Greizer Zweitligaringer weiter ohne Niederlage

RV Lübtheen gegen RSV Rotation Greiz endet 12:21

Die Fahrtzeit in das 100 Kilometer östlich von Hamburg gelegene mecklenburgische Lübtheen hat sich in den letzten Jahren durch den Autobahnausbau etwas verringert. Fünf Stunden Fahrtzeit benötigte das Greizer Ringerteam aber noch immer. Trainer Tino Hempel hatte seine Mannschaft vor dem Auswärtskampf in der 2.Bundesliga richtig durcheinander gewirbelt. Nur drei Sportler kämpften auf den gleichen Positionen wie beim letzten Kampf in hessischen Rimbach. Vier weitere Kämpfer standen wie in Rimbach im Team, diesmal aber in anderen Gewichtsklassen. Nur der Ungar Attila Tösmagi kämpfte auf Greizer Seite ohne im Besitz eines deutschen Passes zu sein, bei den Gastgebern standen vier ausländische Spitzenringer auf der Wiegeliste. Um so höher ist der Greizer 21:12 Erfolg in Mecklenburg einzuschätzen. Unter den 340 Zuschauern befanden sich auch ca. 15 Greizer Anhänger, die die weite Reise nicht gescheut hatten. Auch ehemalige aus Lübtheen stammende Greizer Bundesligaringer ließen sich das Saisonhighlight nicht entgehen.

Erstmals standen die Brüder Lucas und Maximilian Kahnt gemeinsam im Zweitligateam. Bisher wurde in allen acht Saisonkämpfen immer nur einer von ihnen eingesetzt. Sie blieben dabei immer siegreich. Nun in Lübtheen kamen sie beide zu Siegen. Der zweifache deutsche Meister Lucas Kahnt (80 kg/f), dessen hervorragendes Abschneiden bei der Weltmeisterschaft nicht genügte um bei der Thüringer Wahl der Sportler des Jahres in die Wählerlisten aufgenommen zu werden, bezwang nach starken Kampf den äußerst talentierten in Hamburg lebenden Inguschen Hisir Ozdoev mit 8:1 Punkten. Der eine Gewichtsklasse höher kämpfende Maximilian (86 kg/f) besiegte Malte Vogel vorzeitig mit 16:0. Insgesamt entschieden die Greizer sechs der zehn Kämpfe für ich. Dabei gelangen drei weitere vorzeitige Siege. Der nach durchwachsenem Saisonstart nun in seiner angestammten Gewichtsklasse kämpfende Moritz Langer (66 kg/f) buchte zum fünften mal in Folge die Maximalpunktzahl von vier Zählern auf das Greizer Konto. Das Training mit den japanischen Ringern in Leipzig scheint sich auszuzahlen. Nach vier 15:0 Erfolgen schulterte er diesmal das an der Sportschule Luckenwalde trainierende Lübtheener Eigengewächs Henry Lamitschka beim Stand von 18:4. Einen weiteren Schultersieg erkämpfte der in beiden Stilarten einsetzbare Joel Wrensch (71 kg/g) gegen Florian Wiesemann bereits in der zweiten Minute im Stil seines Mannschaftskapitäns Christian Fetzer mit einer Kopfschleuder. Christian Fetzer (75 kg/g) selbst blieb auch siegreich und bezwang den aus Stralsund stammenden und in Frankfurt trainierenden Junioren Hennig Löbl in der vierten Minute mit 15:0. Der Ungar AttilaTösmagi (80 kg/g) lieferte sich nach einer Trainingswoche in Leipzig mit dem aus der alten Ringerhochburg Warnemünde stammenden deutschen Juniorenmeister Karl Thoms ein hochklassiges Gefecht, das er am Ende mit 11:1 für sich entscheiden konnte. Ganz knapp ging es zwischen Zsombor Gulyas (75 kg/f), der einiges Gewicht abtrainieren musste, und dem polnische Ex-Vizeeuropameister Krzysztof Bienkowski zu. Die beiden erfahrenen Kämpen gaben sich keine Blöße. Am Ende egalisierte der Pole die Führung des Greizer und siegte beim 1:1. Der bayerische Kampfrichter Patrick Tomanek musste hier einiger Kritik der Greizer, die einen weiteren Punkt gesehen hatten, einstecken. Die drei weiteren Kämpfe gingen deutlich an die Gastgeber. Robin Nuding (61 kg/g) ließ sich vom dänischen Auswahlringer mit philippinischen Wurzeln Brian Santiago im Standkampf überraschen und unterlag mit 1:9. Die zwei leistungsstärksten Lübtheener Ringer starteten in den schwersten Gewichtsklassen. Der dänische Olympiadritte Turpal Bisultanov war erwartbar Emil Thiele (98 kg/g) sowohl technisch wie physisch überlegen und siegte nach drei Minuten mit 15:0. Lucas Gansi (130 kg/f) fehlten gegen den zweimaligen Olympiateilnehmer Zbigniev Baranowski (achter Platz in Paris) noch 45 Sekunden um einen Punkt für Greiz zu retten. Der zehn Jahre ältere Routinier siegte allerdings vorzeitig mit 15:0.
Bert Compas, der Lübtheener Unternehmer und langjährige Ringer-Präsident war mit seinem vorletzten Heimkampf mehr als zufrieden: „Wir mussten in diesem Jahr einige Verletzungen verkraften und dadurch einige vermeidbare Niederlagen einstecken und stehen nun am Tabellenende. Da freue ich mich, dass wir gegen die stärkste Mannschaft der Staffel 12 Punkte erkämpfen und so spannende Kämpfe erleben konnten. Es war eine tolle Veranstaltung. Unsere Zuschauer waren begeistert. Es war wie in den besten Tagen. Wir werden alles tun um nächstes Jahr wieder in dieser Liga zu starten.“ Auch der Greizer Trainer Tino Hempel konnte mit der Reise nach Mecklenburg zufrieden sein: „Wir haben unser Ziel erreicht, weiter ungeschlagen zu bleiben. Bei unseren weiteren – leider nur noch zwei – Heimkämpfen wollen wir unseren zahlreichen Anhängern wieder interessanten und hochklassigen Ringkampfsport bieten. Unser nächster Gegner Reilingen hat in der Vorwoche mit seinem Sieg beim Tabellenzweiten in Nürnberg gezeigt, wozu er fähig ist. Das wird nächste Woche sehr spannend in Greiz.“

Erhard Schmelzer

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