RSV Rotation Greiz – SV Johannis Nürnberg endet 15:8
Mit einem überraschend hohen 15:8 Erfolg gegen den alten Rivalen Johannis Nürnberg gelang dem RSV Rotation Greiz die Festigung der Tabellenführung in der Staffel Ost der 2.Bundesliga der Ringer. Hätte der 16:14 Vorkampferfolg zur Saisoneröffnung auch anders ausgehen könne, dominierten im Rückkampf bei gewechselten Stilarten die Greizer eindeutig und gewannen acht der zehn Duelle auf der Matte. Selbst wenn der eine oder andere, der teilweise sehr knappen Kämpfe auch hätte anders ausgehen können, die Ostthüringer stehen zu Recht an der Tabellenspitze.
Enttäuschung trotz deutschlandweitem Tagesrekord
Insider hatten nach dem großen Zuschauerzuspruch gegen Aue beim Spitzenkampf gegen den Verfolger mit mehr als den erschienenen 635 Zuschauern gerechnet. Trotzdem übertrafen die Greizer Fans wieder alle deutschen Zuschauerzahlen am Sonnabend beim Ringen. Auf den Plätzen folgten die Erstligisten Mainz (589 Besucher im Spitzenkampf gegen Kleinostheim) und Süd-Spitzenreiter Schorndorf (500 gegen Baienfurt).
Nachwuchsarbeit
Die Gäste hatten mit Ole Hansen und Adam Leifridt zwei Nachwuchsringer am Start, die im Vorjahr noch gegen Greiz bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugend gekämpft hatten und am Ende Vizemeister wurden. Allerdings muss man anfügen, dass sowohl Hansen (Unterföhring), als auch Leifridt (Amberg) aus anderen Mannschaften hervorgegangen sind. Bei Greiz standen von den vorjährigen DMM-Teilnehmern am Sonnabend Silas Warmuth, Pascal Hessel, Leon Weller, Paul Müller und Alexander Bahn im Aufgebot der zweiten Mannschaft. Der Zweitbundesligist Nürnberg hatte mit Tim Stadelmann und Franco Besold zwei Sportler im Team, die aus der Jugend vom SV Johannis hervorgegangen sind. Bei Greiz traf das nur auf Maximilian Kahnt zu, der diesmal Bruder Lucas vertrat. Allerdings gehen die familiären Wurzeln von Joel Wrensch, der in Pößneck aufwuchs, auch auf Greiz zurück.
Ausscheidungskämpfe für die ungarische Nationalmannschaft
Unter den 20 Ringern befanden sich fünf gebürtige Ungarn. Bis auf den Doppelstaatler Zsombor Gulyas trafen in zwei Gewichtsklassen die jeweils größten Konkurrenten um die Führungsposition in ihrem Land aufeinander. Und dies im griechisch-römischen Stil, in dem die Ungarn unbestritten zur Weltklasse gehören. Nach der Ablösung des Trainerstabs in Ungarn wegen der nicht zufriedenstellenden Ergebnisse bei Olympia in Paris gewannen die Kämpfe zusätzliche an Brisanz. Obwohl in beiden Gefechten kaum technische Punkte fielen, wurden diese Kämpfe mit besonderer Intensität und wahrer Verbissenheit geführt. Bei gleichstarken Ringern passiert in dieser Stilart für die Laien, zu denen die Greizer Zuschauer aber zum Glück meist nicht gehören, eben relativ wenig. Alle vier Kämpfer dürften im weiteren Saisonverlauf wohl wenig Niederlagen einstecken müssen.
Begrüßung vor Kampfbeginn
RSV-Präsident Thomas Fähndrich begrüßte vor Beginn der Kämpfe den erstmals für Greiz startenden ungarischen Meister Attila Tösmagi. Der 22-Jährige gehört wie der bereits längere Zeit für Greiz kämpfende Alex Szöke und der mit Platz fünf bei Olympia in Paris bestplazierte Ungar David Losonczi zum Budapester Spitzenklub ESMTK. Tösmagi kann zu den besten Nachwuchsringern Europas gezählt werden, er gewann bei Europa – und Weltmeisterschaften sechs Medaillen. 2022 wurde er Junioren-Europameister. Aktuell ist er EM-Dritter der U23.
