RSV Rotation Greiz endet SV Wacker Burghausen endet 8:25

GREIZ. Auf dem Weg zum dritten deutschen Meistertitel in Folge machte der SV Wacker Burghausen in Greiz Station. Beim Fußball kann auch der Meister oder gar der Championsleague-Sieger beim Außenseiter verlieren. Beim Ringkampf, wo die Einzelresultate summiert werden, ist das nicht der Fall. Da kann man sogar gewinnen, wenn man zum Auswärtskampf des Halbfinales zu spät zum Wiegen kommt. (So viel Sarkasmus muss erlaubt sein.)
Obwohl also die Siegeschancen der Greizer Ringer gegen Null tendierten, war die Halle An der Eisbahn wieder mit 920 Besuchern gefüllt. Ringkampfanhänger aus nah und fern und viele Sponsoren wollten sich den Auftritt der stärksten deutschen Ringermannschaft, gespickt mit Ausnahmeathleten aus aller Welt, nicht entgehen lassen. Und sie bereuten trotz der 8:25 Niederlage des RSV Rotation Greiz ihr Kommen nicht. Die Greizer konnten sogar drei der zehn Kämpfe für sich gestalten. Mehr als acht Punkte hatte der Tabellenführer in dieser Saison übrigens noch nicht abgegeben.
Im Vorkampf hatte übrigens die stark umgestellte zweite Mannschaft nach spannenden Kämpfen gegen die WKG SAV Leipzig/Großlehna/KFC Leipzig II mit 15:14 die Oberhand behalten.

Sven Cammin (57 kg/f) begann stark. Bis zur Halbzeit gestattete er dem türkischen Auswahlringer Ahmet Peker nur einen 2:0 Vorsprung, verteidigte sich nicht nur geschickt, sondern startete auch viele eigene Angriffe. Die Nagelprobe kam in der zweiten Runde, als der Türke das Tempo erhöhte und der Greizer konditionell bedingt nachließ. Zu Beginn der letzten Minute hatte der Türke mit 15:0 gewonnen. (Mannschaftsstand: 0:4)

Alin Alexuc-Ciurariu (130 kg/g) hatte diesmal einen leichten Gegner. Leon Kahric war nicht nur fast 30 kg leichter, sondern gehört auch nicht zur deutschen Spitze. Nicht mal eine Minute brauchte der rumänische EM-Dritte um durch Runterreißer und Rollen am Boden einen vorzeitigen 16:0 Sieg zu erkämpfen. (4:4)

Zum ersten Mal stellte sich der Georgier Zurab Matcharashvili (61 kg/g) in Greiz vor. Es wurde leider ein kurzer Auftritt. Sein Gegner war der zweimalige deutsche Meister und amtierende EM-Dritte Fabian Schmitt aus Nürnberg, der seine zweite Saison in Burghausen ringt. Pech für den Greizer, der fast einen Kopf-Hüft-Schwung des Gegners gekontert hätte, der dann aber dominierte. Im angeordneten Bodenkampf gab der Greizer zwar eine Vier ab, kam aber sofort auf 2:5 heran. Dann schon die Entscheidung als der Georgier seinen ersten Kampf für Greiz wegen Verletzung in der dritten Minute aufgeben musste. (4:8)

Auch Sebastian Wendel (98 kg/f) hatte mit dem zweimaligen deutschen Meister Eric Thiele, der gerade von der U23-WM zurückgekehrt ist, einen starken Gegner. Der Favorit bestimmte erwartungsgemäß den Kampf, der Greizer verteidigte sich geschickt ohne dabei übermäßig passiv zu wirken. Am Ende hatte der Anhaltiner, der im Vorjahr an gleicher Stelle Nurov bezwungen hatte, mit 13:0 gewonnen. (4:11)

Für Rußland erkämpfte Cenghizhan Erdogan fünf Europameistertitel, davon zwei bei den Junioren. 2015 wechselte er in die Türkei und wurde 2017 noch einmal Fünfter der WM. Gegen Abdul Galamatov (66 kg/f) war er klarer Favorit und ging durch einen Achselwurf 4:0 in Führung. Der Greizer tat sein Möglichstes, seine Punktausbeute begrenzte sich aber auf einen Punkt für einen angesetzten Kopf-Hüft-Schwung, bei dem der Gegner aber nicht angekippt war. Nicht in Bestform musste der Greizer, konditionell sichtbar angeschlagen, vier Sekunden vor Schluss eine 1:16 Niederlage einstecken. (4:15)

In kurzer Zeit traf Thomas Leffler (86 kg/g) nach dem Lichtenfelser Hannes Wagner nun auf dessen Konkurrenten im Kampf um den ersten Platz in der deutschen Auswahl, Roland Schwarz, der in diesem Jahr Vizeeuropameister geworden war. Wieder kam der Greizer mit seiner Außenseiterrolle gut zurecht, gab im Standkampf keinen Punkt ab. Am Boden wurde er allerdings zweimal ausgehoben und gab so sechs Punkte ab. In Verbindung mit zwei Verwarnungspunkten hätte er beim Stande von 0.8 beinahe drei Mannschaftspunkte abgegeben, doch mit einer kämpferisch hervorragenden letzten Minute konnte er auf 1:8 verkürzen. (4:17)

