Lucas KahntLucas Kahnt (links)

Für die leistungssportlich Ringkampf betreibenden Sportlerinnen und Sportler ergab sich jahrzehntelang ein großes Problem. Nach dem Ausscheiden aus der Altersklasse der Kadetten (Jugend A bis zum Alter von 17 Jahren) und der Junioren (bis zum Alter von 20 Jahren) war es sehr schwer sofort im Männer- bzw. Frauenbereich Fuß zu fassen. Der internationale Ringerverband entschloss sich deshalb noch eine Altersklasse einzuführen; die U 23-Meisterschaften waren geboren. Die ersten U23-Europameisterschaften fanden 2015 in Polen statt. Wie seit 2005 bei allen internationalen Meisterschaften üblich werden dabei alle drei olympischen Stilarten nacheinander an einem Ort ausgetragen. Da die EM im Vorjahr auf Grund der Corona-Pandemie ausfiel, kommen sie in diesem Jahr zum sechsten mal zur Austragung. Veranstaltungsort in der Zeit vom 17. bis 23. Mai ist Skopje, die Hauptstadt von Nordmazedonien.
Nordmazedonien gehörte unter dem Namen Mazedonien von 1946 bis 1990 als südlichste Teilrepublik zu Jugoslawien. Zum ersten mal haben sich Aktive des RSV Rotation Greiz für diesen Wettbewerb qualifiziert. Bei den Frauen wird die erfahrene Eyleen Sewina starten, im freien Stil geht erstmals Lucas Kahnt für Deutschland bei einer internationalen Meisterschaft auf die Matte. Für Eyleen Sewina ist es bereits der vierte Start bei Europameisterschaften. Ihren größten Erfolg konnte sie 2018 bei der EM der Juniorinnen feiern, als sie die Silbermedaille gewann. Im April startete sie bereits bei den Europameisterschaften der Frauen in Warschau. Mit ihrem neunten Platz war sie nicht zufrieden: „Da lief nicht alles nach Plan, ich hatte auch etwas Pech mit den ständigen Nasenbluten. Das ist mir so noch nie passiert. Bei der U 23 will ich um eine Medaille kämpfen. Viele Gegnerinnen kenne ich aber schon, da weiß ich, dass es sehr schwer wird.“ Nachdem sie 2019wegen einer Verletzung nicht starten konnte und die Titelkämpfe im Vorjahr ausfielen, ist es für sie die letzte Möglichkeit in dieser Altersklasse zu starten. Die Kämpfe in der Gewichtsklasse 65 kg beginnen am Donnerstag, den 20. Mai. Ihr Studium an der Freien Universität Berlin absolviert sie immer noch im online-Unterricht. „Nach der EM werde ich mit meiner Bachelorarbeit beginnen.“ Eyleen trainiert seit einigen Jahren am Bundesstützpunkt in Frankfurt/Oder. Mit ihrer ehemaligen Trainingskameradin an der Sportschule Jena Anne Nürnberger, die aus Werdau stammt und nun für den KSC Apolda kämpft, startet eine weitere Sportlerin für den Thüringer Ringerverband. Ihre Wettkämpfe in der Gewichtsklasse 59 kg beginnen bereits am Mittwoch. Etwas anders ist die Situation bei Lucas Kahnt, der in der Gewichtsklasse 74 kg bereits am Dienstagstartet. Er ist Neuling bei internationalen Meisterschaften und nimmt somit eine Außenseiterrolle ein. Er hat die Möglichkeit auch noch in den beiden Folgejahren in dieser Altersklasse zu starten und kann nun wertvolle Erfahrungen sammeln. Während Eyleen Sewina ihre letzte Wettkampfvorbereitung mit dem deutschen Frauenteam im heimischen Frankfurt/Oder absolvierte, bereiteten sich die Männer in der ersten Maiwoche am Olympiastützpunkt Heidelberg vor. „Zusammen mit Joel Wrensch und unserem Neuzugang aus Berlin Richard Schröder waren drei Greizer vor Ort. Das hat Spaß gemacht.“ Die letzte Woche vor der Abreise am Sonntag verbringt Lucas Kahnt in altgewohnter Umgebung an der Sportschule Leipzig. Eine Woche vor dem Wiegen liegt sein Gewicht noch drei Kilogramm über seinem Limit. „ Das ist das geringste Problem. Gewicht habe ich schon in der Jugendliga in Greiz gemacht. Wenn man genügend Kondition hat ist das Gewicht machen nicht schwer. Man muss nur darauf achten, dass man sich in den letzten Tagen nicht zu viel bewegen muss, das geht dann auf Kosten von Frische und Schnelligkeit.“ Über eine gute Platzierung würde er sich natürlich freuen. Schon um seinen ungarischen Trainer in Leipzig Zsombor Gulyas zu imponieren, der bei der ersten U23-EM 2015 eine Gewichtsklasse tiefer Fünfter wurde.

Bericht: Erhard Schmelzer