AC 1897 Werdau wird vom RSV Rotation Greiz II mit 10 : 16 besiegt
WERDAU/GREIZ. Mit Respekt, aber auch mit einer starken Mannschaft, die auf Sieg eingestellt war, reiste die zweite Greizer Ringermannschaft zum Tabellenführer AC 1897 Werdau. In der Landesliga scheint fast jeder jeden schlagen zu können. Greiz fehlte in der Vorwoche z.B. nur ein Punkt zum Remis gegen Gelenau II/Chemnitz.
Und in Werdau sah es nach den ersten drei Kämpfen wirklich nicht nach einem Erfolg der Gäste aus dem nahen Thüringen aus. Die Gastgeber führten schon eindeutig mit 10:0 und den Greizern schienen wieder alle Felle davon zu schwimmen. Am Ende aber jubelten die Greizer Mannschaft und die mitgereisten Anhänger. Der Sieg mußte aber sehr schwer erkämpft werden, er stand oftmals auf des Messers Schneide.
Es hätte auch anders ausgehen können!
Maximilian Böttger (54 kg/f) kam zwar nach schnellem Rückstand gegen den gleichaltrigen Raffael Kaufmann zum 2:2 Ausgleich, musste aber in der zweiten Minute eine Schulterniederlage hinnehmen. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 0:4)
Die Gastgeber hatten umgestellt, nahmen den 124 kg schweren Marvin Söll aus der Mannschaft und ließen Martin Kretzschmar, den Sohn der Werdauer Ringerlegende Hans Kretzschmar aufrücken. Tom Seidel (130 kg/g) ließ sich von ihm mit einen Kopf-Hüft-Schwung überraschen und unterlag auf Schultern. (0:8)
Rasul Galamatov (57 kg/g) hatte sich gegen den fünf Jahre älteren Mark Lenser viel vorgenommen und führte in der ungeliebten Stilart in einem äußerst abwechslungsreichen Kampf nach einer Minute 5:4. Mit zunehmender Kampfzeit setzte sich aber die durch das Alter bedingte körperliche Robustheit des diesjährigen DM-Siebenten immer mehr durch. Am Ende unterlag der Greizer, der auch gelernt haben dürfte, woran er im Training arbeiten muss, mit11:15. (0:10)
Für Thomas Leffler (98 kg/f) wurde es gegen den ehemaligen iranischen Auswahlringer Mohamad Sadeghi ein sehr schwerer Kampf. Der ehemalige Freistilspezialist blockierte alle Angriffsversuche und wurde viermal mit einer 30 Sekunden-Strafe belegt. Erst mit dem Schlusspfiff erzielte der nie aufsteckende Greizer den wichtigen 8:0 Endstand. (3:10)
Als der Werdauer Eric Uhlig auf die Matte trat, meinte Hallensprecher Michael Kramer, selbst früher erfolgreicher Ringer, sehr zweideutig: „Diese Stilart freut Eric besonders.“ Nun der Afghane Karim Rasuli (61 kg/f) verstand es nicht und hätte den Hintersinn sicher auch nicht erfassen können. Er begann also verhalten, stellte aber bald fest, dass jeder Beinangriff mit Punkten belohnt wurde, griff immer häufiger an und siegte in der fünften Minute mit 17:0 (10:7)
Mannschaftskapitän Martin Zeuner (86 kg/g) wurde wie erwartet seiner Favoritenrolle gerecht. Kaum war Chris Wemme zu Boden gebracht, wurde er spielend leicht, sieben Mal gerollt. Schon nach 43 Sekunden stand es 16:0. (10:11)
Nun schien ein Mannschaftssieg möglich zu sein. Joel Wrensch (66 kg/g) musste sich mit dem Spezialisten Julian Riese auseinandersetzen. Vor den Augen seiner Geschwister, die am Vormittag bei den Thüringer Verbandsjugendspielen für Pößneck recht erfolgreich waren, überraschte der Greizer seinen Gegner bereits in der Anfangsphase mit zwei Kopfrollen.
Am Ende war der Gegner dem Wettkampftempo nicht gewachsen und unterlag völlig ausgepumpt mit 0:10. (10:14)
Nun war ein Remis zwar sicher, aber Lucas Kahnt (75 kg/f) musste sich noch mit Adrien Nötzold auseinandersetzen. Der Greizer kämpfte im April bei den deutschen Titelkämpfen noch im 58 kg-Limit, rückte aber in fünf Monaten drei Gewichtsklassen höher und musste nun den entscheidenden letzten Kampf bestehen. Der achtundzwanzigjährige Werdauer startete mit einer Kopfrolle mit 2:0, der Greizer ging nach einem Beinangriff zum 3:3 in Führung. Als Nötzold seine zwischenzeitliche Führung beim 4:5 wieder verlor, wechselte er die Sportarten, ging zum Boxkampf über, traf allerdings ein Körperteil, das auch beim Boxsport unter Schutz steht.
Erinnerungen wurden wach an den September 2013 als sich Nötzold in der 2.Bundesliga eine ähnliche Auseinandersetzung mit dem Jenaer Rüdiger Kabus lieferte. Bei dieser Situation erhielt der Greizer Trainer Sebastian Kessel vom Chemnitzer Kampfrichter Frank Baumann, der die Aktion wohl nicht richtig mitbekommen hatte, die gelbe Karte wegen unbefugten Betretens der Matte. Der Kampf war allerdings bereits abgepfiffen und der Trainer eilte zu seinem Schützling Lucas Kahnt, der – im wahrsten Sinne des Wortes – angeschlagen war. Lucas Kahnt behielt in dieser kritischen Situation die Nerven und baute seinen Vorsprung mit der Schlusssirene auf 7:4 aus.
Die Greizer Mannschaft und ihre Anhänger jubelten über den vor gut 100 Zuschauern erkämpften 16:10 Erfolg. Nach der erfolgreichen Aufholjagd in Westsachsen kämpften sich die Greizer in der Tabelle zwar nur einen Rang höher auf den vierten Platz, der Abstand zum jetzigen Tabellenführer RV Thalheim II beträgt aber nur zwei Minuspunkte.
Und der neue Tabellenführer aus Thalheim stellt sich am kommenden Samstag in der Greizer Sporthalle vor.
Gelingt innerhalb von acht Tagen der zweite Sturz eines Spitzenreiters?
Erhard Schmelzer @25.09.2017
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