Wieder Ringkampffest in Greiz – Siegesserie hält

RSV Rotation Greiz – RKG Reilingen/Hockenheim endet 14:10

Jeder Ringkampfanhänger, der am Sonnabend den vorletzten Heimkampf des RSV Rotation Greiz in dieser Saison gegen die sich in einem Lauf befindliche Ringkampfgemeinschaft Reilingen/Hockenheim verpasst hatte, hatte etwas versäumt. Selten sah man soviel Dramatik auf einer Ringermatte. Vier von zehn Begegnungen wurden erst in den letzten Kampfsekunden entschieden, gingen zwar alle an die Gäste, hätten aber durchaus auch anders ausgehen können. Trotz der Brisanz der Kämpfe war es eine wohltuend faire Begegnung, obwohl die Emotionen mehrmals hochkochten. Wieder einmal war die Greizer Ringerhalle hervorragend besucht. Die offiziell angegebenen 655 Besucher bedeuteten wieder einmal Rekordbesuch aller Bundesligen. Auf den Plätzen folgten in der ersten Liga Serienmeister Burghausen und Altmeister Köllerbach – im Spitzenkampf gegen Hösbach – mit jeweils 450 Zuschauern.
Als Ringertrainer hat man es nicht leicht. Davon kann beim RSV Tino Hempel ein Lied singen. Gegenüber der Vorwoche in Lübtheen fielen wieder drei Sportler aus. Joel Wrensch fuhr als verantwortlicher Thüringer Trainer mit der Landesauswahl zu einem internationalen Turnier nach Radolfzell am Bodensee. Zsombor Gulyas reiste zu einer Familienfeier in seine ungarische Heimat. Attila Tösmagi, der in Lübtheen als einziger Ausländer gestartet war, flog dies Woche nicht nach Deutschland sondern in die armenische Hauptstadt Erivan, wo die Militär-Weltmeisterschaften stattfanden. Tösmagi belegte Platz 5 in der Gewichtsklasse 77 kg. Seinem Vereinskameraden Alex Szöke, der eigentlich in Greiz in der 98 kg-Klasse vorgesehen war, gelang der große W urf. Er wurde Militärweltmeister. Die Mannschaft musste nun schon wieder umgestellt werden. Trotzdem gelang gegen die seit drei Kampftagen ungeschlagenen Nordbadener ein 14:10 Erfolg, obwohl es zwischenzeitlich nicht danach aussah.

Im Normalfall kämpft Razvan Kovacs (61 kg/g) nur im freien Stil. Da Not am Mann war versuchte er sich erstmals in der Bundesliga im griechisch-römischen Stil. Und es klappte gegen den gleichen Gegner wie in Reilingen ausgezeichnet. Christiano Liebzeit wurde diesmal sogar noch etwas schneller bezwungen als im freien Stil. Schon vor der Pause stand der 15.0 Sieg des Rumänen fest. (Mannschaftsstand: 4:0)

Lucas Gansi (130 kg/f) traf auf den Georgier Zviad Metreveli, der auch in der 98 kg-Kategorie antreten kann. Der Greizer ging durch eine 30-Sekunden-Strafe gegen seinen Widerpart in Führung. Als in der zweiten Kampfhälfte auf die gleiche Art der Ausgleich erfolgte, versuchte er mit einem für einen Schwergewichtler schnellen Beinangriff zum Erfolg zu kommen, wurde aber für seine Aktivität nicht belohnt und geriet 1:2 in Rückstand. Er kämpfte weiter, so dass in der letzten Minute ein recht ansehnlicher Kampf entstand. Das Ergebnis konnte er aber nicht mehr ändern. (4:1)

Moritz Langer (66 kg/f) wurde nach einer Minute vom Moldawier Igor Chichioi mit einem Kopf-Hüft-Schwung kalt erwischt und gab dann noch einen Beinangriff ab. In der zweiten Runde kam er allerdings besser in den Kampf, punktete zweimal durch Beinangriffe unterlag aber mit 4:8. (4:3)

Für Alex Szöke kämpfte diesmal Emil Thiele (98 kg/g), der auf den aufgerückten Stiven Schäfer traf. Der kampfstarke Gästeringer brachte den Greizer zweimal in die Bodenlage, konnte dort aber nichts bewirken. Als der Reilinger in den Bodenkampf musste und Thiele eine Rolle ansetzte, zog sich der aus Weißwasser stammende gut leitende Kampfrichter Andy Friedemann den Unmut des Greizer Publikums zu. Es gab unterschiedliche Sichtweisen ob der Reilinger Sportler in die gefährliche Lage geraten war oder, wie es die Ansicht des Kampfrichters war, eben noch nicht. Wie viele Zuschauer wollte auch der als Ehrengast anwesende Exweltmeister Uwe Neupert eine Wertung für Thiele gesehen haben. Es blieb aber beim 2:0 Sieg des Reilingers. (4:4)

Robin Nuding (71 kg/g) musste für Joel Wrensch einspringen, verletzte sich aber bereits in der Anfagsphase und musste den Kampf gegen Robin Laier aufgeben. Die Gäste führten so zur Halbzeit 4:8.

