70 Jahre RSV Rotation Greizv.l.n.r.: Semper, Höppner, Hoffmann, Gebhardt, Neuparth, Schneider, 0. Martens, Ditscherlein, K. Martens

1989: Nach 30 Jahren Spitze wieder erreicht

Zum ersten Mal seit 1959 starteten die Greizer Ringer im September 1989 — nur einige Wochen vor den entscheidenden politischen Ereignissen in Deutschland — in der höchsten Leistungsklasse.
Die Saison übertraf alle Erwartungen. Hinter dem 2-fachen DDR-Mannschaftsmeister Stahl Hennigsdorf belegte Rotation Greiz den zweiten Platz in der Oberliga des freien Ringkampfes. Traditionsreiche Mannschaften, die teilweise jahrelang in der Oberliga gerungen hatten, konnten die Greizer auf die Plätze verweisen.
Die Aktiven von Rotation hielten auch nach Öffnung der Grenzen ihrem Verein die Treue. Vollständig fuhr die Mannschaft am 10. November 1989, dem zweiten Tag der offenen Grenze, zum Oberliga-Vergleich nach Sömmerda.

Vorreiter beim deutsch-deutschen Sportverkehr

Auch beim deutsch-deutschen Sportverkehr waren die Greizer Ringer die Vorreiter. Als erster Jugendvergleichskampf zwischen der DDR und der BRD fand am 23. August 1989 der Kampf zwischen Johannis Nürnberg und Greiz als Vorkampf zum Endkampf in der 2. Bundesliga statt. Erstmals erlebten die Greizer das Fluidum in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Halle.
Im Januar 1990 fand als erster deutsch-deutscher Männervergleich der Kampf des deutschen Rekordmeisters ASV Heros Dortmund gegen die BSG Rotation Greiz statt. Die Greizer Ringer revanchierten sich dabei für die Niederlage im Kampf um die Deutsche Meisterschaft in den fünfziger Jahren. „Alle reden von Krise, wir nicht“, hätte den Nagel auf den Kopf getroffen.

Das Jahr 1990 stand im Zeichen des deutsch-deutschen Sportverkehrs. Erstmals seit Abbruch der Beziehungen im August 1961 war es den Sportlern aller Sportarten bis hinunter zur untersten Leistungsklasse möglich, mit Sportlern aus dem anderen Teil Deutschlands Vergleiche auszutragen. Doch bei den leistungsorientierten Greizer Ringern wich die Freude wie bei vielen anderen Mannschaften bald einer großen Enttäuschung. Zu ungleich waren die Bedingungen: Die sportlichen Vergleiche wurden meist als Hin- und Rückkampf ausgetragen.
Mehrere hundert Ringer aus dem Osten gingen in westliche Vereine. Die Greizer beendeten so, abgesehen von zwei Kämpfen gegen Hallbergmoos, die Freundschaftskämpfe gegen westliche Vereine.

Verbandsliga 1990: Erstmals wieder mit den Sportklubs

In der untergehenden DDR ging es ab dem 8. September in der Verbandsliga um die Meisterschaft im Osten. In der Gruppe Süd kämpften sie erstmals wieder gegen den Sportklub Leipzig und den Sportclub Motor Jena. Die BSG Chemie Pausa und der 22-fache Oberligameister BSG Wismut Aue vervollständigten die Staffel. Der ebenfalls vorgesehene Sportclub Motor Zella-Mehlis zog vor Beginn der Runde seine Mannschaft zurück. Die Kämpfe wurden nach Bundesligasystem mit wechselnden Stilarten ausgetragen. Leipzig gewann vor Jena. Greiz wurde vor Aue und den sieglosen Pausaern Dritter.

Die Finalkämpfe der beiden Ersten des Südens gegen die beiden Ersten des Nordens, Luckenwalde und Frankfurt/Oder, wurden von den Mannschaften der Südstaffel boykottiert. Die Nordmannschaften erschienen zu stark. Durch dieses unsportliche Manöver sicherte sich der SC Leipzig den Aufstieg in die 1. Bundesliga Staffel Süd. Luckenwalde kam in die Staffel Nord. Die weiteren Teams der Verbandsliga wurden in die 2. Bundesliga eingeteilt.