SC Siegfried Kleinostheim vs. RSV Rotation GreizDas Team des RSV Rotation Greiz in Kleinostheim

SC Siegfried Kleinostheim – RSV Rotation Greiz 14:13

Greiz. Nach 20 Monaten Bundesligaruhe für den Greizer Ringerverein schien die Spannung vor dem ersten Punktkampf der neuen Saison mit Händen zu greifen zu sein. Die Auslosung wollte es so, dass der RSV Rotation Greiz gleich bei einem der Staffelfavoriten antreten musste. Der SC Siegfried Kleinostheim hatte sich ringerisch und kämpferisch extrem verstärkt und möchte mit einer guten Platzierung in der Hauptrunde die Grundlage für eine erfolgreiche Endrunde legen. Das gelang den Unterfranken mit einem schwer erkämpften knappen 14:13 Erfolg.

Die Vorbereitungen auf den Kampf wurden von den neuen Hygienebestimmungen dominiert. In Bayern herrscht außerdem bei sportlichen Wettkämpfen ein besonders strenges Regime. Sonst wären sicher mehr als die aufgeführten 390 Zuschauer in der Halle gewesen. Der Greizer Anhang beschränkte sich so auf nur 25 bis 30 Personen.

Greiz startete mit einer neuformierten Mannschaft; sechs Sportler trugen in Kleinostheim erstmals in der Bundesliga das Trikot des RSV Rotation. Den Auftakt machte Ghenadi Tulbea (57 kg/f), der 42-jährige Routinier traf auf den deutschen Meister Niklas Stechele, der in diesem Jahr zweimal an der Qualifikation für Tokio scheiterte. Der Greizer Neuzugang führte zur Halbzeit mit 2:0. musste aber 30 Sekunden vor Schluss beim 2:2 Ausgleich des Ex-Westendorfers die Führung abgeben. Doch da demonstrierte der zweimalige Europameister und Vizeweltmeister, dass auch die konditionelle Verfassung noch stimmt und kam Sekunden vor Schluss mit einer Zweierwertung zum 4:2 Erfolg. (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 1:0)
Olympiateilnehmer Alin Alexuc-Ciurariu (130 kg/g) wurde seiner Favoritenrolle gegen Marc Bonert gerecht. Der Rumäne bezwang den Ex-Mömbriser, der immer in der Lage ist bei deutschen Meisterschaften eine Medaille zu erringen, hauptsächlich durch Drängen von der Kampffläche sicher mit 8:0. (4:0)
Rasul Galamatov (61 kg/g) war gegen den frischgebackenen ungarischen Meister Krisztian Kecskemeti ohne Chance. Zwar musste der Kleinostheimer als Erster in den Bodenkampf, konnte sich aber selbstständig befreien und kam in der zweiten Minute durch einen Kopf-Hüft-Schwung zum Schultersieg. (4:4).
Ahmet Bilici (98 kg/f) geriet zwar anfangs gegen den viermaligen deutschen Meister Gabriel Stark, der früher wie sein aus Rumänien stammender Vater unter dem ungarischen Namen Seregelyi startete, mit 0:1 in Rückstand, konnte das Blatt aber mit einer guten Leistung noch wenden. Nach sechs Minuten siegte der Greizer Neuzugang, gegen den fünf Kilogramm schwereren ehemaligen Goldbacher, der mehr als ein Jahrzehnt Deutschland bei internationalen Meisterschaften vertrat, verdient mit 5:1. (6:4)
Der russische Spitzenringer Zhargal Damdinov (66 kg/f) bestritt erstmals einen Mannschaftskampf in Deutschland und brauchte gegen Ilir Sefai einige Zeit um sich den etwas ungewöhnlichen Bedingungen zu stellen. (Gegner greift auch bei Rückstand nicht etwa an, sondern versucht bei einem überlegenen Gegner nur den Rückstand in Grenzen zu halten.) Nach anfänglichem 0:2 Rückstand gegen Ilir Sefai lief die Kampfmaschine immer besser und u.a. zwei doppelte Beinangriffe, die je vier Punkte brachten, sicherten schon 90 Sekunden vor Schluss den vorzeitigen Sieg. Zur Halbzeit führte Greiz mit 10:4 Punkten.
Igor Besleaga, diesmal in der 86 kg – Klasse aufgeboten, traf auf den Europameister von 2016 und WM-Dritten von 2017 Pascal Eisele. Nach ausgeglichenem Kampfverlauf führte der Greizer bis kurz vor der fünften Minute beim 1:1, gab danach aber eine Viererwertung ab und unterlag mit 1:5 Punkten. (10:6)
Im Vorjahr hatte Christian Fetzer (71 kg/g), damals für Markneukirchen ringend, gegen den Vizemeister von 2018, Andrej Kurockin, mit 2:7 verloren. Das war im Ansporn genug. Diesmal ließ er nichts anbrennen, kämpfte sehr konzentriert, drängte den Gegner in die Defensive, sammelte Punkt für Punkt und siegte mit 10:0. (13:6)
Kulminationpunkt des Abends sollte der Vergleich zwischen Ergün Aydin (80 kg/f) und dem ehemaligen Leipziger Sportschüler Christoph Henn werden. Henn, der Juniorenmeister von 2016, ging 1:0 in Führung. Nach gut vier Minuten kam der Greizer, der eher mit einer Viererwertung gerechnet hatte, zum 2:1. Als dem Kleinostheimer, der in diesem Verein seine ersten Schritte auf der Ringermatte gemacht hatte, ein weiterer Punkt gelang, führte dieser beim 2:2. Da auch der letzte Angriffsversuch des Greizers fehlschlug, ging dieser Schlüsselkampf mit 2:4 verloren. (13:7)
Lucas Kahnt (75 kg/f) musste leider feststellen, dass der EM-Dritte von 2011 Saba Bolaghi nichts von seinem ringerischen Können verloren hat. Der beste deutsche Freistilringer des Jahres 2011 bestimmte zwar das Geschehen auf der Matte, der Greizer konnte aber bis zur fünften Minute beim 0:4 den Rückstand in Grenzen halten. In der letzten Minute gelangen dem Routinier allerdings noch einmal sechs Punkte, so dass drei Punkte auf dem Konto der Gastgeber landeten. (13:10)
Die Entscheidung musste nun im Kampf zwischen Toni Stade (75 kg/g) und dem amtierenden Junioreneuropameister aus Moldawien Alexandrin Gutu fallen. Der Publikumsliebling der Gastgeber wurde seiner Favoritenrolle voll und ganz gerecht und siegte noch in der ersten Halbzeit mit 16:0 Punkten. Kleinostheim konnte sich so nach langem Rückstand am Ende doch noch über einen 14:13 Sieg freuen.

Ein Fazit eines Kampfes zu ziehen, der nur mit einem Punkt verloren ging, ist immer schwierig. „Der Kampf hätte auch anders ausgehen können,“, meinte Trainer Tino Hempel. Dieser Meinung schlossen sich viele an. Nach der langen Corona-Pause waren vor allem die Sportler verunsichert, die keine Wettkampfmöglichkeiten und relativ geringe Trainingsmöglichkeiten hatten.
Der nächste Wettkampftag der Bundesliga ist am 25.September. Greiz muss dann in Aue antreten.

Weitere Ergebnisse des Tages:
KSC Germania Hösbach – AV Germania Markneukirchen 10 :12
RV Lübtheen – Erzgebirge Aue 7: 16

Erhard Schmelzer