Die deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer wurden vom Deutschen Ringer-Bund in diesem Jahr relativ spät in den Jahresplan eingeordnet.
ASCHAFFENBURG/GREIZ. Die deutschen Meisterschaften der Frauen und Männer wurden vom Deutschen Ringer-Bund in diesem Jahr relativ spät in den Jahresplan eingeordnet. Wichtiger war allerdings eine Änderung des internationalen Verbandes UWW, nach der die Anzahl der Gewichtsklassen bei den Männern wieder von acht auf zehn erhöht wurden. Nötig war auf jeden Fall das Einfügen der 79 kg-Klasse um den großen Sprung zwischen dem 74 und dem 86 kg Limit zu verkleinern. Außerdem wurde die 92 kg-Klasse eingeführt.
Eine Verwässerung des Niveaus fand dadurch, wie teilweise befürchtet, nicht statt. Allerdings hatte es den Anschein, dass die Gewichtsklassen 86 kg und 125 kg vom sportlichen Niveau her etwas abfielen.
Auch für die Greizer Vereins- und Mannschaftsringer waren die Veränderungen relevant. So startete der viermalige deutsche Meister Martin Obst in der 74 kg-Klasse nun im 79 kg-Limit, während der viermalige Medaillengewinner im Nachwuchsbereich und DM-Dritte von 2012 Sebastian Wendel sich in der 92 kg-Klasse sichtlich wohl fühlte.
Natürlich stand der für Luckenwalde startende Martin Obst, von dem man sich in der Bundesligasaison so viel in Greiz erwartet, nach seinem Vizemeistertitel bei den Europameisterschaften im Zentrum des Interesses der Greizer Ringkampfanhänger.
Schon nach dem Wiegen war klar, dass in der 79 kg-Klasse unter den 17 Startern der Meistertitel nur zwischen Obst und dem Aalener Benjamin Sezgin ausgekämpft werden würde. Sezgin wuchs in Aalen auf, gewann im Vorjahr den Titel in der 86 kg-Klasse und schloss sich danach dem Greizer Ligakonkurrenten Burghausen an. Beide landeten in einer Gruppe, würden also vor dem Finale aufeinandertreffen.
Den Auftaktkampf absolvierte Obst ohne Probleme mit 11:0 in nicht einmal vier Minuten gegen den Württemberger Pius Moosmann (Aichhalden).
Im Viertelfinale kam es dann schon zum Aufeinandertreffen der Favoriten. Beide Sportler schienen gleichstark, egalisierten sich in ihren Aktionen. Keine leichte Aufgabe für die Kampfrichter. Sie griffen zum Mittel der 30 Sekundenstrafe, in der der Sanktionierte innerhalb einer halben Minute eine Wertung erzielen muss, sonst würde der Gegner einen Punkt erhalten. So führte der Berliner zur Halbzeit durch Verwarnungen mit 1:1. Auch im zweiten Durchgang konnte sich keiner einen Vorsprung erarbeiten. Dann 34 Sekunden vor Schluss die Entscheidung. Vier Sekunden bevor den Kampfrichtern diese Möglichkeit entgangen wäre, Aktivitätsstrafe gegen Obst. Dieser musste nun alles auf eine Karte setzen. Da Beinangriffe nicht fruchteten, musste er es kurz vor dem Ende mit einem Wurf über die Brust versuchen. Der hochgewachsene Gegner kam zum Konter und acht Sekunden vor dem Ende zum Schultersieg.
In der Hoffnungsrunde bezwang Martin Obst, den Nordbadener Ahmed Shabab (Ladenburg) vorzeitig mit 11:0.
Im Kampf um Bronze traf er auf seinen Trainingspartner Franco Büttner vom 1. Luckenwalder SC. Beide kennen jede Bewegung, jede Finte, jede Angriffsvariante ihres Gegners. Büttner blieb im Vorjahr in der Bundesliga für Aue zwar ohne Niederlage, musste die Bronzemedaille mit 4:2 aber dem entthronten deutschen Meister überlassen.
