Greizer Team in NürnbergGreizer Team in Nürnberg. Foto: Warmuth

SV Johannis Nürnberg gegen RSV Rotation Greiz endet 12:13

Greiz. Auch eine Runde vor Schluss der Hauptrunde in der Ringer-Bundesliga ist die Frage nach dem zweiten Absteiger weiterhin völlig offen. Die Greizer Mannschaft konnte in der 13.Wettkampfrunde mit einem nach dramatischen Kämpfern erzielten 13:12 Auswärtserfolg in Nürnberg wieder Anschluss an die Markneukirchener Mannschaft finden. Während Markneukirchen gleichzeitig in Kleinostheim 8:20 unterlag, konnte Lichtenfels nach einem 15:12 Heimsieg über Schorndorf vorzeitig den Klassenerhalt feiern. Nürnberg steht als Tabellenletzter als Absteiger fest. Der zweite Absteiger wird am letzten Kampftag im indirekten Duell zwischen den punktgleichen Teams aus Markneukirchen und Greiz ermittelt. Greiz hat zwar ein minimal besseres Punktverhältnis, aber das nützt nichts, da Greiz die Summe der direkten Vergleiche gegen Markneukirchen verloren hat. Da bei Punktgleichheit am Ende der Saison das Ergebnis der direkten Vergleiche der punktgleichen Teams untereinander entscheidet, muss Greiz am letzten Kampftag mindestens ein Remis gegen Kleinostheim erkämpfen und gleichzeitig darauf hoffen, dass Markneukirchen nicht Gleiches oder mehr im Heimkampf gegen Titelverteidiger Burghausen gelingt.

An gleicher Stelle an der vor fast genau 33 Jahren der erste Kontakt der Greizer Ringer mit der Welt der Bundesligen begann, als eine Greizer Jugendmannschaft auf den bundesdeutschen A/B-Jugendmeister Johannis Nürnberg traf und damit den Jahrzehnte brach liegenden deutsch- deutschen Sportverkehr im Ringen wieder eröffnete, konnte nun die Greizer Bundesligamannschaft mit einem hart erkämpften Sieg ihre Chance auf den Klassenerhalt wahren.

Obwohl nicht alle Vorstellungen aufgingen, hatte RSV-Trainer Tino Hempel im Aufstellungspoker am Ende die Nase vorn. Die Greizer gewannen sechs der zehn Kämpfe und konnten zusammen mit ihren zahlreichen Anhängern nach einem spannenden „Finalkampf“ jubeln. Die Nürnberger wollten sich in ihrem letzten Heimkampf von ihren Anhängern mit einem Sieg aus der Bundesliga verabschieden und hatten alle Ausländer sowie alle einsatzbereiten Deutschen an Deck. Die 400 Zuschauer in der Sporthalle am Zeisigweg erlebten einen bis zum Schlusspfiff spannenden fairen Kampf zweier Mannschaften auf Augenhöhe, der von der Leipziger Kampfrichterin Saskia Buchwald ohne Probleme geleitet wurde.

Tino Hempel verzichtete auf den Einsatz von Denis Mihai gegen den kasachischen WM-Fünften Amangali Bekbolatov und schickte Ibrahim Galamatov (57 kg/g) ins Rennen. Der Kasache wurde seiner Favoritenstellung gerecht und kam nach drei Würfen schon in der zweiten Minute zum 16:0 Überlegenheitssieg. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 0:4)

Wie würde Fatih Yasarli (130 kg/f) bei seinem dritten Einsatz für Greiz gegen die polnische Nummer Eins Robert Baran bestehen? Zweifel waren angebracht, konnte der Pole doch mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei der diesjährigen EM sein aktuelles Leistungsvermögen unter Beweis stellen. Doch der Türke zeigte seinen besten Kampf, musste zwar nach Passivitätsstrafen zweimal einen Punkt abgeben, konnte aber mit einer technischen Wertung zwischenzeitlich sogar in Führung gehen. Am Ende stand es 1:2. (0:5)

Razvan Kovacs (61 kg/f) beherrscht Hamed Kiani in allen Belangen und konnte in der fünften Minute mit 16:0 den erwarteten ersten Sieg für die Gäste erkämpfen. (4:5)

Im innerungarischen Duell zweier Weltspitzenringer besiegte Alex Szöke (98 kg/g) Tamas Levai 5:1. Beide Sportler wurden schon Weltmeister bei der U23. Der Nürnberger, der beim Wiegen 91,5 kg auf die Waage brachte, hatte seine diesjährige EM-Bronzemedaille bei den Männern allerdings im 82 kg-Limit gewonnen. (6:5)
An Stelle von Dawid Karecinski startete Rasul Galamatov (66 kg/g) für Greiz, da man bei den Nürnbergern mit dem Einsatz des Eigengewächses Maximilian Gerlach rechnete. Der Nürnberger Trainer Matthias Baumeister vertraute aber auf den in Jena ausgebildeten Hofer Freistilringer Enes Akbulat, der dieses Vertrauen mit einem 9:1 Sieg rechtfertigte. Taktisch unklug der letzte Angriff des Greizers Sekunden vor Schluss beim Stande von 1:7, der gekontert wurde und den Nürnbergern einen weiteren Mannschaftspunkt einbrachte. So ging es mit 6:8 in die Pause.

