DRB Bundesliga Staffel Südost: WKG Pausa/Plauen gegen RSV Rotation GreizDer mazedonische EM-Fünfte Magomedgadji Nurov (blaues Trikot) - hier bei einem Achselwurf -bezwang den Pausaer Christian Bächer mit 16:0.

WKG Pausa/Plauen gegen RSV Rotation Greiz endet 13:22

PAUSA/GREIZ. Das Vogtlandderby in der Ringer-Bundesliga in Pausa wurde zu dem, was man sich von ihm versprochen hatte: Großartiger Ringkampfsport vor zwei enthusiastischen Fangruppen, bei dem am Ende die Fairness den Sieg davontrug.
Vor mehr als 400 Zuschauern trafen die Mannschaften der WKG Pausa/Plauen und des RSV Rotation Greiz zum letzten Mal in der alten Schulturnhalle in Pausa aufeinander.
In der nächsten Saison kämpfen die Gastgeber in der nahegelegenen neuen Halle.
An diesem Samstag wurden deutschlandweit in den drei Staffeln der Bundesligen nur bei den Nürnbergern, die Westendorf mit 29:7 bezwangen, einige Besucher mehr gezählt.
Das Vogtlandderby braucht sich also auch hinsichtlich der Zuschauerresonanz nicht zu verstecken. Da auch 300 Besucher zum Kampf Hallbergmoos gegen Aue (19:5) kamen, lag die Staffel Südost, in der ja auch der deutsche Mannschaftsmeister Burghausen kämpft, in dieser Statistik ganz vorn.
Wiegen und Kampfbeginn mussten um jeweils 15 Minuten nach hinten verschoben werden, da der am Vortag neu angesetzte Kampfrichter Alexander Geck aus Großostheim wegen einer Autopanne zu spät eintraf.
Der ursprünglich angesetzte Chefkampfrichter des Weltringerverbandes UWW Antonio Silvestri hatte seine Kommen am Freitag kurzfristig absagen müssen.
Die Ausgangslage beim Vogtlandderby war spannend. Nach einer optimal verlaufenden Vorrunde wurden die Greizer in der Rückrunde von Westendorf und Aue bezwungen. Pausa/Plauen hingegen konnte Westendorf in dieser Saison bereits zum zweiten Mal besiegen.
Wie würde nun also das zweite Vogtlandderby in diesem Jahr ausgehen?
Der Greizer Trainer Tino Hempel pokerte hoch, stellte seine Mannschaft auf mehreren Positionen um und konnte sich – obwohl nicht alle Gedankenspiele aufgingen – am Ende über einen verdienten Sieg freuen.
Die Greizer gewannen sechs der zehn Kämpfe, die Gastgeber waren durch ihre ausländischen Kämpfer vier mal erfolgreich.
Die Greizer ließen ihren Routinier Vladimir Codreanu zu Hause und setzten erstmals auf der Ausländerposition den 16-jährigen Rasul Galamatov ein, der in Greiz das Ringen erlernt hat. Mit ihm und dem gleichaltrigen Maximilian Böttger standen zwei Eigengewächse im Greizer Team.
Auch die Gastgeberseite stellte mit Kevin Drehmann und Christian Bächer zwei, wenn auch deutlich ältere Sportlerauf, die in Pausa das Ringen erlernt hatten. Warum der Plauener Werner Schellenberg nicht zu dieser Kategorie gezählt wird, liegt an einer etwas ungewöhnlichen Regelauslegung des Ringerbundes. So wunderte es nicht, dass beide Teams die mögliche Höchstpunktzahl beim Einsatz der Ringer von 28 Punkten mit jeweils 20 Zählern klar unterschritten.
Wen würden die Pausaer im leichtesten Limit aufstellen? Den ungarischen Männer-Meister Tamas Török oder wie gegen Aue, den DM-Dritten der B-Jugend Gunnar Frisch? Der sechzehnjährige Greizer Nachwuchsringer Rasul Galamatov (57 kg/g) traf auf Török, zeigte seine Veranlagung und wäre sogar in die zweite Halbzeit gekommen, wenn der Kampfrichter einen Kopf-Hüft-Schwung des Greizers nicht als Scheinangriff, sondern als eigenen Griff gesehen hätte. Der drei Jahre ältere EM- und WM-Teilnehmer der Junioren nutze sein Vorteile im Bodenkampf und siegte gegen den stilartfremd antretenden Greizer nach 2:44 min mit 15:0. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 0:4)
Magomedgadji Nurov (130 kg/f) ein russischer Sportler aus der Teilrepublik Dagestan, der aber international seit drei Jahren für Mazedonien startet, war Christian Bächer physisch und technisch klar überlegen und siegte u.a. mit zwei Achselwürfen ebenfalls in der dritten Minute mit 16:0. (4:4)
Der fünfzehnjährige Greizer Nachwuchsringer Maximilian Böttger ersetzte Vladimir Codreanu (61 kg/f) und machte seine Sache recht gut. Natürlich war gegen Said Gazimagomedov kein Blumentopf zu gewinnen. Der Dagestaner ist punktbester Ringer in der Staffel Südost der Bundesliga und konnte mit seinem technischen Überlegenheitssieg in der dritten Minute seinen Vorsprung in dieser Wertung weiter ausbauen. Die Greizer Nachwuchssportler waren zwar weit von einem Punktgewinn entfernt, die Gastgeber hatten aber nun schon zwei ihrer starken Ausländer verbrannt und die stärksten Greizer Kämpfer kamen erst noch. (4:8)
