Greizer Nachwuchsringer mit drei Sachsenmeistertitelnvon links: Erhard Schmelzer, Abubakar Vakhidov, Paul Müller, Richard Brand, Hassan Bersanukaev, Foto: Robert Hessel

Bei den sächsischen Meisterschaften im Ringen ist es üblich geworden nach der Siegerehrung ein Foto mit allen Landesmeistern zu schießen. So auch bei den offenen sächsischen Einzelmeisterschaften der Junioren und der B-Jugend im feien Stil und der A-Jugend im griechisch-römischen Stil, die vom ASV Plauen auf gewohnt hohen Niveau ausgetragen wurden. Dass sich von der kleinen vierköpfigen Greizer Delegation drei Sportler auf dem Siegerfoto wiederfinden würden, damit war vorher nicht zu rechnen. Am Ende konnten sich die Greizer Betreuer und mitgereisten Familienmitglieder über drei Gold- und eine Silbermedaille freuen. In der Vereinswertung kam das kleine Greizer Team unter 21 Vereinen immerhin noch auf den achten Platz. Eine Platzierung unter den besten vier bzw. fünf Vereinen wäre durchaus möglich gewesen, leider fielen einige Kandidaten aus objektiven Gründen aus. Es muss aber auch festgestellt werden, dass einigen Sportlern die Reise ins nahe Plauen wohl einfach zu viel war. Der Exweltmeister und Olympiazweite Rifat Yildiz sieht das anscheinend etwas anders und kam in diesem Jahr bereits zum zweiten mal mit einer Hessenauswahl mit Sportlern der deutschen Spitzenvereine Kleinostheim und Hösbach nach Mitteldeutschland. Die Greizer waren übrigens die einzigen Starter aus Thüringen.
Der RSV Rotation startete mit jeweils zwei Junioren (U20) und zwei B-Jugendlichen (U 14). Ältester Teilnehmer auf Greizer Seite war der aus Plauen zum RSV gestoßene und nun als Junior kämpfende Richard Brand (65 kg). Nachdem er bereits in der letzten Saison in der zweiten Greizer Mannschaft aktiv war, kämpfte er nun erstmals auch in einem Einzelturnier für das Ostthüringer Team und konnte voll überzeugen. Nur zu Beginn des ersten Kampfes gelang dem Leipziger Ben Degen nach einem taktischen Fehler von Brand der 2:2 Ausgleich. Dann punktete nur noch der Neugreizer, der 10:2 siegte. Auch der für Lugau kämpfende Georgier Danish Zakhizada wurde 6:0 bezwungen. Für den 16-Jährigen Paul Müller dürfte es ein sehr bewegtes Jahr werden. Sein Geburtsjahrgang 2007 ist sowohl bei der A-Jugend, als auch bei Junioren und den Männern startberechtigt. Er hätte in Plauen sowohl bei der A-Jugend als auch bei den Junioren starten können, entschied sich aber für die 86 kg-Klasse in der höheren Altersklasse, da dort in der Stilart gerungen wurde, in der er auch bei den deutschen Meisterschaften antreten möchte.

Alte Regel neu belebt
Dabei wäre sein erster Kampf gegen den Dresdener Afghanen Amar Sehab fast ins Wasser gefallen. Laut Regelwerk – wenn auch in den letzten Jahren kaum praktiziert – muss ein Sportler spätestens eine Minute nach dem Aufruf die Matte betreten. Der Dresdener kam aber im falschen Trikot und schaffte es nicht, dieses innerhalb von 60 Sekunden zu wechseln. Für alle sichtbar lief die Zeit auf der Anzeigetafel. Obwohl es sich wirklich nur um eine Zeitüberschreitung von Sekunden handelte, wurde jetzt der Kampfverlauf auf den Kopf gestellt. Der Greizer wurde trotz der Einwände seines Trainers zum Sieger erklärt, dann wurde allerdings ein Freundschaftskampf angepfiffen. Paul Müller ließ sich aber nicht aus dem Konzept bringen und siegte vorzeitig mit 13:0 Punkten. Der zweite Gegner war ungleich stärker. Ranjeet Holstein vom KFC Leipzig, der in einigen Tagen seinen 20.Geburtstag feiert, wurde bei den Thüringer Meisterschaften der Männer in Greiz Vizemeister hinter Maximilian Kahnt. Paul Müller führte bald 4:0, musste dann aber den Ausgleich und nach einem knapp gekonterten Angriff gar einen 4:6 Rückstand hinnehmen. Mit einem Beinangriff ging er 6:6 in Führung und war gerade dabei mit einer Bodentechnik zwei weitere Punkte zu erkämpfen, als der Leipziger wegen einer Fußverletzung aufgeben musste.
Von den beiden B-Jugendlichen konnte vor allem Abubakar Vakhidov (68 kg) überzeugen. Bereits im griechisch-römischen Stil hatte er den Thüringer Meistertitel erkämpft, diesmal gelang der sächsische Titelgewinn im freien Stil. Der vergrößerte Trainingsumfang und die verbesserte Einstellung beginnt Gewinn abzuwerfen, bereits im ersten Kampf wurde mit dem Tauchaer Niclas Martin der stärkste Widersacher bezwungen. Die weiteren Gegner aus Plauen und Aue konnten trotz einiger technischer Fehler sogar geschultert werden. Nicht den Erwartungen gerecht wurde trotz seines Sieges gegen den Dresdener Felix Nagel Hassan Bersanukaev (41 kg), der als einziger eine Niederlage einstecken musste. Sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung waren vor allem im Bodenkampf Schwächen nicht zu übersehen.
Der RSV Rotation Greiz kann mit dem Abschneiden seiner Schützlinge zufrieden sein. Allerdings muss man den Eindruck gewinnen, dass in den letzten Jahren das Niveau der Wettkämpfe stark gesunken ist. Corona ist sicher nicht der einzige Grund. Auch die Teilnehmerzahlen sind stark zurückgegangen. Zwar scheint dieser Trend deutschlandweit zu herrschen, die Befürchtung, dass die ostdeutschen Landesverbände in den nächsten Jahren bei den nationalen Meisterschaften nicht mehr so gut abschneiden werden, scheint aber nicht aus der Luft gegriffen.
Bereits am nächsten Wochenende werden in Greiz die ersten Mitteldeutschen Meisterschaften des Jahres durchgeführt. Ausgetragen werden die Titelkämpfe der Männer und der A-Jugend (U 17). Bisher haben mehr als 190 Sportler gemeldet.

Erhard Schmelzer