2.Bundesliga Nord: RSV Rotation Greiz gegen RV Lübtheen endet 23:775Bkg Freistil: Daniel Sartakov (rotes Trikot), RSV Rotation Greiz gegen Lennard Wickel, RV Lübtheen 4:0/SS/6:5/04:53

RSV Rotation Greiz bezwingt RV Lübtheen mit 23 : 7

GREIZ. Das mit Spannung erwartete Doppelkampf-Wochenende zu Beginn der Rückrunde der Ringer begann wie von den größten Optimisten nicht besser erhofft. Die Zweitbundesligamannschaft aus Greiz bezwang den punktgleich aus Mecklenburg angereisten Tabellenzweiten RV Lübtheen unerwartet hoch mit 23:7.
Der Vorkampf zu Saisonbeginn ging im Norden mit 9:17 verloren. Konnten die Vogtländer damals nicht in stärkster Besetzung antreten, mussten diesmal die Gäste, die u.a. den dänischen Meister Anders Ekström ersetzen mussten, ihr Team umstellen. Beide Vereine boten drei Ausländer auf.
Die Greizer Trainer Tino Hempel und Swen Lieberamm waren vor der Begegnung bei einer offenen Partie verhalten optimistisch, der Kampfausgang in der mit 720 Besucher wiederum gut besetzten Halle in Aubachtal überraschte dann alle. Kampfrichter Jörg Jähnichen aus Gelenau, der gut leitete, hatte bei einem wiederum sehr fairen Kampf keine Probleme mit den Sportlern.

Der siebzehnjährige Nachwuchsringer Dustin Nürnberger (57 kg/g), der zum dritten Mal in dieser Saison in der ersten Mannschaft antrat, brachte das Kunststück fertig, sein Gewicht auf 56,9 kg zu reduzieren. Den ein Jahr jüngeren Silvio Klink brachte er dreimal zu Boden und punktete mit Rollen. Schon nach 100 Sekunden stand sein 16:0 Überlegenheitssieg fest. (Kampfstand 4:0)

Sebastian Wendel (130 kg/f) traf auf seinen alten Rivalen Robert Glor aus Luckenwalde, der nach einer Minute mit 2:0 in Führung ging. Als ein vielversprechender Angriff des Greizers bei einer 30 Sekunden-Strafe beim Stande von 0:3 Sekunden vor Schluss nichts einbrachte, stand die 0:4 Niederlage fest. (4:2)

Vladimir Codreanu (61 kg/f) holte sich beim zehnten Saisonsieg zum achten Mal die maximal zu vergebenden vier Mannschaftspunkte. Der ein Jahr ältere Alex Fuhr hatte dem Angriffswirbel des Moldawiers nichts entgegen zu setzen und lag schon nach 45 Sekunden auf den Schultern (8:2)

Zwei gleichwertige Athleten standen sich mit Lukasz Konera (98 kg/g) und dem bulgarischen Juniorenmeister von 2013, Daniel Bankov, der im Vorkampf knapp gewonnen hatte, gegenüber. Der Lübtheeners erwischte den besseren Start und führte in der fünften Minute 3:0. Im Schlussspurt nutzte der Greizer unter dem Jubel der Zuschauer seine erste Chance am Boden und siegte durch zwei Rollen mit 4:3. (9:2)

Brian Tewes (66 kg/g) hatte im Vorkampf gegen Ekström klar verloren. Diesmal traf er auf Andrej Ginc, immerhin der erfolgreichste Ringer Deutschlands im Nachwuchsbereich im vergangenen Jahr mit DM-Titel, sowie Silber bei der EM und Bronze bei der WM. Der Greizer bestimmte von Beginn an den Kampf, punktete am Boden und wehrte am Ende zwei Angriffsversuche des Frankfurter Sportschülers auf seinen 4:0 Sieg geschickt ab. (11:2)

Die erfahrenen Lübtheener Trainer Bert Compas und Jens-Peter Sievertsen entschlossen sich, Sebastian Nowak aufrücken zu lassen, und in der 75 kg-Klasse Lennard Wickel gegen Daniel Sartakov zu setzen. Ein Unterfangen, das mit 0:8 Punkten gründlich daneben ging.