Routinier Thomas Leffler (98 kg/g) ringt eine sehr starke Saison. Immer dabei fuhr er im neunten Saisonkampf seinen vierten Sieg ein. Sein Kontrahent, der zehn Jahre jüngere ehemalige A-Jugendmeister Kevin Drehmann, war im Standkampf ein gleichwertiger Gegner. Am Boden konnte der DM-Dritte von 2014 seine besonderen Stärken aber ausspielen und siegte so in der letzten Minute mit 15:0. (8:8) Alexander Grebensikov (66 kg/f) konnte gegen Janik Rausch seine technischen Vorteile nutzen und sich durch spektakuläre Würfe in Führung bringen. Der Rehauer blieb immer gefährlich und hätte in der zweiten Minute durch einen Kopf-Hüft-Schwung beinahe die Sensation geschafft, doch der Greizer konnte mit einer artistischen Befreiungsbewegung die gefährliche Lage gerade noch verhindern. Nach seinem 18:2 Sieg in der vierten Minute lagen die Greizer zur Halbzeit erstmals in Führung (12:8).
Die Gastgeber boten den schon mehr als sechs Jahre in Deutschland lebenden Dagestaner Zalik Sultanov als fünften Ausländer gegen Martin Obst (86 kg/f) auf. Der Dagestaner, der die Hälfte seiner Kämpfe siegreich gestalten konnte, hatte bei der Vorrunde in Greiz das Wiegen verpasst und war nun besonders motiviert. Der Vizeeuropameister brachte eine gewisse Anlaufzeit, kam dann aber immer besser auf Touren. 6:0 in Führung liegend kämpfte er im wahrsten Sinne des Wortes bis zur letzten Sekunde um den dritten Mannschaftspunkt. Diesen stellte er mit einem Beinangriff zum 10:0 drei Sekunden vor Abpfiff unter den frenetischen Anfeuerungsrufen seiner Fans sicher. (15:8)
Im Vorkampf hatte Vladimir Gotisan (71 kg/f) den EM-Fünften Krzystof Bienkowski bezwungen, nun drehte der Pole den Spieß um. In einem taktisch geprägten Kampf traten beide sehr verhalten auf. Der Greizer erhielt drei 30-Sekunden-Strafen wegen passiver Ringweise. Erst eine halbe Minute vor Ende des Kampfes fiel die erste technische Wertung, allerdings zu Gunsten des Polen, der damit zum 5:0 Sieg kam. (15:10)
Der Greizer Trainer ließ Dawid Karecinski in der 80 kg-Klasse des griechisch-römischen Stils starten und schickte Toni Stade ins 75 kg-Limit. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtg erweisen sollte. Karecinski traf so wie im Vorkampf – damals in der 75 kg-Klasse – auf den sich tapfer wehrenden Plauener Werner Schellenberg. Der Plauener erhielt drei Ermahnungen wegen passiver Kampfesweise und der polnische EM-Fünfte konnte so seine Stärken im Bodenkampf ausspielen. Trotz der kleinen Pausaer Matte, bei der einige Aktionen im Aus endeten, siegte der Greizer mit 9:0. (18:10)
Toni Stade (75 kg/g) traf nun auf keinen Geringeren als den frischgebackenen Bronzemedaillengewinner der Weltmeisterschaften Gevorg Sahakyan. Der Pole mit armenischen Wurzeln hatte sich diesen Kampf sicher leichter vorgestellt. Der Greizer Mannschaftskapitän wurde zwar in die Defensive gedrängt, gab aber so gut wie keinen technischen Punkt ab. Einen Kopf-Hüft-Schwung des Greizers sah der Kampfrichter als Scheinangriff, aber im Gegensatz zu Galamatov gab der Verteidigungskünstler im folgenden Bodenkampf keine Wertung ab. Drei Ermahnungen wegen passiver Ringweise, zwei mal Hinausdrängen lassen aus der Kampfzone und eine Verwarnung brachten den Weltspitzenringer einen 9:0 Punktsieg. Mit einer vorbildlichen Einstellung hat Toni Stade bewiesen, wie man auch einen weit überlegenen Sportler mit technischen, taktischen und kämpferischen Mitteln Pparoli bieten kann.
OTZ-Reporter Andreas Rabel, früher selbst ein hervorragender Freistilringer, meinte dazu: „Auch Verlierer können Sieger sein!“ Beim Zwischenstand von 18:13 stand der Greizer Mannschaftssieg fest und Daniel Sartakov (75 kg/f) konnte ohne auf das Mannschaftsergebnis achten zu müssen, auf die Matte gehen. Und der Berliner, im Vorjahr noch für die WKG aktiv, setzte noch einen Glanzpunkt. Sein Gegner der Stendaler Kevin Lucht wurde bei dem Freistilfeuerwerk des Greizers zum Statisten degradiert. Dabei rang der an der Sportschule Halle ausgebildeter Gegner ein äußerst erfolgreiches Jahr. Der Juniorenmeister gewann wie Martin Obst eine Bronzemedaille in der 79 kg-Klasse bei den Männern, erkämpfte den 5.Platz bei der Junioren-EM und nahm auch an der Junioren-WM teil. Gegen die schnellen Angriffs- und Verteidigungsaktionen des lautstark von den Greizer Anhängern angefeuerten Daniel Sartakov war er machtlos. Rund 90 Sekunden vor Schluss pfiff Kampfrichter Alexander Geck beim Stande von 15:0 den Kampf ab. Greiz hatte das spannende Vogtlandderby mit 22:13 für sich entschieden.
Die zahlreichen Anhänger skandierten: „Hier regiert der RSV!“
Drei Runden vor Schluss der Hauptrunde, nach der für 15 der 23 Bundesligisten die Saison beendet sein wird, liegt Greiz punktgleich mit Nürnberg auf den dritten Tabellenplatz. Nur die jeweils ersten beiden der Staffel erreichen sicher die Endrunde zur Ermittlung des deutschen Mannschaftsmeisters. Außerdem werden durch Losentscheid zwei der drei Tabellendritten ermittelt, die dann ebenfalls in den Lostopf für die Endrunde kommen.
Am 1.Dezember erwarten die Greizer den SV Siegfried Hallbergmoos.

