Geschichte in Bildern des RSV Rotation GreizWeltmeister Uwe Neupert

Sportklubs contra BSG-Mannschaften

Bereits in den 50er Jahren setzte sich mehr und mehr eine Politisierung des Sports durch, so auch im Ringkampfsport. Andersdenkende oder gar Handelnde wurden mit Sanktionen belegt oder kaltgestellt. Dies war auch ein Grund, warum so viele Sportler, Trainer und Funktionäre das Land verließen. Bei den Ringern setzte in diesen Jahren ein empfindlicher Aderlaß ein, so verließen aus besagten Gründen beispielsweise Rudi Gebhardt (Mitbegründer der Rotation und unermüdlicher Allrounder in Sachen Ringen), Kurt Ditscherlein (ebenfalls Mitbegründer) und Sportleiter Walter Liesefeld das Land und ihren Verein.
Ab September 1952 startete der Verein unter dem neuen Namen BSG Rotation Greiz, deren Trägerbetrieb die Greizer Papierfabrik war. Mit der Gründung der Sportclubs bzw. Leistungszentren ging ein vorrübergehender Niedergang des hiesigen Ringkampfsportes einher. Greiz sah sich von nun an in der Rolle des Talente-Zulieferers für die Sportclubs. Dies begann bereits 1956 als erste Sportler zum Sportklub Rotation Leipzig delegiert wurden. Dies traf auch auf Bruno Finzel zu, was für die Greizer Ringer einen schweren Verlust bedeutete. Später gingen die besten Ringer zum Sportklub Motor Jena. Diese Entwicklung lag voll und ganz im Interesse der SED-Politik. Dennoch gab es noch einige Erfolge zu verzeichnen. In der reduzierten Oberliga von 1958 es gab nun nur noch eine Gruppe von sechs Mannschaften gingen die Greizer als Sieger aus den Auf- und Abstiegskämpfen hervor und sicherten sich somit noch einmal die Zugehörigkeit zur Oberliga. Doch im Jahr darauf erfolgte der fast unweigerliche Abstieg aus dieser Liga, die von nun an nur noch aus vier Mannschaften bestand. Gegen die Übermacht der auch von Seiten der Politik bestens unterstützten Sportclubs hatten die Greizer Ringer keine Chance aber noch immer ein überaus treues Publikum. Das konnte sich auch weiterhin über sehenswerte Wettkämpfe in Greiz freuen, fanden doch hier auch einige internationale Vergleiche statt. So beispielsweise eines der größten internationalen Ringerturniere der DDR, bei dem Teams aus sechs Nationen zum sportlichen Vergleich antraten. Diesen Freiluftwettkampf in der Sportschule Kurt Rödel verfolgten mit großer Begeisterung 2000 Zuschauer. Noch mehr waren es zur 750-Jahr-Feier der Stadt Greiz 1959. Mehr als 3000 Menschen verfolgten am 27. Juni den Kampf gegen den Ring- und Stemmclub Rehau auf dem Westernhagenplatz.
Auch drei Länderkämpfe der DDR werden 1960 in Greiz ausgetragen gegen Bulgarien, Rumänien und Schweden, wobei nur die letzteren besiegt werden konnten.
Die Greizer Ringer selbst gaben nun in der DDR-Liga im Wettkampfgeschehen ihr Bestes, wurden Staffelsieger. Doch im Aufstiegskampf zur Oberliga mußten sie sich dem Kontrahenten BSG Aktivist Borna geschlagen geben.

