RLMD Staffel A: AV-Germania Markneukirchen e.V. gegen RSV Rotation Greiz endet 14 - 12Abdul Galamatov (blaues Trikot) bezwingt den deutschen Vizemeister der Junioren Justin Müller mit 6:1 Punkten

AV Germania Markneukirchen bezwingt den RSV Rotation Greiz nach spannender Aufholjagd mit 14:12

MARKNEUKIRCHEN/GREIZ. Die Vorzeichen beim Vogtlandderby der Ringer in der Regionalliga Mitteldeutschland in Markneukirchen standen schlecht für die Gäste aus Greiz.
Während die Gastgeber vom AV Germania Markneukirchen ihre stärkste Mannschaft auf die Matte brachten, mussten Tino Hempel und Swen Lieberamm, die Trainer des RSV Rotation Greiz, ihre Mannschaft auf vier Positionen umstellen. Dabei machten sich vor allem gegenüber der Vorwoche das Fehlen der Aktiven in der leichtesten und der schwersten Kategorie negativ bemerkbar. Für Greiz kamen dafür erstmals Rasul Galamatov und Neuzugang Martin Hopf in der ersten Mannschaft zum Einsatz. Noch schwerer wog hingegen der WM-Start des polnischen Spitzenringers Zbigniew Baranowski, der am Freitag bei der Weltmeisterschaft in Paris in der Gewichtsklasse 86 kg des freien Stils mit einer ausgezeichneten Leistung den neunten Platz belegte.
Er wäre im Greizer Team ein potentieller Kandidat für die 98 kg-Klasse gewesen.

In der – wie bei Vogtlandderbys üblich – vollbesetzten Ringerhalle an der Schützenstraße herrschte trotz der tropische Temperaturen bei offiziell angegebenen 300 Besuchern wieder einmal prächtige Ringkampfstimmung.

Für den verhinderten Sven Cammin startete erstmals der fünfzehnjährige Rasul Galamatov (57 kg/f), der das Ringen in Greiz erlernt hat. Und er enttäuschte nicht. Sein Gegner war der mehr als doppelt so alte Russe Valerij Borgoiakov. Der gehörte von 2009 bis 2013 zur russischen Nationalmannschaft, dem wohl stärksten Auswahlteam der Welt, und wurde Zweiter beim Weltcup. Der junge Greizer nahm sein Herz in die Hand, ging nach einem guten Beinangriff sogar 2:0 in Führung, musste aber nach vier Minuten der körperlichen und technischen Überlegenheit seines Kontrahenten mit 2:17 Tribut zollen. Rasul Galamatov ist eines der größten Talente in Greiz. Wenn er sich im Training noch mehr seinen großen Bruder Abdul zum Vorbild nimmt, kann er ein wichtiges Mitglied der ersten Greizer Mannschaft werden. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 0:4)

Für den aus familiären Gründen verhinderten Lukasz Konera kam Martin Hopf zum Einsatz (130 kg/g) Sein Gegner Franz Richter, anfangs des Monats noch bei der Junioren-WM in Finnland für Deutschland am Start, schlug die technisch feinere Klinge, der Greizer versuchte seinen durchtrainierten 113 kg schweren Körper einzusetzen. Am Ende siegte der Vertreter der Gastgeber mit 8:0. (0:7)

Auch Dustin Nürnberger (61 kg/g) hatte mit Roman Walter, dem Dritten der deutschen Meisterschaften aus Hof, einen starken Widersacher erhalten. Beim Duell zweier gelernter Freistiler in der anderen Stilart erwies sich der vier Jahre ältere Hofer als leistungsstärker. Mit einer Aktion aus dem Stand, der vier Rollen am Boden folgten, war nach gut 90 Sekunden schon eine Vorentscheidung gefallen. In der vierten Minute stand der 16:0 Erfolg des Markneukircheners fest. (0:11)

Im Vorjahr unterlag Sebastian Wendel (98 kg/f) gegen den Deutsch-Polen Lukasz Dublinowski mit 1:6 und gab zwei Mannschaftspunkte ab. Diesmal sah es nach dem gleichen Ergebnis aus, doch der direkt aus dem Urlaub zum Kampf angereiste Greizer gab Sekunden vor Schluss noch eine umstrittene Zweierwertung zum Endstand von 1:9 ab, der drei Punkte auf das Konto der Gastgeber brachte. Markneukirchen führte nach vier Kämpfen schier uneinholbar mit 14:0. Doch die Greizer gaben nicht auf, gewannen die restlichen sechs Kämpfe und hätten den Kampf beinahe noch gedreht.

