RSV Rotation Greiz bezwingt den AV Germania Markneukirchen mit 16:13
GREIZ. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute ging es beim ersten Finalkampf der Regionalliga Mitteldeutschland am Soamstag in Greiz zu.
Zum dritten Mal in dieser Saison trafen die Spitzenteams der Regionalliga Mitteldeutschland, RSV Rotation Greiz und AV Germania Markneukirchen, aufeinander.
In der Hauptrunde konnte jedes Team ihren Heimkampf gewinnen. Doch das war für den ersten Finalkampf kein Maßstab mehr.
Jetzt begann alles von vorn.
Beide Trainer-Duos hatten ihre Teams umgestellt. Greiz verzichtete mit Zbigniew Baranowski auf einen ihrer Besten und besetzte den zweiten Ausländerplatz mit Schwergewichtler Lukasz Konera.
Schmerzlich vermisst wurde im Greizer Team wiederum der verletzte Tom Linke.
Die Choreographie der Liga mit den beiden entscheidenden Finalkämpfen zum Saisonschluss brachte einen Zuschauerrekord mit offiziell 850 Besuchern zu Stande. Letztmalig wurden so viele Ringkampfinteressierte zu Erstligazeiten vor 15 Jahren damals noch in der Sportschule „Kurt Rödel“ gezählt. Keiner der am Samstag die Ringkampfveranstaltung in der Greizer Sporthalle besuchte und spannende, dynamische, hochklassige und teilweise sogar dramatische Ringkämpfe erlebte, wird wohl diese Atmosphäre so schnell vergessen.
Der Kampf begann mit einem Paukenschlag. Wobei das wohl eine falsche Umschreibung ist. Was Sven Cammin (57 kg/f) und der kleine Sibirier Valerij Borgoiakov sechs Minuten lang boten, waren Paukenschläge am laufenden Band. Insgesamt fielen bei diesen von beiden Seiten offensiv geführten Fight 38 Punkte. Vom riesigen Repertoire des Ringkampfsportes gab es ungeheuer viel zu bestaunen. Beinangriffe und Würfe aus dem Stand, die oftmals gekontert wurden. Die Entscheidung brachte ein Foul des Russen, nachdem der Greizer 19:17 in Führung lag. Der mehrmalige russische Meister im Nachwuchs und bei den Männern konnte zwar mit einem Spaltgriff den 19:19 Ausgleich erzielen, der Siegpunkt ging aber auf Grund der zwei erzielten Viererwertungen – der Russe konnte nur eine vorweisen – an den Greizer. (Mannschaftsstand: 1:0)
Lukasz Konera (130 kg/g) traf auf den DM-Dritten Franz Richter, der noch bei den Junioren startberechtigt ist. Obwohl hier nur sieben Punkte fielen, erlebten die Besucher einen weiteren intensiven Kampf. Der Pole setzte sich im Bodenkampf durch und siegte mit 5:2 (3:0)
Für Dustin Nürnberger (61 kg/g) wurde es der erwartete schwere Kampf gegen den starken Hofer Roman Walter. Im Standkampf hielt der Greizer mit, zweimal wurde er aber doch zu Boden gebracht. Das reichte dem vier Jahre älteren Gästeringer um mit Armeinschluss die fehlenden Punkte zum 16:0 Sieg durch Rollen am Boden zu erkämpfen. (3:4)
Die Zuschauer konnten beim Kampf von Sebastian Wendel (98 kg/f) gegen den Deutsch-Polen Lukasz Dublinowski etwas Atem schöpfen. Der Greizer wurde einmal zu Boden gebracht und gab noch zwei Punkte nach zwei 30- Sekunden-Strafen ab. (3:6)
