Paul Müller gewinnt internationales Turnier in LuckenwaldePaul Müller gewinnt beim Brandenburg-Cup in der Gewichtsklasse 92 kg. Foto: Kay Jordan, München

Traditionell findet im Sommer der Brandenburg-Cup der Ringer in der Altersklasse U17 statt. Schon viele Greizer Ringer, meist aber nicht ausschließlich Schüler der Sportschule in Jena, starteten bei diesem internationalen Wettbewerb im freien Stil in der brandenburgischen Ringerhochburg. In diesem Jahr gelang nun der erste Turniersieg für einen Kämpfer aus der Park-und Schlossstadt.
Der Termin des Wettkampfes schien kurz nach den Europameisterschaften nicht optimal gewählt. Da einige Auswahlringer im Urlaub weilten konnte Trainer Marcel Ewald drei Wochen vor seinem zentralen Trainingslager in Leipzig nicht alle seiner Auswahlkader unter die Lupe nehmen. Die Landestrainer aus Süd- und Nordbaden sowie aus Württemberg und Nordrhein Westfalen waren allerdings mit starken Teams am Start. Das Turnier stand so durch die Teilnahme von Ringern aus Polen, Litauen, Österreich und einer Mannschaft aus der Ukraine auf hohem Niveau.
Für den Greizer Ringerverein startete nur ein Sportler. Paul Müller hat gestützt auf fast tägliches Training in diesem Jahr einen enormen Leistungssprung hingelegt. Bei vielen Turnieren in beiden Stilarten war er unter dem Medaillengewinnern. Bei der deutschen Meisterschaft verlor er als Bronzemedaillengewinner nur einen Kampf, alle anderen Gegner aber besiegt er überlegen. Sein Bezwinger und EM-Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen war zum Revanchekampf aber nicht am Start. „Schade“, meinte der Greizer, „ich hätte gern noch einmal gegen ihn gekämpft. Unschlagbar ist er auch nicht.“
In Luckenwalde waren die Voraussetzungen allerdings noch ungünstiger. Bei internationalen Turnieren wird mit 2 kg Gewichtstoleranz gekämpft, so dass aus der 80 bis 92 kg-Klasse das 94 kg-Limit wurde. Da fehlten dem Greizer nun schon fast 8 kg Körpergewicht am Limit. Die alte Ringerweisheit, die jeder Normalbürger in Zweifel zieht: Zunehmen ist schwerer als Abnehmen!, bewahrheitete sich wieder einmal. Man muss allerdings hinzufügen, dass auch einige andere Sportler ähnliche „Gewichtsschwierigkeiten“ gehabt haben dürften.
Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung war mit Hindernissen gespickt. Erst viel der Haupttrainingspartner krankheitsbedingt aus, dann kam eine schmerzhafte Verletzung hinzu. Erst vier Stunden vor der Abfahrt konnte der Vereinsarzt Dr. Teusch in Gera grünes Licht zum Start geben. Im ersten Kampf traf Paul Müller auf Kiril Bobryseher, der für Neuseddin startet aber beim ehemaligen Greizer Bundesligatrainer Swen Lieberamm in Potsdam trainiert. Bereits nach 33 Sekunden hatte der Greizer hauptsächlich durch Bodentechniken mit 10:0 gewonnen. Der zweite Kampf dauerte nur 8 Sekunden länger, dann lag Selim Zeyveli vom Türkischen Ringerverein Berlin auf beiden Schultern. Im Kampf um den Poolsieg war der polnische Auswahlringer Piotr Grela ein ebenfalls unbekannter Gegner. Das war der einzige Vergleich, der über die volle Kampfzeit ging. Am Ende hatte der Greizer sicher mit 8:0 gewonnen. Sekunden später unterlag im anderen Pool ein favorisierter polnischer Sportler gegen einen in Leipzig trainierenden Ukrainer. Da der Kampf weder vom Greizer Sportler noch vom Greizer Trainer beobachtet werden konnte, wurde es beim Finale ganz spannend. Der Greizer hatte seinen Gegner aber sicher im Griff und bezwang Maksym Moshkin in der dritten Minute vorzeitig mit 10:0. Paul Müller konnte einen weiteren schönen Erfolg erringen. Er war übrigens der einzige ostdeutsche Turniersieger. Heiko Balz, der Olympiazweite von Barcelona, der die Medaillen überreichte, kämpfte übrigens in der gleichen Gewichtsklasse.
Auch der zweite Thüringer Starter, Joey Wrensch (1.SV Pößneck), konnte mit einer starken Leistung überzeugen. Mit vier Siegen und einer 0:5 Niederlage gegen den deutschen Meister und EM-Teilnehmer aus Südbaden Jason Keil erkämpfte er Bronze. Sehenswert sein Kampfgeist mit dem es gelang dreimal Rückstände in letzter Sekunde wettzumachen, im Kampf um Bronze sogar gegen einen polnischen Auswahlringer.
Der Luckenwalder Verein konnte mit hervorragender Organisation glänzen. Warum er aber den Deutschen Ringer-Bund bei den deutschen Männer und Frauenmeisterschaften nacheiferte und die Siegerehrung im grellen Gegenlicht abhielt, wurde nicht nur von den anwesenden Fotografen kritisiert.
Der Greizer Ringerverein fährt am Freitag mit seinen Nachwuchssportlern zu einem Wettkampf und einem anschließendem Trainingslager nach Budapest.

Erhard Schmelzer