Wieder einmal in Greiz weilte mit Uwe Neupert ein Greizer Urgestein. Uwe Neupert, der heute in der Nähe von Reilingen lebt, ist mit 19 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften der erfolgreichste Ringer Deutschlands aller Zeiten.
Ausfall auf Grund der Weltmeisterschaften
Der zweifache deutsche Meister Lucas Kahnt startete bereits bei der U23 für Deutschland bei Welt- und Europameisterschaften. Nun wurde er erstmals bei den Männern für die Welttitelkämpfe nominiert, die vom 28.-31.Oktober in Tirana stattfinden. Da Bundestrainer Jürgen Scheibe keine Verletzungen mehr riskieren wollte und vollste Konzentration auf den Jahreshöhepunkt forderte, musste RSV-Trainer Tino Hempel auf eines seiner Zugpferde verzichten. Er stellte mit Erfolg Bruder Maximilian ins Greizer Team.
Ablauf der Kämpfe
Robin Nuding (61 kg/g) eröffnete den Kampfabend. Sein Gegner war kein Geringerer als der Kasache Amangali Bekbolatov, der Dritte der Asienmeisterschaft und Fünfte der WM von 2022. Der junge Nachwuchssportler verteidigte sich im Standkampf hervorragend, der Routinier schien nie eine Chance zum Punkten zu haben. Allerdings war der Gegner offensiver, folgerichtig schickte in der Rostocker Kampfrichter Martin Buhz in jeder Hälfte einmal in den Bodenkampf. Hier konnte der Zentralasiate seine technischen und physischen Überlegenheit ausspielen und kam in der letzten Minute zum Überlegenheitssieg von 18:0. (Mannschaftsstand 0:4)
Der großgewachsene zweimalige DM-Dritte Lucas Gansi (130 kg/f) kämpfte das erste mal in seiner ursprünglichen Stilart in Greiz im Bundesligateam. Zum Saisonauftakt wurde er vom dreimaligen deutschen Meister im griechisch-römischen Stil Christian John bezwungen. Diesmal gegen Ewald Stoll sah das ganz anders aus. Der deutlich leichtere Nürnberger, der aus der Oberpfalz stammt und Deutschland schon bei der A-Jugend bei EM und WM vertrat, wurde in die Defensive gedrängt und lag 0:2 zurück. Als der Gästeringer am Kampfende auf Angriff umschaltete, wurde er gekontert und es fielen weitere Punkte für den Greizer. Wäre dessen zweiter Aufreißer von vorn geglückt. hätten sogar noch drei Punkte aufs Greizer Konto kommen können. Es blieb aber beim 6:0 Erfolg. (2:4)
Moritz Langer (66 kg/f) traf auf den Ex-Hofer Enes Akbulut, der Greiz aus seiner Zeit als Sportschüler in Jena sehr gut kennt. Der Greizer brachte seinen Gegner in der zweiten Minute zu Boden und führte 2:0. Nach einer Zeitstrafe hieß es in einem sehr ausgeglichenen Kampf 90 Sekunden vor Schluss 3:0. Der Gästeringer kam am Ende immer mehr auf, hatte aber Pech da seine Zweierwertung erst Sekunden nach dem Abpfiff fiel. (4:4)
Der Europameister und Olympiadritte im Hammerwerfen Uwe Beyer spielte 1966 im Kinofilm „Die Nibelungen“ den Drachentöter Siegfried. Trotz der imponierenden Gestalt von Beyer, der bei einer Größe von 1,91 m 110 kg wog, wäre diese Rolle auch etwas für den sympathischen Modellathleten Alex Szöke (98 kg/g), der in der Rückrunde wieder weniger als 98 kg auf die Waage bringen muss. Allerdings müsste er sich dafür eine andere Frisur zulegen und mit seiner Haarfarbe erinnert er mehr an einen Streiter in den gegnerischen Horden von König Etzel als an einen Nibelungen. Immerhin könnte das in seiner männlichen Linie mal anders gewesen sein , denn „szöke“ heißt auf deutsch „blond.“ Auf der Matte gegen Tamas Levai entwickelte sich der erwartete ausgeglichene Kampf zwischen zwei Gegnern, die sich aus dem Effeff kennen. Der Schiedsrichter schickte den Greizer zuerst zu Boden, der verkehrte Ausheber von Levai misslang. In der zweiten Runde das umgekehrte Spiel. Levai wollte seinen Gegner aber überraschen, drehte sich blitzschnell und wollte aufstehen. Der Greizer erwischte ihn aber am Kopf und drängte ihn ins Aus: 2:1. Eine halbe Minute vor Schluss schickte der Kampfrichter Szöke noch einmal zu Boden, am Ergebnis änderte sich aber nichts mehr. Sieg für den Greizer und die Aussicht einen nationalen Konkurrenten weniger zu haben, wenn Tamas Levai sich bei internationalen Meisterschaften wieder auf die 87 kg-Klasse konzentrieren wird, wo er bei EM und WM Medaillen gewann. (5:4)