Weitere Ergebnisse des Tages:
SV Johannis Nürnberg – TSV Westendorf 29: 7
SV Siegfried Hallbergmoos – FC Erzgebirge Aue 19: 5
kampffrei: SV Wacker Burghausen

Statistik
Kampfrichter Alexander Geck
Zuschauer: 409

57kg Greco: Tamas Török, WKG Pausa/Plauen gegen Rasul Galamatov, RSV Rotation Greiz – 4:0/TÜ/15:0/02:44
61kg Freistil: Said Gazimagomedov, WKG Pausa/Plauen gegen Maximilian Böttger, RSV Rotation Greiz – 4:0/TÜ/16:0/02:10
66kg Greco: Janik Rausch, WKG Pausa/Plauen gegen Alexander Grebensikov, RSV Rotation Greiz – 0:4/TÜ/2:18/03:40
71kg Freistil: Krzystof Bienkowski, WKG Pausa/Plauen gegen Vladimir Gotisan, RSV Rotation Greiz – 2:0/PS/5:0/06:00
75Akg Greco: Gevorg Sahakyan, WKG Pausa/Plauen gegen Toni Stade, RSV Rotation Greiz – 3:0/PS/9:0/06:00
75Bkg Freistil: Kevin Lucht, WKG Pausa/Plauen gegen Daniel Sartakov (blaues Trikot), RSV Rotation Greiz – 0:4/TÜ/0:15/04:38
80kg Greco: Werner Schellenberg, WKG Pausa/Plauen gegen Dawid Karecinski, RSV Rotation Greiz – 0:3/PS/0:9/06:00
86kg Freistil: Zalik Sultanov, WKG Pausa/Plauen gegen Martin Obst, RSV Rotation Greiz – 0:3/PS/0:10/06:00
98kg Greco: Kevin Drehmann, WKG Pausa/Plauen gegen Thomas Leffler (blaues Trikot), RSV Rotation Greiz – 0:4/TÜ/0:15/05:22
130kg Freistil: Christian Bächer, WKG Pausa/Plauen gegen Magomedgadji Nurov, RSV Rotation Greiz – 0:4/TÜ/0:16/02:24

Erhard Schmelzer @25.11.2018