Nachwuchsarbeit wird groß geschrieben

Nach wie vor, trotz der Abwanderung der besten Nachwuchsringer zu den Sportclubs, wurde in Greiz großer Wert auf die Nachwuchsarbeit gelegt. Und die Erfolge gaben Trainern, Übungsleitern und Sportlern recht. So wurde beispielsweise Fliegengewichtler Bernd Weder in den Olympiakader für die Sommerspiele in Rom 1960 aufgenommen. Bernd Schott gewann 1959 bei den Jugendmeisterschaften die Meistertitel im freien und im klassischen Stil sowie das gut besetzte Werner-Seelenbinder-Turnier. 1963 wurden die Jugendmeisterschaften der DDR in der Kurt-Rödel-Sportschule ausgetragen, wobei Fliegengewichtler Gerhard Lämmer den Meistertitel nach Greiz holte.
Im gleichen Jahr trat einer der ganz Großen des Greizer Ringkampfes von der sportlichen Bühne ab Kurt Hoffmann. Seine Nachfolge im Halbschwergewicht trat Wilhelm Steinführer an.
Ab September 1963 wurde die Oberliga und die DDR-Liga aufgelöst und alle Mannschaften in Bezirksligen eingeordnet. So standen sich kleinere BSG-Mannschaften den großen Teams der Sportklubs gegenüber, was fast einem aussichtslosen Kampf der Kleinen gegen die Großen gleichkam. Drei Jahre später wurden für BSG-Mannschaften Oberligen und DDR-Ligen gegründet, getrennt nach den Stilarten. Das hatte zur Folge, dass sich die Klubs und Sportgemeinschaften für eine der beiden Stilarten entscheiden mussten und somit eine Spezialisierung der Sportler notwendig wurde. Bis 1969 war es jedoch immerhin noch möglich, in den Gruppenligen (heute: Landesliga) abwechselnd im griechisch-römischen und im freien Stil zu ringen. Danach wurden auch die Gruppenligen in die Stilarten geteilt. In Greiz wurde der freie Stil favorisiert, was für viele, vor allem ältere Sportler nicht einfach war. Schließlich war Greiz über Jahre hinweg im griechisch-römischen Stil erfolgreich. Viele verabschiedeten sich daraufhin vom aktiven Sport und so ruhte die Hoffnung einmal mehr auf der Jugend. Es gab Erfolge bei den DDR-Jugendmeisterschaften und den Kinder- und Jugendspartakiaden, die Mitte der sechziger Jahre ins Leben gerufen wurden.
1969 wurde in Greiz das Trainingszentrum Ringen gegründet, bei dem Aladar Heppner und Herbert Tellbach als unermüdliche Übungsleiter fungierten. Aladar Heppner, der erfolgreiche Trainer, war 1963 nach Greiz zurückgekehrt. Als einer der besten Greizer Sportler war er zum SC Leipzig delegiert und dort zu einem exzellenten Freistilringer ausgebildet worden. Er trat in Greiz die Nachfolge des Trainers Otto Arndt an und widmete, auch bedingt durch die Teilung der Ligen, der freien Stilart besonderes Augenmerk.
Die Arbeit der Trainer manifestierte sich 1972 bei der DDR-Spartakiade, als Greiz 18 Ringer an den Start brachte und den 3. Platz in der BSG-Wertung erringen konnte. Mit dabei auch der erst 14jährige Andreas Mattern, der heutige Nachwuchstrainer, der damals mit einer Goldmedaille nach Hause kam.

Die schwierigen 70er Jahre

Als eine der schwierigsten Phasen in der jahrzehntelangen Geschichte des Vereins gelten die siebziger Jahre. 1966 mussten die Greizer Ringer einen schweren Schlag verkraften. Nachdem der Aufstieg zur DDR-Liga (Freistil) geschafft war, zog die Vereinsleitung ohne Wissen der Aktiven aus finanziellen Gründen zurück. In den folgenden Jahren wurde immer wieder versucht, den Aufstieg in die DDR-Liga im freien Stil zu erreichen – ohne Erfolg. Als Folge davon kam es fast zur Auflösung des Vereins in den siebziger Jahren, doch die 1. Mannschaft war nach wie vor ein gern gesehener Gast bei Kämpfen gegen andere BSG und Sportgemeinschaften. Im 40. Jahr seit Vereinsbestehen (1971) gehören zur 1. Mannschaft: F. Mattern, W. Birk, H. Brückner, P. Schumann, S. Schneegaß, H. Grimm, W. Grünler, V. Meisel, D. Scherf, M. Lippke, U. Beims, H. Wagner, P. Dinter, E. Schmelzer und W. Steinführer.
1977 war dann ein besonders schwarzes Jahr. Erstmals in ihrer Geschichte konnte die BSG Rotation Greiz keine Mannschaft für Punktkämpfe stellen.