Christian Fetzer (71 kg/g) wurde seiner Favoritenstellung gegen den jungen Ole Hansen vollauf gerecht und überraschte den Nürnberger bereits in den Anfangssekunden mit einem Kopf-Hüft-Schwung zum 4:0. Dann folgte wieder ein starker Auftritt im Bodenkampf, nach dem es durch zwei Kopfschleudern 11:0 stand. Bei der zweiten Aktion wurden ihm nur zwei Punkte gutgeschrieben, weil er als Ausführender mit einen Knie die Matte berührt hatte. So dauert es doch noch bis nach der Pause bis der Greizer Mannschaftskapitän sich vom Publikum für seinen 15:0 Sieg feiern lassen konnte. Es blieb an diesem Abend für Greiz bei diesem einzigen vorzeitigen Sieg. (Halbzeitstand 9:4)
Maximilian Kahnt (86 kg/f) traf auf den 30-jährigen Franco Besold, der auf anderthalb Jahrzehnt Mannschaftskampferfahrung zurückblicken kann. Beide Kämpfer begannen sehr vorsichtig, wollten dem Gegner keine Blöße geben. Die erste Zeitstrafe ging an den Nürnberger, die zweite an den Greizer, der so beim 1:1 zurücklag. Da der eine Siegpunkt den Gästen bei den erwarteten weiteren Kampfverläufen nicht reichte, musste Besold einen Beinangriff wagen, wurde gekontert und und unterlag 1:2. Maximilian Kahnt studiert fernab von jedem leistungssportlichen Ringkampftraining an der Technischen Universität Dresden Machinenbau und beweist immer wieder, dass man mit dem nötigen Willen und der richtigen Lebenseinstellung auch unter ungünstigen Trainingsbedingungen starke Leistungen bringen kann. (10:4)
Der sehr agil Hallensprecher Dirk Jung hatte nicht zu Unrecht auf die Fähigkeiten des 30-jährigen Nürnbergers Tim Stadelmann hingewiesen, der 2019 sogar deutscher Meister war. Nicolai Grahmez (75 kg/f) hat in diesem Jahr eine hervorragende Saison in Greiz gerungen und sich zwischendurch noch für Moldawien für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Wie schnell sich das Geschehen auf der Matte ändern kann, erlebten die Greizer Zuschauer eine Minute vor Schluss, als der eigentlich sicher 5:0 führende Greizer vom cleveren Stadelmann geworfen wurde und es plötzlich nur noch 5:4 stand. Am Ende hatte der Moldawier nach der sofortigen Konteraktion zwar 7:4 gewonnen, dürfte in Zukunft aber etwas vorsichtiger agieren. (12:4)
Attila Tösmagi (80 kg/g) ist 3 Jahre älter als die große Hoffnung der Ungarn, Levente Levai, dem amtierenden U20-Europameister und Dritten der WM. Es wurde der erwartet intensive Kampf. Als der Nürnberger zu Boden musste, verteidigte er sich dort lehrbuchhaft. Beim zweiten mal schaffte er es aufzustehen und sich die Verteidigung am Boden zu ersparen. Attila Tösmagi gewann bei seinem Einstand in Greiz also 2:0. (13:4)
Der stilartfremd und dazu höher aufgebotene Joel Wrensch (75 kg/g) traf auf den den favorisierten Ukrainer Artur Politaiev. Im Vorjahr hatte Joel Wrensch mit seinem Sieg in Markneukirchen großen Anteil an der Erringung der inoffiziellen ostdeutschen Mannschaftsmeisterschaft. Das war allerdings eine Gewichtsklasse tiefer. Der Ukrainer zog seine Kreise, im Standkampf stand es schon 7:0, im Bodenkampf war dann kurz vor der Pause für den Greizer beim 0:16 Schluss. (13:8)
Der Schlusskampf, als alles schon entschieden war – auch das Gesamtpunktverhältnis aus Hin- und Rückkampf für Greiz nicht mehr zu verlieren war – wurde durch Zsombor Gulyas (80 kg/f) gegen Adam Leifridt noch einmal eine klare Angelegenheit für die Gastgeber. Der Greizer gewann 5:0, die Gäste monierten ein zu hartes Einsteigen von Gulyas auf dem Weg zum 3:0.