Der amtierende Meister Martin Obst (86 kg/f) bezwang den sich tapfer wehrenden Rostocker Sebastian Nowak mit Beinangriffen und Bodentechniken, die vom sachkundigen Publikum immer wieder von Szenenapplaus begleitet wurden, schon vor der Pause mit 15:0 Punkten. (15:2)

Vorsichtiger als gewohnt ging Vladimir Gotisan (66 kg/f) in das Gefecht gegen Dennis Langner. Im Vorjahr ließ er sich in Lübtheen von dem Rostocker überraschen und unterlag auf Schultern. Trotzdem sammelte er gegen den zweimaligen deutsche Vizemeister, der immer wieder seine Gefährlichkeit aufblitzen ließ, Punkt um Punkt und siegte ebenfalls schon vor der Pause mit 15:0.

Der Mannschaftskampf war nach sieben Kämpfen beim Stande von 19:2 bereits entschieden, als Tom Linke (86 kg/g) auf Rajbek Bisultanov traf. Der Tschetschene gilt in Dänemark als Hoffnungsträger, gerade dem Juniorenalter entwachsen, belegte er bei der EM den fünften Platz. Der Greizer rang sehr konzentriert, gab diesmal im Standkampf keinen Punkt ab. Eine Rolle bei zwei Versuchen im Boden und eine Verwarnung brachten den 3:0 Sieg des Lübtheeners. Die Chance auf eine Resultatsverbesserung in der Endphase konnte der Greizer am Boden leider nicht nutzen. (19:4)

Toni Stade (75 kg/g) musste sich wieder einmal mit dem zweiten Dänen, Frederik Bjerrehuus auseinandersetzen, der im Frühjahr zweimal bei den Qualifikationswettkämpfen für Olympia startete. Der Lübtheener bestimmte den Kampf, führte schon 10:0, als auch der Greizer seine Anhänger aufjubeln ließ und mit einem Kopf-Hüft-Schwung auf 6 Zähler verkürzte. Am Ende hatte der Däne mit 12:4 gewonnen. (19:7)

Zum Schluss gab es noch ein ringerisches Highlight. Mit Daniel Sartakov (75 kg/f) und dem deutschen Vizemeister Lennard Wickel (70 kg) trafen zwei Gegner aufeinander, die im Saisonverlauf nur jeweils einen Kampf verloren hatten. Die Bürde des Favoriten lastete aber auf dem erstligaerfahrenen Ex-Luckenwalder. „Ich war Außenseiter, hatte mir aber vorgenommen, mich davon nicht beeindrucken zu lassen und um jeden Punkt zu kämpfen,“ meinte der glückstrahlende Sieger im Nachhinein. Beide begannen vorsichtig, der Teilnehmer an der diesjährigen EM ging nach einer 30 Sekunden Strafe gegen den Greizer 1:0 in Führung und setzte sofort mit einem Beinangriff nach. Der Greizer entzog sich aber mit bekannter Schnelligkeit, griff seinerseits an und führte 2:1. Mit einem Angriff, den man im Judo als Innensichel bezeichnet, wechselte die Führung nach der Pause wieder, aber Sartakov konterte danach zum 4:3. In der fünften Minute fiel die Entscheidung, als der Greizer angriff, sein Widerpart konterte und den Greizer im hohen Bogen über sich drüber warf. Doch der so unsanft auf die Matte Beförderte, fiel weder auf Brust oder Rücken, sondern kam mit artistischer Gewandtheit auf die Beine und führte seinen Beinangriff so geschickt fort, dass der Lübtheener sich auf dem Rücken liegend wiederfand.
Der Kampfrichter pfiff zum Schultersieg. Die Sporthalle tobte, selbst langjährige Ringkampfanhänger hatten so etwas noch nicht gesehen.
Greiz sicherte sich mit diesem 23:7 Sieg den achten Erfolg in Serie.

Stimmen zum Kampf:

Jens-Peter Sievertsen (Trainer Lübtheen): „Das Ergebnis ist zu hoch ausgefallen. Im Vorkampf lief alles für uns, heute hatte Greiz einen Supertag erwischt. Wir haben einige tolle Kämpfe gesehen.“

Tino Hempel (Vizepräsident und Trainer RSV): „Ich glaube, wir haben unseren Anhängern einen Wettkampf geboten, den sie nicht gleich vergessen werden. Das war heute von beiden Seiten Werbung für den Ringkampfsport.“

Erhard Schmelzer @30.10.2016