Die Rahmenbedingungen für die Durchführung der mitteldeutschen Meisterschaften der Mädchen im Ringen in Berlin waren alles andere als berauschend. Der letzte offizielle Wettkampf fand am 7.März 2020 statt. Bei den allerdings nicht sehr stark besetzten Thüringer Meisterschaften gewannen die Greizer Mädchen vier Meistertitel. Danach wurden alle Wettkämpfe abgesagt. Am 3.Oktober gelang es Greizer Funktionären unter großen Mühen noch einmal im Rahmen der Jugendliga, bei der auf Wunsch der sächsischen Vereine seit zwei Jahren nur noch Jungen startberechtigt sind, einen Vergleichskampf mit den Mädchen des Werdauer Vereins zu organisieren. Danach herrschte allerdings wieder 11 Monate Wettkampfpause für das Mädchenringen in Deutschland. Um überhaupt einen Wettkampf zu bestreiten zu können, musste bis nach Ungarn gefahren werden.
Um so überraschender war das Abschneiden der Greizer Mädchen beim rührigen Veranstalter SV Luftfahrt Berlin. Unter den 38 teilnehmenden Vereinen, die nicht nur aus Ostdeutschland kamen – auch einige Vereine und Eltern aus westlichen Bundesländern hatten lange Anreisewege auf sich genommen, damit ihre Schützlinge einen Wettkampf bestreiten konnten – belegten die sechs Greizer Mädchen mit 14 Punkten einen hervorragenden 7.Platz. Dabei blieben sie auf Schlagdistanz zu den mit fast doppelt so vielen Sportlerinnen angereisten traditionellen deutschen Spitzenvereinen wie dem Dritten Luftfahrt Berlin (20 Punkte bei 10 Starterinnen) oder dem Fünften RSV Hansa Frankfurt /Oder (18 Punkte bei 10 Starterinnen).
Josefine Langhof ist mitteldeutsche Meisterin
Am erfolgreichsten schnitt Josefine Langhof (55 kg /Jugend C/D) ab. „Ich hätte nie gedacht, dass ich bei meiner ersten Teilnahme an einer mitteldeutsche Meisterschaft auch gleich gewinnen könnte“, war sie doch etwas überrascht von ihrem Erfolg mit vier Schultersiegen, bei denen sie nur gegen die Zweite Emelie Grundmann (Berlin – Tegel) Punkte abgab. Wie oftmals bei Turnieren in Thüringen wurde Fiona Gasser (42 kg /Jugend B) hinter der Favoritin Josephine Wrensch aus Pößneck Zweite. Ihre beiden anderen Gegnerinnen schulterte sie bereits in der ersten Kampfhälfte. Olga Kim (38 kg /Jugend B), die wie bereits seit einem Jahr Fiona Gasser nun auch an der Sportschule in Jena trainiert, wurde Dritte. Trotz dreier Schultersiege und einer ansprechenden Leistung verpasste Daria Reim (38 kg /Jugend C/D) als Vierte die Medaillenränge knapp. Chiara Weber (50 kg /Jugend C/D), die ihre Gegnerin aus Berlin Hellersdorf im Platzierungskampf schulterte, belegte Rang fünf. Paline Hessel (58 kg /Jugend B), die aus gesundheitlichen Gründen einen längeren Trainingsausfall zu verzeichnen hatte, entschied sich trotz des Handicaps am Turnier teilzunehmen. Noch konnte sie sich nicht platzieren, aber wie alle anderen viele Erfahrungen mit nach Hause nehmen.
Der Aufwärtstrend im Greizer Nachwuchsbereich kam alles andere als zufällig und ist auch nicht nur auf verstärkte Greizer Trainingsaktivitäten nach dem Lockdown zurückzuführen, während es bei anderen Vereinen noch nicht so gut lief. Beim Greizer Ringerverein hat sich in den letzten Monaten eine Phalanx aus Trainern, Eltern und Leitungsmitgliedern gebildet, die sich die gezielte Jugendförderung auf die Fahnen geschrieben hat. Das Training in diesem Bereich wurde ausgeweitet, grundlegend verändert und viele neue interessante Ideen ins Spiel gebracht. Trainiert wird jetzt u.a. auch am Wochenende. Falls dieser Weg weiter beschritten wird, was jedoch vorgesehen ist, sollte das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein.
Erfolgreichster Verein in Berlin war übrigens De Halter Utrecht aus den Niederlanden. Dort findet normalerweise jeweils Ostern eines der größten europäischen Mädchenturniere statt. In den letzten beiden Jahren fiel es aus den bekannten Gründen allerdings aus. Vielleicht klappt es mit einem Besuch Ostern 2022.
Erhard Schmelzer