Ausblick
Der Greizer Erfolg fiel mit 15:8 etwas zu hoch aus. In den restlichen fünf Saisonkämpfen sind die Greizer nun jeweils klarer Favorit. Leider stehen in diesem Jahr nur noch zwei Heimkämpfe auf dem Programm. Nun, nach Aue ist es ja nicht so weit.
Der nächste Auswärtskampf ist am 2.November in Rimbach.
Erhard Schmelzer
Einzelergebnisse:
Stilart | Gewicht | Name | Name | Punkte | Wertung | Zeit |
Gr.-röm. | 61 | Robin Nuding | Amangali Bekbolatov | 0:4 | TÜ 0:18 | 05:16 |
Freistil | 66 | Moritz Langer | Enes Akbulut | 2:0 | PS 3:0 | 06:00 |
Gr.-röm. | 71 | Christian Fetzer | Ole Hansen | 4:0 | TÜ 15:0 | 03:28 |
Freistil | 75A | Nicolai Grahmez | Tim Stadelmann | 2:0 | PS 7:4 | 06:00 |
Gr.-röm. | 75B | Joel Wrensch | Artur Politaiev | 0:4 | DQ 0:16 | 02:39 |
Freistil | 80A | Zsombor Gulyas | Adam Leifridt | 2:0 | PS 5:0 | 06:00 |
Gr.-röm. | 80B | Attila Tamas Tösmagi | Levente Levai | 1:0 | PS 2:0 | 06:00 |
Freistil | 86 | Maximilian Kahnt | Franco Besold | 1:0 | PS 2:1 | 06:00 |
Gr.-röm. | 98 | Alex Gergö Szöke | Tamas Levai | 1:0 | PS 2:1 | 06:00 |
Freistil | 130 | Lucas Gansi | Ewald Stoll | 2:0 | PS 6:0 | 06:00 |
Aktuelle Tabelle:
Platz | Mannschaft | Anz.K. | Plus | : | Minus | Differenz | + | : | – | ? | |
1 | RSV Rotation Greiz | 7 | 133 | : | 73 | 60 | 14 | : | 0 | ||
2 | SV Johannis Nürnberg | 7 | 108 | : | 84 | 24 | 10 | : | 4 | ||
3 | KSV Rimbach | 7 | 104 | : | 105 | -1 | 8 | : | 6 | ||
4 | WKG Markneukirchen/Gelenau | 7 | 110 | : | 97 | 13 | 6 | : | 8 | ||
5 | FC Erzgebirge Aue | 6 | 79 | : | 92 | -13 | 4 | : | 8 | ||
6 | RKG Reilingen/Hockenheim | 7 | 99 | : | 108 | -9 | 4 | : | 10 | ||
7 | KG RV Lübtheen | 7 | 72 | : | 146 | -74 | 2 | : | 12 |

































































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