinsam in der ersten Verbandsliga gerungen wurde.
Für die BSG-Mannschaften wurden 1966 die Oberligen und DDR-Ligen gegründet, die es getrennt nach Stilarten für den klassischen und freien Ringkampf gab. Darunter gab es die Gruppenligen, die den heutigen Landesligen entsprechen. Hier wurde anfangs noch abwechselnd im freien und klassischen Stil gerungen. Freier Ringkampf oder klassischer Stil — die Führung des Deutschen Ringerverbandes der DDR musste bei ihrem allmächtigen Herrn und Meister, dem Sportminister Manfred Ewald, Erfolge vorweisen. Als Mittel dazu sah man in den Chefetagen die Spezialisierung an. Bis dahin wurden in den Gemeinschaften und Clubs beide Stilarten nebeneinander betrieben. Einige Sportler hatten sich auf den klassischen Stil spezialisiert, einige auf den freien, andere betrieben beide Stilarten nebeneinander. Nun mussten sich Klubs und Gemeinschaften für eine Stilart entscheiden.

In Deutschland wurde traditionell der klassische Stil bevorzugt, in der alten Ringerhochburg Greiz war es nicht anders. Die großen Erfolge der fünfziger Jahre wurden im griechisch-römischen Stil erzielt. Nun stand die Spezialisierung bevor. Was tun? Im Sommer 1963 kam der Ex-Greizer Aladar Hepner wieder in seine Heimatstadt zurück. Als Jugendlicher war er zum Sportclub Leipzig delegiert worden. Dort wurde er DDR-Fliegengewichtsmeister. Der SC Leipzig zählte in dieser Zeit zu den stärksten Freistilclubs der DDR. Der Greizer wurde in der Messestadt zu einem hochklassigen Freistilringer ausgebildet. Nun in seine Heimatstadt zurückgekehrt, übernahm er von Otto Arndt das Traineramt der ersten Mannschaft. Eine Hinwendung zur freien Stilart zeichnete sich ab. Als 1966 der Aufstieg in die DDR-Liga (Freistil) geschafft war, zog die Vereinsleitung ohne Wissen der Sportler aus finanziellen Gründen die Mannschaft zurück.