Nach der Pause wollte sich Maximilian Kahnt (86 kg/f) gegen den Ex-Greizer Richard Schröder auf zur Aufhohljagd machen. Der aus Berlin stammende Schröder erkämpfte als Junior einen dritten und fünften Platz bei Europa- und Weltmeisterschaften. Jetzt studiert er in Heidelberg und trainiert am dortigen Leistungszentrum. Die gesamte Zeit kontrollierte das Greizer Eigengewächs den Kampf, ging 1:0 und dann 2:0 in Führung. Der physisch unterlegene Gegner schien völlig chancenlos. Die 2:0 Führung hätte aber nur einen Punkt für die Mannschaftswertung gebracht, so riskierte der Greizer noch einen Angriff und kam mit dem Schlusspfiff in die Unterlage. Endstand 2:2, der Mannschaftspunkt ging an die Gäste. Und die Greizer lag vier Kämpfe vor Schluss mit fünf Punkten zurück.

Zum Glück war Nicolai Grahmez (75 kg/f) wieder an Deck. Er hatte sich hervorragend von seinem schnellen Ausscheiden bei der WM und seiner Knieverletzung erholt. Sein sofort in die Defensive gedrängter moldawischer Landsmann Sergiu Lupasco hatte nicht die Spur einer Chance. Schon vor der Halbzeitsirene stand der technische Überlegenheitssieg von 15:0 fest. (8:9)

Der 25 jährige Polizist aus Baden-Württemberg Maximilian Besser (80 kg/g), der in Ulm als Beamter tätig ist, kämpft bereits die dritte Saison in Greiz. Sein Widersacher Dario Schmidhuber, der sich als gelernter Greco-Ringer im Hinkampf gegen Zsombor Gulyas auch im freien Stil super verkauft hatte, verlor aber bald den Halt unter den Füßen. Bereits in der Anfangsphase gelangen dem aus Unterelchingen nach Greiz gewechselten trainingsfleißigen Sportler zwei Würfe aus der Bodenlage, die wie aus dem Lehrbuch ausgeführt wurden. So nach zwei Minuten 9:0 führend setzte der Greizer seinen Siegeszug fort und kam nach viereinhalb Minuten zum 15:0 Erfolg über einen Gegner, der bei Männermeisterschaften schon die Bronzemedaille erringen konnte. „Ich hab mich unglaublich gefreut, dass es so gut lief. In Greiz habe ich mich von Anfang an zu Hause gefühlt. Hier passt alles“, meinte der strahlende Sieger. (12:9)

Im Hinkampf hatte Mannschaftskapitän Christian Fetzer (75 kg/g) gegen Luis Greif 2:1 gewonnen.
Diesmal zeigte sich der Altmeister noch konzentrierter als er den Bronzemedaillengewinner der Juniorenmeisterschaften mit 4:0 bezwang. Die Siegerverkündung musste aber noch etwas warten.
Der ehemalige Vizeeuropameister eilte in seine Ecke und präsentierte unter tosendem Beifall ein T-Shirt mit der Aufschrift: „DANKE!!! Beste Fans der Liga !!!“ Den Greizern war nun beim 14:9 der Sieg nicht mehr zu nehmen.

Den letzten Kampf bestritt Lucas Kahnt (80 kg/f) gegen den Rumänen Maxim Fricatel, den er im Hinkampf 5:2 bezwungen hatte. Diesmal führte er eine Minute vor Schluss 3:1 und alles schien gelaufen. Jetzt versuchte der Rumäne plötzlich einen Beinangriff, dem sich der Greizer unter Beifall geschickt entzog. Beim zweiten Versuch kam der Rumäne aber zum 3:3 Ausgleich und zum Siegpunkt. Der Endstand des Kampfes lautete damit 14:10. Für Greiz war es der zehnte Sieg im zehnten Kampf.

Gästetrainer Thilo Dicker war vom Kampfergebnis enttäuscht: „Wir haben zwar sechs Kämpfe gewonnen, Greiz ist aber verdienter Sieger. Wir haben einen äußerst spannenden Kampfabend erlebt.“

Nun, der Staffelsieg ist den Greizern nicht mehr zu nehmen. In der nächsten Woche geht es nach Aue, wo sicher wieder ein spannender Kampf – mit vielen Greizer Zuschauern- zu erwarten ist. Zum Jahresabschluss am 7.Dezember kommt die Kampfgemeinschaft Markneukirchen/Gelenau in die Greizer Halle. Da die Kampfgemeinschaft am Sonnabend kampffrei war, nutzen viele Ringkampfanhänger aus dem sächsischen Vogtland die Gelegenheit sich schon mal mit dem Fluidum beim Staffelsieger vertraut zu machen.

Erhard Schmelzer

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