Die Universiade im russischen Kazan ist beendet, die 11 800 studentischen Spitzensportler und deren Betreuer aus 159 Nationen haben die Heimreise angetreten.
GREIZ. Insgesamt gingen 141 deutsche Sportler in 18 Sportarten an den Start. Die Wettkämpfe endeten mit einem überragenden Erfolg der gastgebenden russischen Mannschaft, die bei 351 Wettbewerben 292 Medaillen erkämpfte. Auf den folgenden Plätzen landeten Japan (84 Medaillen), China und die Ukraine (je 77), Italien (44), Korea (41) und die USA (40). Die deutschen Sportlerinnen und Sportler kamen auf 19 Medaillen und belegten Platz 13 hinter Frankreich und der Mongolei. Zu den Geschlagenen gehörten auch die deutschen Ringer, die ohne Edelmetall blieben. Am letzten Wettkampftag kamen im griechisch-römischen Stils der Ex-Greizer Damian Hartmann (74 kg) und der deutsche Vizemeister Felix Radinger (96 kg) jeweils auf Platz 9. Christoph Bast (60 kg), der Bruder des nach Greiz gewechselten Berliners Lucas Bast, landete auf Rang 16.
Auch der Greizer Toni Stade, der gleich auf den späteren Sieger aus Aserbaidschan traf, blieb ohne Sieg. Wir sprachen nach seiner Rückkehr mit dem Ringer der Greizer Zweitbundesligamannschaft.
Frage: Wie waren die Eindrücke in Kazan?
Toni Stade: Für mich war die Universiade das mit Abstand Größte, was ich je im Sport erleben durfte. Der Wettkampf verlief leider nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. Dieses Problem hatten allerdings alle deutschen Ringer.
Frage: Woran hat es gelegen?
Toni Stade: Das Niveau der Wettkämpfe war ungeheuer hoch. Die Russen gingen allein im griechisch-römischen Stil mit drei Olympiasiegern an den Start. Fachleute schätzten ein, dass die Wettkämpfe von der Qualität her zwischen Europa- und Weltmeisterschaften lag.
Frage: Die deutschen Studenten schnitten insgesamt auch nicht gerade erfolgreich ab!
Toni Stade: In anderen Ländern wird entschieden mehr nicht nur für den studentischen Sport getan. In Japan und den USA, letztere waren diesmal aber auch nicht so erfolgreich wie erwartet, wird der Sport von den Universitäten unglaublich gefördert, Universitätsausbildung und Sport jahrelang aufeinander abgestimmt. Da muss keiner die Reise selbst mitfinanzieren. Wer in Deutschland studiert, muss sehen, wie er seine Training selbst organisieren kann. Natürlich wird man dabei auch ein wenig unterstützt, aber nicht in dem Maße, wie es in anderen Ländern der Fall ist. Aber der Hauptgrund, warum z.B. Russland so viel Goldmedaillen geholt hat, ist, dass eine Vielzahl der Sportler, die eigentlich Profis sind plötzlich studieren, um so an der Universiade teilnehmen zu können.
Frage: Wie war der Kontakt zu anderen Sportlern und den Einheimischen?
Toni Stade: Ich habe noch nie eine so freundschaftliche Atmosphäre erlebt wie in Kazan. Es gab wenig Verständigungsschwierigkeiten. Fast alle Studenten sprechen Englisch. Wir haben viele Freunde gefunden.
Frage: Wie haben die Einheimischen, mehr als die Hälfte der Einwohner von Kazan sind moslemische Tataren, auf die Invasion der Studenten reagiert?
Toni Stade: Die einheimische Bevölkerung war uns gegenüber sehr nett und aufgeschlossen. Wenn wir durch die Stadt gelaufen sind, wollten unzählige Bilder mit uns machen und erfahren, woher wir kommen, was wir machen, wie es uns hier gefällt und so weiter. Der Großteil der Einheimischen, welche uns begegnet sind, schienen keine Muslime zu sein. Vielleicht lag es daran, das zurzeit Ramadan ist und die muslimische Bevölkerung, vor allem bei dieser Hitze, tagsüber wenig aus dem Haus geht. Ein besonderes Erlebnis war die Abschlussveranstaltung. Allein der Einmarsch der Nationen war die weite Reise wert. Das Stadion war ausverkauft und 45 000 Menschen jubelten uns zu, feierten und tanzten mit uns. Diese Atmosphäre war etwas ganz besonderes. Man hat auch bei den Sportlern gemerkt, dass die Anspannung der Wettkämpfe nicht mehr da war und eine ausgelassene Freude herrschte. Schade, dass wir die Abschlussveranstaltung vorzeitig verlassen mussten, weil der Bus zum Flughafen bereits wartete.
Frage: Wie geht es nun sportlich weiter?
Toni Stade: Ich mache erst mal ein paar Tage Urlaub, vom 9. – 11. August geht es dann bei einem Trainingslager in der Greizer Jahnturnhalle schon wieder um die Saisonvorbereitung.
Das Interview führte Erhard Schmelzer
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