2.Bundesliga Nord: RSV Rotation Greiz gegen AC Germania ArternDer Greizer Lukasz Konera (rotes Trikot) bezwingt seinen polnischen Landsmann Michal Pietrzak mit 8.0 Punkten.

RSV Rotation Greiz bezwingt AC Germania Artern mit 23:12

GREIZ. Der Sieger im zweiten Thüringenderby dieses Jahres hieß RSV Rotation Greiz. Nach dem 20:8 Auswärtssieg in der Vorrunde an der Unstrut wurde der AC Germania Artern zum zweiten Mal bezwungen.
Diesmal hieß es 23:12. Mit diesem Erfolg konnten die Greizer Ringer vorzeitig ihren Staffelsieg in der 2.Bundesliga Nord aus dem Vorjahr verteidigen. Zwei Runden vor Schluss liegen die Greizer zwar nur vier Punkte vor dem ärgsten Verfolger AC Germania Markneukirchen, aber durch das direkte Kampfverhältnis von 32:22 gegen die Südvogtländer können die Greizer auch bei zwei Niederlagen nicht mehr eingeholt werden.
In den letzten vier Jahren konnte der Greizer Ringerverein sich dreimal den Staffelsieg in der zweiten Liga sichern, eine hervorragende, ja sogar einmalige Bilanz. Das liegt allerdings auch an den Regularien des Deutschen Ringer-Bundes, die bis 2012 den Staffelsieger nur die Wahl ließen zwischen einem Zwangsaufstieg in die erste Bundesliga oder der Rückstufung in die dritte oder regional auch vierte Liga. Nun sehen die Regeln für die Saison 2017 für alle Vereine der drei Staffeln der zweiten Liga die Eingliederung in eine aus vier Staffeln bestehende gemeinsame Bundesliga mit den derzeitigen acht Erstbundesligisten vor.
Diese doch sehr komplizierten und schwer planbaren Zukunftsaussichten dürften die Ursache gewesen sein, dass sich nach dem Kampf in den Minen der Vereinsverantwortlichen nicht nur die Freude über die Titelverteidigung des Staffelsieges widerspiegelten.

Greiz ging als klarer Favorit in das vor 327 Zuschauern ausgetragene Thüringenderby, bei dem es doch einige Überraschungen gab. Die Gäste hatten diesmal auf Grund einer eigenen Veranstaltung kaum Anhänger mitgebracht.

Wie Hallensprecher Frank Böttger bekanntgab, wird unter den Greizer Zuschauern in Zukunft der in der Vorwoche 14 Tage nach seinem 90. Geburtstag verstorbene älteste Greizer Ringkampfanhänger Gerhard Mittenzwei fehlen.

Ein Fersehteam des MDR drehte für das Thüringenjournal. Greiz hatte gegenüber dem vorentscheidenden Auswärtskampf in Eisleben sein Team auf drei Positionen verändert. Der Tabellenneunte aus dem Norden Thüringens muss vor allem bei seinen Freistilringern schon seit einigen Wochen einige Stammkräfte ersetzen.

Zum Auftakt hatte es Nachwuchsringer Dustin Nürnberger (57 kg/g) gegen den sechs Jahre älteren Tim Salzmann schwer. Der Greizer erkämpfte selbst fünf Punkte, musste sich aber in der sechsten Minute dem Spezialisten im griechisch-römischen Stil aus Artern nach zwei Würfen und Rollen am Boden mit 5:20 geschlagen geben. (Mannschaftsstand: 0:4)

Die Kämpfe zwischen Sebastian Wendel (130 kg/f) gegen den ehemaligen Jugendmeister Daniel Geist sind immer offen, was auch diesmal der Fall war. In Anwesenheit von Exweltmeister Uwe Neupert fiel diesmal die Entscheidung aber durch eine Verletzung. Als der 1:3 zurückliegende Greizer im Endspurt angriff, entzog sich der Gästeringer zwar dieser Aktion, stützte sich aber mit dem linken Arm so unglücklich auf der Matte ab, dass der sechs Sekunden vor Schluss mit einer Ellenbogenverletzung den Kampf aufgeben musste. (4:4)