Abdul Galamatov (66 kg/f) begann die Aufholjagd. Zwar geriet er nach einer 30 Sekunden-Strafe gegen den Vizemeister der Junioren Justin Müller, der die WM in Finnland knapp verpasste, mit 0:1 in Rückstand, doch dann drehte er den Spieß um. Bei den mitteldeutschen Meisterschaften nach einem technischen Fehler noch vom Markneukirchener geschultert, siegte er diesmal mit 6:1. (2:14) Tom Linke (86 kg/g) traf auf den für Russland und Armenien gestarteten Routinier Seyran Simonyan, der diesmal eine Gewichtsklasse höher auf die Matte ging. Der Greizer setzte seinen Gewichtsvorteil geschickt ein und kam durch zwei Verwarnungspunkte und eine Rolle am Boden zum 4:0 Sieg (4:14)

Brian Tewes (71 kg/g) und der vor zwei Jahren auch für Greiz aktive Lucas Bast kennen sich von unzähligen Trainingskämpfen in Frankfurt und lieferten sich einen Kampf auf hohem Niveau. Der Greizer ging 2:0 in Führung musste dann aber ebenfalls im Bodenkampf einen 2:3 Rückstand hinnehmen. Kurz vor Schluss konnte sich der Greizer noch den 4:3 Sieg sichern. (5:14)

Martin Obst (80 kg/f) traf auf einen passiv engestellten Johann Steinforth, der sich den Griffen des Gegners entzog und keinerlei Interesse an eigenen Punktwertungen hatte. Beim Fünften der Junioren-EM, der als Sportsoldat in Schifferstadt topfit ist, hieß die Devise – auch mit Blick auf den Mannschaftsstand – Passivität, kein Risiko. Der amtierenden Meister kam deshalb nur zum 7:0 Sieg. (7:14) Was die Teile der Markneukirchener Anhänger dazu bewogen hatte, den als fair bekannten Greizer mit Worten zu verunglimpfen, die bei der Fußball-WM 2006 beim Endspiel zwischen Italien und Frankreich von einem Herrn Matarazzi zu Zidane gefallen sind, ist nicht bekannt.
Es spricht für Martin Obst und das Niveau der Sportart. bei der so etwas normalerweise nicht vorkommt, dass diese Aktion ohne Folgen blieb.

Vladimir Gotisan (75 kg/f) wurde seiner Favoritenrolle gegen den neben Justin Müller einzigen Eigengewächs der Südvogtländer, Denny Latzke, gerecht und siegte nach fünf Minuten mit 16:0. Auch der 28-jährige Latzke suchte sein Heil in der Passivität, doch hatte er damit keinen Erfolg (11:14) Mannschaftskapitän Toni Stade (75 kg/g) hätte mit einem vollen Erfolg über den DM-Fünften Tim Bitterling das Blatt noch wenden können. Doch dazu kam es nicht. Mit den Zuschauern im Rücken und der Gewissheit nicht siegen zu müssen, konnte der Markneukirchener Vertreter die Niederlage beim 1:2 in Grenzen halten.

Nach zehn Kämpfen lagen die Gastgeber mit 14:12 vorn. Die Greizer hatten noch für einen interessanten Kampfabend gesorgt, zur sensationellen Wende reichte es aus mehreren Gründen nicht mehr. Es ist müßig darüber zu streiten, ob bei dem einen oder anderen Kampf der routinierte Kampfrichter Ingo Gleisberg, der nun in Dresden lebt, die eine oder andere Verwarnung mehr für die Gastgeber hätte geben können.
Die Greizer Verantwortlichen und auch die Greizer Schlachtenbummler nahmen die Überzeugung mit nach Hause, dass mit voller Kapelle auch Markneukirchen zu bezwingen ist. Die Saison ist noch lang. Eine weitere Niederlage dürfen sich die Greizer allerdings in den nächsten Wochen nicht wieder leisten, wenn die Endkämpfe Ende des Jahres erreicht werden sollen.

Stimmen zum Kampf:

Sven Lieberamm (Trainer des RSV): „Nach dem aufstellungsbedingten Rückstand haben wir mit sechs Siegen in Folge stark aufgetrumpft. Es wäre durchaus mehr möglich gewesen.“

Jens Berndt (Vorsitzender Markneukirchen): „ Es war ein wunderbarer Saisonauftakt in unserer Halle mit dem direkten Aufeinandertreffen der Staffelfavoriten. Eine echte Werbung für den Ringkampfsport.“
Erhard Schmelzer @27.08.2017