Martin Obst (86 kg/f) traf auf den alten Rivalen Andreas Walther. Beide Routiniers riskierten nicht alles. Am Ende hatte der Greizer mit 4:2 gewonnen, der aber trotzdem mit sich haderte: „ Wie in Greiz gegen Daniel Sartakov habe ich einen unnötigen Punkt abgegeben. Als der Gegner nach einem Beinangriff von mir schon fast die Matte verlassen hatte, habe ich es zugelassen, dass er sich am Mattenrand drehen konnte und ich somit den Punkt abgebe. Das darf einen so erfahrenen Ringer wie mir nicht passieren.“ (7:8)

Nikolay Grahmez (71 kg/f) machte mit dem in dieser Gewichtsklasse eingesetzten Maximilian Gerlach kurzen Prozess und kam schon nach gut einer Minute beim Stande von 12:0 zum Schultersieg. (11:8)

Maximilian Besser (80 kg/g) stand gegen Vizeweltmeister Zoltan Levai auf verlorenen Posten und wurde von diesem im Anschluss an einen angeordneten Bodenkampf nach zwei Minuten beim Stande von 0:3 geschultert. (11:12)

Routinier Christian Fetzer (75 kg/g) traf auf den Nürnberger DM-Fünften Michael Janot und lag nach eigener Führung zur Halbzeit mit 1:2 in Rückstand. Mit seiner Kondition und seinem unbändigen Kampfgeist gelang es dem 38-jährigen seinen 18 Jahre jüngeren Widersacher und Juniorenvizemeister in den letzten Minuten noch zwei Einserwertungen abzunehmen. (12:12)

Im Abschlusskampf zwischen Lucas Kahnt (75 kg/f) und Tim Stadelmann musste nun die Entscheidung fallen. Besonders stolz ist man im Nürnberger Lager auf das Eigengewächs der 2019 deutscher Meister werden konnte. Lucas Kahnt war es am Freitag in der Nacht mit seiner Leipziger Trainingsgruppe von einem zweiwöchigen Trainingsaufenthalt in Mexiko zurückgekehrt, dort aber von seinem Trainer Zsombor Gulyas auf seinen Gegner eingestellt wurden. Ein Sieg mit einem Punkt Vorsprung rechte jeden. Entsprechend wurde gekämpft. Der Greizer behielt die Nerven und siegte nach sechs Minuten mit 3:2.

Am nächsten Samstag beim Saisonabschluss ist somit noch alles möglich.

Erhard Schmelzer

Einzelerebnisse:

StilartGewichtIstNameIstNamePunkteWertungZeit
Gr.-röm.5756,9Amangali Bekbolatov N (7)56,7Ibragim Galamatov N4 (-2)4:0TÜ 16:001:51
Freistil6160,7Hamed Kiani N6 (1)60,7Razvan-Marian Kovacs EU (5)0:4TÜ 0:1604:15
Gr.-röm.6666Enes Akbulut (2)65,5Rasul Galamatov N4 (-2)3:0PS 9:106:00
Freistil7162,1Maximilian Gerlach (-2)71Nikolay Grahmez EU (7)0:4SS 0:1201:08
Gr.-röm.75A74,7Michael Janot (-2)74,1Christian Fetzer (2)0:1PS 2:306:00
Freistil75B69,8Tim Stadelmann (-2)74,9Lucas Kahnt (-2)0:1PS 2:306:00
Gr.-röm.8079,8Zoltan Levai EU (5)79,7Maximilian Besser (1)4:0SS 3:001:58
Freistil8682,8Andreas Walter (2)83,3Martin Obst (1)0:1PS 2:406:00
Gr.-röm.9891,5Tamas Levai EU (7)97,9Alex Szöke EU (7)0:2PS 1:506:00
Freistil130110,2Robert Baran EU (8)114,6Fatih Yasarli EU (5)1:0PS 2:106:00

Aktuelle Tabelle:

PlatzMannschaftAnz.K.Plus:MinusDifferenz +:?
1SV Wacker Burghausen13261:93168 24:2 
2KSC Germania Hösbach13217:14770 18:8 
3SC Kleinostheim13212:15062 18:8 
4ASV Schorndorf13195:15837 18:8 
5AC Lichtenfels13138:198-60 10:16 
6RSV Rotation Greiz13145:215-70 7:19 
7AV Germania Markneukirchen13153:225-72 7:19 
8SV Johannis Nürnberg13122:257-135 2:24