Dawid Karecinski (72 kg/g) traf auf den deutschen Auswahlringer Witalis Lazovski. Auch der zweimalige deutsche Meister ist gerade von der U23-WM zurückgekehrt, wo er wie bei der EM den zehnten Platz belegte. Der aus Schorndorf stammende Lazovski bestimmte das Geschehen in der ersten Runde, ging 2:0 in Führung und hatte im angeordneten Bodenkampf die Chance die 3:0 Führung auszubauen. Das gelang aber nicht. Die zweite Runde ging klar an den Greizer, der den Gegner im angeordneten Bodenkampf mit einer Viererwertung mit 5:3 bezwang. Die gelang ihm, wie in früheren Jahren vom auch für Greiz aktiven Olrik Meißner oft demonstriert, mit einer sogenannten Kopfschleuder, die man auch Kopfsoublesse nennen kann. (5:17)

Martin Obst (80 kg/f) wird diesen Tag schnell vergessen wollen. Im Kampf gegen seinen alten Rivalen Benjamin Sezin ging alles daneben. Dabei begann es optimal. Schon nach 7 Sekunden führte er gegen den deutschen Meister von 2017 und 2018 nach einem Beinangriff, der im Aus endete, mit 1:0. Doch der Burghausener schlug zurück und brachte seinen Gegner ebenfalls mit einem Beinangriff zu Boden. Dann ging alles sehr schnell; vier Beinschrauben nach rechts, drei Beinschrauben nach links. Der Greizer, der sich auf eine harte sechsminütige Auseinandersetzung eingestellt hatte, hatte schon nach 40 Sekunden mit 1:16 verloren. (5:21)

Daniel Sartakov (75 kg/f) traf auf keinen Geringeren als den dreimaligen Europameister von 2016 bis 2018, Söner Demirtas aus der Türkei. Kein Ringer gewann im Vorjahr in der Staffel Südost mehr Kämpfe als Daniel Sartakov. Diesmal fand er seinen Meister. Wie geschickt und geschmeidig sich der Greizer auch der ständigen variablen Angriffe des Türken zu entziehen versuchte, der Türke punktete ein ums andere mal. Schon zur Pause 0:10 in Rückstand liegend, musste sich der Greizer nach vier Minuten 0.16 geschlagen geben. (5:25)

Im letzten Kampf traf Igor Besleaga (75 kg/g) auf den dreimaligen Meister Matthias Maasch. Der Moldawier brachte seinen Gegner zwar in der angeordneten Bodenkampf, konnte aber hier nicht punkten. Mach der Pause dann der glanzvolle Schlusspunkt hinter einem interessanten Ringkampfabend. Der Moldawier bekam seinen Widersacher im Standkampf von vorn am Kopf zu fassen und feuerte ihn dreimal im hohen Bogen mit der Kopfsoublesse über die Matte. Die Zuschauer, die viele Punkte der Gastmannschaft erleben mussten, tobten. Der württembergische Kampfrichter Benjamin Senn gab dreimal eine Viererwertung. Am Ende siegte der Greizer mit 14:1. Der RSV hatte gegen den deutschen Meister Burghausen zwar mit 8:25 klar verloren, die Zuschauer hatten aber Superkämpfe erlebt und werden sicher wiederkommen.
Der nächste Kampf ist schon heute am Sonntag in Nürnberg.

Erhard Schmelzer

Ergebnisse

57kg Freistil: Sven Cammin (2), RSV Rotation Greiz gegen Ahmet Peker EU (5), SV Wacker Burghausen 0:4/TÜ/0:15/05:05
61kg Greco: Zurab Matcharashvili N (5), RSV Rotation Greiz gegen Fabian Schmitt (2), SV Wacker Burghausen 0:4/AS/2:9/02:32
66kg Freistil: Abdul Galamatov N4 (-2), RSV Rotation Greiz gegen Cengizhan Erdogan EU (5), SV Wacker Burghausen 0:4/TÜ/1:16/05:56
71kg Greco: Dawid Karecinski EU (5), RSV Rotation Greiz gegen Witalis Lazovski (2), SV Wacker Burghausen 1:0/PS/5:3/06:00
75Akg Freistil: Daniel Sartakov (1), RSV Rotation Greiz gegen Söner Demirtas EU (8), SV Wacker Burghausen 0:4/TÜ/0:16/03:54
75Bkg Greco: Igor Besleaga EU (5), RSV Rotation Greiz gegen Matthias Maasch (-2), SV Wacker Burghausen 3:0/PS/14:1/06:00
80kg Freistil: Martin Obst (3), RSV Rotation Greiz gegen Benjamin Sezgin (3), SV Wacker Burghausen 0:4/TÜ/1:16/00:40
86kg Greco: Thomas Leffler (1), RSV Rotation Greiz gegen Roland Schwarz (2), SV Wacker Burghausen 0:2/PS1:8/06:00
98kg Freistil: Sebastian Wendel (-2), RSV Rotation Greiz gegen Erik Thiele (4), SV Wacker Burghausen 0:3/PS/0:13/06:00
130kg Greco: Alin Alexuc-Ciurariu EU (5), RSV Rotation Greiz gegen Leon Kahric (-2), SV Wacker Burghausen 4:0/TÜ/16:0/00:50