Daniel Sartakov hat jahrelang die Zuschauer in Greiz begeistert, bei nationalen Meisterschaften konnte er sich aber unverständlicher Weise noch nie im Vorderfeld platzieren. Gleich im ersten Kampf der 74 kg-Klasse traf er auf seinen alten Rivalen Lennard Wickel (Luckenwalde), der in den letzten Jahren je zweimal Silber und Bronze gewonnen hatte. Der mit Zweitstartrecht für Luftfahrt Berlin auf die Matte gehende Sartakov ließ sich von einem 0:4 Rückstand nicht entmutigen und lag beim 6:6 Ausgleich durch die höhere Wertung vorn. Sein Gegner musste nun angreifen und der Berliner kam durch Konter zum 10:6 Endstand.
Gegen Eduard Tatarinov aus Traunstein lief es leider nicht gut. Sartakov geriet gegen den sehr großen Bayern nicht nur 0:2 in Rückstand, sondern musste alle Kräfte aufbringen, um sich aus der Brücke zu befreien. Dabei konnte der Bayer allerdings einen Arm seines Widersachers einschnüren. Die Rollen waren nun nicht mehr abzuwehren und der Kampf ging 0:11 verloren.
Im Kampf um Bronze am Sonntag war der Auer Brian Bliefner der Gegner. Am Ende konnte sich der Greizer Mannschaftsringer nach einem 3:2 Sieg freuen: „Endlich hat es mit der Medaille geklappt!“
Der jüngste Greizer, Joel Wrensch (65 kg), konnte in diesem Jahr bei den Junioren zwar schon eine Medaille erringen, bei den Männern hingen die Trauben aber noch zu hoch. Bereits zum Auftakt unterlag er gegen den Yannik Ott aus Hösbach mit 0:11 und schied aus dem Turnier aus. Routinier Sebastian Wendel (92 kg) rang ein sehr starkes Turnier und konnte positive Akzente setzen. Auf Grund des Loses musste er den einzigen Ausscheidungskampf bestreiten, den er schon in der zweiten Minute mit 10:0 gegen den Nordbadener Vitalij Rosenberger (ASV Daxlanden) für sich entschied. Gegen den favorisierten Juniorenmeister des Vorjahres und DM-Dritten Ilja Matuhin (Luckenwalde) führte er bis vier Sekunden vor Schluss mit 5:3, musste aber noch zwei Punkte abgeben und unterlag durch die letzte Wertung. Beinahe hätte der Greizer noch die Hoffnungsrunde erreicht, aber Matuhin unterlag mit dem Schlussgong im Halbfinale. So blieb für Wendel nur Rang sieben.
Eyleen Sewina verpasst zehnte Medaille knapp
Die deutsche Juniorenmeisterin Eyleen Sewina ging gehandicapt durch eine Knieverletzung, die sie sich drei Tage vor Meisterschaftsbeginn zugezogen hatte, ins Meisterschaftsrennen. Im Auftaktkampf traf sie in der 68 kg-Klasse auf Jana Heiden vom KSV Schriesheim, die sie schon bei den Titelkämpfen der Juniorinnen bezwungen hatte. Diesmal konnte nach zwei Minuten ein 12:0 Erfolg gesichert werden.
Gegen die spätere Meisterin Anna Schell aus Aschaffenburg setzte es eine 2:8 Niederlage. Wie bei den Männern hatte man bei geringeren Teilnehmerzahlen einen Überkreuzvergleich mit den beiden Erstplatzierten im Pool eingeführt. Hier war mit der Jenaerin Maria Selmaier die andere Poolsiegerin die Gegnerin. Die mehrmalige deutsche Meisterin im Schwergewicht und Olympiateilnehmerin siegte mit technischer Überlegenheit mit 10:0. Im Kampf um Bronze verpasste Eyleen Sewina, die sehr erfolgreich ihr Abitur abgelegt hat und bald ein Studium der Sonderpädagogik aufnehmen wird, leider ihre zehnte Medaile bei deutschen Meisterschaften. Eveline Neumann aus Cottbus, die auch schon bezwungen werden konnte, erwies sich als besser, so dass nur Platz fünf blieb.
Erhard Schmelzer @25.06.2018
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