Offene Berliner MeisterschaftenLeon Weller (blaues Trikot) bezwang in Berlin alle Gegner. Foto: Konstanze Warmuth

Greiz. Ursprünglich sollte am gleichen Tag der Bundesliga-Viertelfinalkampf in Greiz gegen den deutschen Meister Burghausen stattfinden. In Greiz hätten – bei einer Inzidenz von 214,1 im Landkreis – keine Zuschauer die Halle betreten dürfen. Deshalb wurden beide Viertelfinalkämpfe in Burghausen vor jeweils 200 Zuschauern ausgetragen. Gleichzeitig fanden an diesem Tag in Berlin-Hellersdorf (bei einer Inzidenz im Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf von 443,3) die Berliner Meisterschaften der Jugend A und B in beiden Stilarten statt, an denen 115 Sportler teilnahmen. Zu den Kampfrichtern zählte auch der Greizer Stephan Hetzheim.
Für die Sportler aus Greiz, die im letzten Jahr nicht mehr im Jugendligateam mitwirken konnten und noch zu jung für die Männermannschaften sind, war es die erste Wettkampfmöglichkeit seit September 2021. Der RSV Rotation Greiz startete mit sechs Sportlern, von denen jeweils drei der Altersklasse A- und B-Jugend angehörten.
Sowohl Silas Warmuth als auch Leon Weller kämpften erstmals bei der B-Jugernd und feierten in dieser Altersklasse einen hervorragenden Einstand. Silas Warmuth (35 kg) bezwang im freien Stil den Auer Jaden Müller nach einem spannenden Kampf mit 14:13 – dabei revanchierte er sich für die Niederlage beim Jugendligakampf – und den Greifswalder Ahmad Sadlik mit 11:6 und holte sich die Goldmedaille. Dem zweiten Freistilringer in der B-Jugend Askhab Mezhidov (52 kg) unterliefen auf Grund seines Trainingsrückstandes mehre technische Fehler. So auch im Kampf um Bronze, bei dem er seine Halbzeitführung allerdings auch durch konditionelle Probleme noch einbüßte. Ein besonderes Bravourstück gelang Leon Weller (44 kg). Da seine Gewichtsklasse nur im griechisch-römischen Stil ausgeschrieben war, startete er hier und kam mit fünf vorzeitigen Erfolgen zum Sieg.
Den Konkurrenten aus Greifswald, Chemnitz und Frankfurt/Oder war er körperlich klar überlegen. Spannender schien es gegen die beiden Pausaer Gegner zu werden. Doch sowohl den späteren Zweiten Carl Hocke, als auch den ein Jahr älteren Marcus Kunstmann, der im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften den vierten Platz belegt hatte, konnte er schon kurz nach Kampfbeginn schultern.
Von den drei A-Jugendlichen kämpfte nur Philipp Schöndorfer früher schon in dieser vom Deutschen Ringer-Bund für drei Geburtsjahrgänge ausgeschriebenen Altersklasse. Philipp Schöndorfer (71 kg), der erstmals in dieser Gewichtsklasse kämpfte, belegte in seinem Pool den zweiten Platz. Bei seinen Siegen gegen die Berliner Anton Cuvicica (SV Preußen) und Felix Dorn (Falkensee) gelang es ihm jeweils Rückstände aufzuholen. Gegen Dorn kam er vom 1:9 Rückstand zum 13:9 Sieg. Im Poolfinale unterlag er dem körperlich überlegenen späteren Turniersieger Robert Krause (Taucha), dem vorjährigen DM-Vierten, mit technischer Unterlegenheit. In Kampf um Bronze wurde er von Lennart Nitsche (Preußen Berlin) bezwungen. Der ebenfalls erstmals in dieser Gewichtsklasse kämpfende Paul Müller hatte gegen die ältere Gegnerschaft noch körperliche Nachteile und schied nach zwei Niederlagen aus dem Turnier aus. Auch Tobias Jung (51 kg) startete erstmals bei der A-Jugend, er versuchte sich im griechisch-römischen Stil und traf dabei zwar nur auf drei Gegner, die hatten es aber in sich. Zum Auftakt unterlag er etwas umstritten gegen den DM-Vierten der B-Jugend von 2021, dem Frankfurter Dorian Dorn 7:9. Vom Chemnitzer DM-Dritten Eric Wagner wurde er geschultert, gegen den Vizemeister der A-Jugend Michel Steglich (Frankfurt) unterlag er 0:15.
Mit zwei Goldmedaillen und drei vierten Plätzen konnte die von Trainer Maximilian Böttger geleitete Greizer Delegation, in der der erkrankte Pascal Hessel fehlte, zum Saisonauftakt zufrieden sein. In der Vereinswertung belegte Greiz unter 35 Teams aus allen ostdeutschen Bundesländern den achten Rang. Vorn landeten die seit geraumer Zeit in Ostdeutschland dominierenden Teams: Luftfahrt Berlin, FC Erzgebirge Aue und der immer stärker werdenden SV Preußen Berlin. Während die Dominanz dieser Vereine noch längere Zeit bestehen bleiben dürfte, könnte Greiz bei effektiver Trainingsarbeit durchaus noch weiter nach oben kommen.

Eine Neuerung der Veranstalter sollte nicht unerwähnt bleiben. Der Berliner Ringerverband mit seinem Vorsitzenden Sascha Förster, der auch auf Grund verschiedener Funktionen in Greiz in der Region bekannt ist, hatte für eine Neuerung gesorgt, ja Maßstäbe gesetzt. In Zusammenarbeit mit einer lokalen Firma wurde während der gesamten Wettkampfzeit ein Lifestream mit fünf Kameras kostenlos angeboten. So konnten die zwangsläufig daheim Gebliebenen und alle Interessierten das Geschehen auf allen vier Matten verfolgen und wurde auf der fünften über die Kampffolge informiert. Da wurde die Latte für die folgenden Landesmeisterschaften in Mitteldeutschland sehr hoch gehängt. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Kampfrichter sich nicht längere Zeit vor die Kamera stellen.

Erhard Schmelzer