Nur eine Medaille für Greizer Ringervon links: hinten ; E.Schmelzer, Paul Müller, Richard Brand, Pascal Hessel. vorn: Abubakar Vakhidov, Hassan Bersanukaev. Foto : Robert Hessel

Fast verdoppelt hatten sich die Teilnehmerzahlen bei den offenen mitteldeutschen Meisterschaften der Junioren und Jugend B im freien Ringkampf im Vergleich zu den Titelkämpfen eine Woche vorher im griechisch-römischen Stil, die in Aue ausgetragen wurden. Kämpften im Erzgebirge 87 Sportler aus 33 Vereinen um die Medaillen, standen sich in der Saalestadt 159 Kämpfer aus 44 Vereinen gegenüber. Das unterschiedliche Interesse an den Stilarten überrascht nicht, frönt doch ein Großteil der zugereisten Migranten dem freien Stil. Starteten in Aue nur 21 Sportler sowie zwei tschechische Gäste ohne deutschen Pass waren es in Jena 72. Dazu kam noch eine dreizehnköpfige leistungsstarke ungarische Delegation aus dem Budapester Leistungszentrum, die bei den Junioren fünf Turniersieger stellten und sechs weitere Medaillen mit an die Donau nahm.
Hinter den Ungarn belegten Potsdam und Luftfahrt Berlin mit jeweils 7 Startern die Plätze zwei und drei in der Vereinswertung. Der RSV Rotation Greiz, der fünf Ringer auf die Waage brachte, belegte als bester thüringischer Verein – knapp vor Apolda – nur den 23.Rang.
Erfolgreichster Greizer war der B-Jugendliche Abubakar Vakhidov, der in der 68 kg-Klasse die Bronzemedaille errang. Es wäre sogar Silber möglich gewesen, doch sein Auftaktkampf gegen den Tauchaer Niclas Martin, den er schon bezwungen hatte, ging völlig daneben. Seine Gegner aus Halle-Neustadt und Lübtheen schulterte er nach hoher Führung, gegen die ostdeutsche Nummer Eins – Henning Müller aus Potsdam – war er wie alle anderen chancenlos. Eine ansprechende Leistung des fleißig Trainierenden, der aber noch lernen muss sein höfliches Auftreten im Training auch bei Niederlagen beizubehalten. Hassan Bersankaev belegte Rang 5 im Zehnerfeld der 44 kg-Klasse. Da sich die ersten Drei in seinem Pool gegenseitig besiegten, er aber dabei 0:14 unterlag aber nur 10:7 siegte, blieb ihm nach einem weiteren Schultersieg nur der Kampf um den fünften Platz. Hier konnte er den Eislebener Eduard Radetzki nach Rückstand schultern. In einem nicht gerade starken Feld konnte er mitringen, größere Erfolge sind aber nur bei einer radikal verbesserten Trainingsarbeit möglich.
Bei den Junioren sind vier Geburtsjahrgänge startberechtigt, eine große Hypothek für die Jüngeren. Pascal Hessel (61 kg) und Richard Brand (70 kg) gehörten dem zweitjüngsten Jahrgang an. Pascal Hessel, der gerade mit der Thüringer Auswahl von einem internationalen Männerturnier in Dabrowa Gornicza in Polen zurück kam, bei dem er im Kampf um den dritten Platz gegen einen Ringer aus Großbritannien unterlag, begann mit zwei Siegen. Darius Poluyanov aus Apolda wurde 9:7, Ramzan Uspaev aus Salzwedel 10:0 bezwungen. Danach gab es aber zwei Niederlagen gegen den Lübtheener Henry Lamitschka, von dem er bereits bei der letzten deutschen Meisterschaft bezwungen wurde, und dem Leipziger Tim Krasnickij, der nach langer Verletzung eine Spitzenposition bei den Junioren anstrebt. Überraschend dann allerdings die konditionellen Probleme beim 3:14 im Kampf um den fünften Platz gegen Elyas Walizada vom Freistil-Ringerverein Berlin. Richard Brand verfehlte erstaunlicherweise beim Wiegen die 65 kg-Klasse um ein Quäntchen und war in der stark mit 24 Sportlern besetzten 70 kg-Limit chancenlos. Er unterlag Gegnern aus Lugau und Erfurt. Jüngster im Bunde der Junioren war Paul Müller (86 kg), der es gerade in einer schweren Gewichtsklasse gegen drei Jahre ältere Widersacher sehr schwer hatte, aber trotzdem gewisse Verbesserungen nachwies. Beim Auftakt gegen den Ungarn Vendel Korpasz, der im Finale einen Werdauer Regionalligaringer bezwang, musste er eine schnelle 0:10 Niederlage hinnehmen. Der 6:15 verlorene Vergleich gegen den Lübtheener Malte Vogel täuscht allerdings über den tatsächlichen Kampfverlauf. Der Greizer dominierte bei zwei Punkten Rückstand in der zweiten Runde deutlich, schien den Kampf noch drehen zu können. Warum der Leipziger Hauptkampfrichter hier der Forderung der Punktrichterin nach einer Verwarnung ablehnte, war nicht nachvollziehbar. Der Greizer war jetzt gezwungen alles auf eine Karte zu setzen, wurde gekontert, konnte aber die Schulterniederlage vermeiden. Ein völlig Unbekannter war der Gegner im Kampf um den fünften Platz. Der Berliner Linus von Schrenk ist deutscher Meister im Jiu Jitsu und wurde vom ehemaligen Greizer Trainer Swen Lieberamm betreut. Paul Müller musste gegen den körperlich weit Überlegenen eine 0:12 Niederlage hinnehmen, dürfte aber wertvolle Kampferfahrungen gesammelt haben.

Erhard Schmelzer