Vladimir Codreanu (61 kg/f) wurde seiner Favoritenstellung gegen den sich tapfer wehrenden Stephan Knopf gerecht und kam noch vor der Halbzeit beim Stande von 11:0 zum Schultersieg. (8:4)

Lukasz Konera (98 kg/g) spielte gegen Michal Pietrzak seine zehn Kilogramm Gewichtsvorteil aus, brachte seinen Landsmann dreimal zu Boden und sicherte sich bis zum Schluss kämpfend fünf Sekunden vor Schluss mit einem 8:0 Sieg drei Mannschaftspunkte. (11:4)

Die Greizer Trainer Tino Hempel und Swen Lieberamm setzten nach vierwöchiger Pause Florian Crusius (66 kg/g) ein, der gut mit der Nummer eins der Tschechen, Matous Morbitzer, zurecht kam, obwohl er vor allem durch Aktionen am Boden mit 1:5 unterlag (11:6)

In Anwesenheit seines aus Berlin angereisten Vaters („herrliche Ringkampfathmosphäre in Greiz“) wurde Martin Obst (86 kg/f) vom Arterner Ersatzmann Christian Mehlig kaum gefordert. Schon nach 1:50 min stand der 16:1 Überlegensheitssieg des deutschen Meisters fest. (15:6)

Noch schneller ging es bei Vladimir Gotisan (66 kg/f), der auf den Jugendlichen Alexander Lehmann traf. Der Gästeringer verletzte sich bei der zweiten Angriffsaktion des Greizer an der Schulter und musste den Kampf aufgeben. (19:6)

Die Gäste kamen zur Resultatsverbesserung, als einer ihrer Stärksten, der tschechische Auswahlringer Oldrich Varga, bereits im Vorjahr Erfolgreichster seines Vereins, Konstantin Sommer (86 kg/g) schulterte. (19:10)

Mannschaftskapitän Toni Stade (75 kg/g) traf auf den dritten tschechischen Auswahlringer, den EM-Teilnehmer Jan Zizka. In einem Gefecht auf Augenhöhe mussten beide nach Verwarnungen wegen passiver Ringweise zweimal in den Bodenkampf. Hier erkämpfte der Tscheche zwei Zähler und siegte mit 4:1. (19:12)

Den Schlusspunkt setzte Daniel Sartakov (75 kg/f), der den diesmal im freien Stil aufgebotenen Marco Scherf mit seiner Schnelligkeit immer wieder vor unlösbare Aufgaben stellte. Variabel in der Angriffsführung punktete der Greizer in regelmäßigen Abständen und kam nach 4:28 min zum 18:0 Erfolg.

Schon kurz nach 21 Uhr stand unter dem Jubel der Greizer Ringkampfanhänger der 23:12 Derbysieg und damit der Staffelsieg in der 2.Bundesliga 2016 fest.

Stimmen zum Kampf:

Tino Hempel (Trainer RSV): „Wir haben eine vorbildliche Mannschaft bei der jeder für jeden kämpft. Damit konnten wir einige kritische Situationen überzeugend lösen. Bester Kampf war unser 22:6 Sieg beim jetzigen Tabellenzweiten Markneukirchen. Alles Gute für die beiden verletzten Arterner Ringer.“

Lothar Finke (Vorsitzender AC Artern): „Herzlichen Glückwunsch an den Staffelsieger. In Greiz läuft es für uns immer gut. Im griechisch-römischen Stil, unserer Stärke, haben wir sogar 12:3 gewonnen. Mit den Greizer Freistilringern können wir nicht mithalten, auch wenn wir keine Ausfälle haben. Für die neue Bundesliga werden wir nicht melden.“

Erhard Schmelzer @05.12.2016