Von der Jugendliga in die Bundesliga
Mit dem 20-Jährigen Lucas Kahnt startet in der nächsten Bundesligasaison ein Greizer Eigengewächs wieder für den RSV Rotation Greiz. “Wir freuen uns riesig, das du wieder im heimatlichen Team stehst“, kommentierte Trainer Tino Hempel die Vertragsunterschrift des jungen Sportlers, der gerade mit der deutschen Männernationalmannschaft von einem Trainingslager in Polen zurückgekehrt ist.
Lucas Kahnt begann im Jahr 2006 in der Greizer Jahnturnhalle mit dem Ringen. Schon bald stellten sich Erfolge ein. Bei der E-Jugend, der jüngsten Altersklasse, schulterte er im Januar 2008 in der Gewichtsklasse 25 kg alle Gegner und wurde Thüringer Meister. Als er 2010 zum ersten Mal bei den mitteldeutschen Meisterschaften starten durfte, musst er er nur eine Niederlage einstecken und gewann in der 31 kg-Klasse Bronze. Schon im Jugendbereich gehörte er zu den fleißigsten Sportlern, der Kraftsport lag ihn aber auch im Blut. Schon mit acht oder neun Jahren schaffte er mit relativ wenig speziellem Training 39 Klimmzüge. Als der Greizer Ringerverein ab 2010 wieder eine Jugendligamannschaft stellte und bis 2015 viermal den Staffelsieg erkämpfte, gehörte er bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden 2014 zu den Aktivposten der Mannschaft. Er brachte sogae das Kunststück fertig außer in seiner ersten Mannschaftskampfsaison – zwei Punktniederlagen – vier Jahre ungeschlagen zu bleiben. Mit einer Punktbilanz von 186:11 wurde er viermal punktbester Greizer Ringer und verpasste diesen Titel nur 2014 als er drei Kämpfe verpasste, da er mit einer Auswahl der Sportschule Leipzig zu Training und Wettkämpfen in Südafrika weilte.
Im Jahre 2013 war er seinem älteren Bruder Maximilian an die Sportschule Leipzig gefolgt, die er im Sommer 2020 mit dem Abitur abschloss. Schon mit 16 Jahren war er Stammringer in der zweiten Mannschaft des Greizer Vereins, die 2016 in der Regionalliga Mitteldeutschland kämpfte. Als die zweite Greizer Vertretung in die Landesliga Sachsen abstieg, sah Lukas Kahnt noch keine Chance zum Start in der ersten Greizer Mannschaft und wechselte im Sommer 2018 zum RV Thalheim um wieder in der Regionalliga, die durch die Umstrukturierungen des Deutschen Ringer-Bundes nun sogar zur zweithöchsten deutschen Leistungsklasse wurde, kämpfen zu können. Obwohl Rückschläge nicht ausblieben entwickelte er sich, der immer zu den besonders Ehrgeizigen gehörte, im Laufe der Zeit in dieser Leistungsklasse zu einem echten Siegringer, der in der Gewichtsklasse 75 kg jeden Gegner im freien Stil besiegen konnte. So kämpfte er sich auch bei den deutschen Einzelmeisterschaften Schritt um Schritt nach vorn bis der Durchbruch gelang. Waren bei der B- und A-Jugend siebente Plätze bis 2016 seine besten Resultate, kam er 2017 bei der A-Jugend und den Junioren mit fünften Plätzen den Medaillen schon sehr nah. Nach einem verletzungsbedingten Ausfall im Folgejahr klappte es 2019 erstmals mit dem dritten Platz bei den Junioren. Auch bei den Männern kam er schon auf Rang fünf.
Corona machte einen Strich durch die Rechnung
Die Folgen der Corona-Pandemie trafen Lucas Kahnt im Jahr 2020 schwer. Zwar blieb er ohne Infektion, doch als er im letzten Juniorenjahr zu den Favoriten auf den deutschen Titel gehörte, fielen die Meisterschaften aus. Zwar konnte er zwei Kaderturniere für sich entscheiden und stand bei der Nominierung für die Europa- und Weltmeisterschaften an erster Stelle, doch auch diese Wettbewerbe wurden abgesagt. Doch Verzagen gibt es für Lucas Kahnt nicht, nun bereitet er sich auf die Meisterschaften der Altersklasse U23 vor. Seit Sommer 2020 lernt er im elterlichen Betrieb in Greiz den Beruf eines Steinmetz. Trotzdem nutzt er jede Gelegenheit um am Bundesstützpunkt in Leipzig zu trainieren. Vom sächsischen Landestrainer Zsombor Gulyas, der aus Ungarn stammt, wird sein Einsatz sehr geschätzt. Nach dem Trainingslager in Polen geht es nun in dessen Heimat nach Budapest. Die Greizer Ringkampfzuschauer werden sich in der neuen Saison ein Bild von der Entwicklung des Rückkehrers machen können.
Erhard Schmelzer