Der 18-jährige Greizer Abdul Galamatov (66 kg/g) hatte gegen den zwei Jahre älteren Justin Müller in der Vorrunde 6:1 gewonnen und sich für die Niederlage bei den mitteldeutschen Meisterschaften revanchiert. Diesmal wirkte der Greizer, der 14 Tage nicht vor Ort weilte, indisponiert. Warum er gleich zu Beginn in aussichtsreicher Position zögerte und einen vielversprechenden Angriff nicht abschloss, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Der Junioren-Vizemeister übernahm den Angriff und an Stelle eines 2:0 stand plötzlich ein 0:6. Ein Wurf am rechten Arm brachte gar ein 0:10. Noch vor der Pause kam der Greizer nach einem Kopf-Hüft-Schwung auf 5:10 heran, den der Gästeringer zum 5:12 konterte. Diese Aktionen veranlassten den OTZ-Journalisten Andreas Rabel, immerhin 1982 selbst DDR-Meister bei den Junioren und für Technik und Handlungsschnelligkeit bekannt, zu dem Ausspruch: „Solche Kämpfe sieht man selten!“ Mit einer weiteren Aktion konnte allerdings der Markneukirchener beim 14:6 Sieg einen vielleicht noch sehr wichtigen 8 Punkte-Vorsprung über die Zeit bringen. (3:9)
Thomas Leffler (86 kg/g) bestimmte gegen den 10 kg leichteren Tim Bitterling das Geschehen auf der Matte. Im Standkampf fielen keine Punkte. Der Berliner, der zweimal zu Boden musste, gab dort durch vier Rollen des Greizers 8 Punkte ab. (6:9)
Brian Tewes (71 kg/g) und Lucas Bast haben jahrelang in Frankfurt gemeinsam trainiert. Jeder wusste, wo die Stärken des Gegners lagen. Bast, vor zwei Jahren selbst noch im Greizer Team und in diesem Jahr eine sehr starke Saison ringend, ging im Bodenkampf in Führung. Der Greizer kam wieder einmal mit einem Armdrehschwung zum 4:4 und in der Endphase des Kampfes nach einer mit zwei Punkten bestraften Verwarnung des Gegners zum 8:4 Sieg. (8:9)
Maßlos enttäuscht waren die Greizer Zuschauer, dass die Gäste für Martin Obst (80 kg/f) keinen Gegner mitgebracht hatten, der deshalb kampflos zu den Punkten kam. Laut Aussagen der Markneukirchener Offiziellen war Johann Steinforth aus gesundheitlichen Gründen nicht einsatzfähig. (12:9)
Im letzten Freistilkampf wurde Vladimir Gotisan (75 kg) seiner Favoritenstellung gegen Denny Latzke voll und ganz gerecht. Er ging nach 90 Sekunden mit einem Beinangriff in Führung und legte seinen Widersacher Sekunden später mit einem Halbnelson auf den Rücken. (16:9)
Toni Stade (75 kg/g) hatte mit dem Armenier Seyran Simonyan, der vor acht Jahren für Russland beim Weltcup Silber gewann, einen ganz starken Gegner erhalten. In der Hauptrunde konnte der Greizer Mannschaftskapitän ein 0:12 ertrotzen. Auch diesmal sah es beim Halbzeitstand von 0:5 so aus, als ob der Greizer beim keine vier Punkte abgeben würde. Das änderte sich in den ersten 18 Sekunden der zweiten Hälfte, als der Greizer zu Boden gebracht und gerollt wurde. Nachdem Kampfrichter Ronald Hartenstein noch einmal einen Bodenkampf angeordnet, der Greizer Trainer Tino Hempel die gelbe Karte erhalten hatte, kam der Gästeringer nach 5:14 min zum 16:0 Sieg.
Der Greizer Mannschaftserfolg, eine Ringkampfveranstaltung, die in Erinnerung bleiben wird, fiel dadurch mit 16:13 sehr knapp aus.
Am nächsten Samstag beim Rückkampf dürfte es im kleinen Vereinsheim der Markneukirchener noch einmal heiß hergehen. Es ist nur zu hoffen, dass es dann wieder genau so fair zugehen wird, wie vor der imponierenden Zuschauerkulisse in Greiz.
Erhard Schmelzer @10.12.2017
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