Greizer Ringer beim Vogtlandderby in Markneukirchen deutlich vornDie Greizer freuen sich über den Sieg. Foto: Dirk Jung

WKG Markneukirchen/Gelenau – RSV Rotation Greiz 12:21

Das Vogtlandderby im Ringen zwischen Markneukirchen und Greiz sorgte schon immer für Dramatik und Überraschungen. Im Vorjahr – noch in der ersten Liga – brachte Greiz die Sensation fertig im letzten Kampf 24:7:auf gegnerischer Matte zu gewinnen. Waren damals 469 Besuchern in der Markneukirchener Vereinssporthalle zugegen, konnten diesmal offiziell 324 Zuschauer begrüßt werden. Greizer Anhänger schätzten, dass ein Drittel der Ringkampfinteressierten in der Halle aus Greiz angereist war und ihr Team vorbildlich unterstützte.
Gegenüber dem Vorjahr zeigte der RSV Kontinuität bei der Besetzung, sieben Sportler gehörten schon im Vorjahr zum Team. Bei Markneukirchen waren noch vier Sportler von damals dabei, das lag wohl daran das einige Sportler neue kulturelle Eindrücke bei Erstligisten in westlichen Bundesländern sammeln wollten. Die Gastgeber hatten zwar zu Saisonbeginn allein elf ausländische Sportler auf ihrer Website vorgestellt, denen scheint es aber nicht immer möglich gewesen zu sein anzureisen. Die Greizer hatten diese Probleme auch schon. Im Vorjahr war z. B. der Georgier Giorgi Elbakidze nicht zu bewegen anzureisen. Jetzt ist er – wie der Ex-Greizer Mateusz Wolny – für Mainz aktiv, wo sein Landsmann David Bichinaschwili Trainer ist.

Der Kampf hätte wieder einmal nicht besser für den Greizer Ringerverein beginnen können. Razvan Kovacs (61 kg/f) traf auf Magomed Abidinov. Der ehemalige Nachwuchsauswahlringer der Russen hatte bisher nur einen Kampf knapp verloren. Der Rumäne demonstrierte wieder einmal seine exzellente Technik. Der Russe griff zwar ständig blitzschnell an und bekam auch das Bein des Greizers zu fassen. Die Punkte gingen aber jedes mal an den Ringer in Blau. Ironie des Regelwerks: Der glücklos angreifende Ringer wurde noch wegen passiver Ringweise ermahnt. Kovacs, der sehr trainingsfleißig ist, punktete wie im Spiel. Nach nicht einmal vier Minuten sangen die Greizer Fans: „Einer geht noch, einer geht noch rein. Es gab aber noch zwei Punkte und in 4:06 min hatte der Greizer 16:0 gewonnen (Mannschaftsstand aus Greizer Sicht: 4:0)

Im schwersten Limit trafen zwei fast gleich schwere topfite Modellathleten aufeinander, die auch in der 98 kg-Klasse kämpfen können. Der Ungar Alex Szöke (130 kg/g) schlug aber die bessere Klinge. Er dominierte von Beginn an. Der Aserbaidschaner Agil Musaev suchte sein Heil in der Passivität, drückte ständig seine Stirn auf die Brust des Gegners. Diese Aktionen bestrafte Kampfrichter Maxim Aumann aus Neuss in Nordrhein – Westfalen in dem er drei mal Bodenkampf anordnete. Beim ersten mal leistete der Sanktionierte sich bereits ein Foul. Mit einem für ihn typischen Ausheber und Rollen am Boden hatte sich der Ungar 20 Sekunden vor Schluss 12:0 in Führung gebracht. Beim Versuch weiter zu punkten erkannte der Schiedsrichter ein weiteres Foul des Verteidigers und disqualifizierte diesen beim Stande von 14:0 acht Sekunden vor Kampfende (8:0)

Robert Nuding (66 kg/g) enttäuschte gegen Routinier Dustin Scherf nicht, obwohl er am Ende mit 0:8 unterlag. Der routinierte ehemalige deutsche Männermeister aus Leipzig, der viele Jahre Erstligaerfahrung mitbrachte, kam bis auf eine Ausnahme nur zu Einserwertungen. Der Greizer blieb aber mit seinem Kampfstil immer gefährlich. (8:3)

Für Emil Thiele (98 kg/f) wurde es der erwartet schwere Kampf gegen den Deutsch-Polen Patryck Dublinowski, der seine ersten Zweitligaerfahrungen in seiner Jugend in Greiz gesammelt hatte. Inzwischen ist er zu einem festen Baustein im Markneukirchener Team geworden. Die schnellen tiefen Beinangriffe des Markneukircheners erwiesen sich als Gift für den Anhaltiner, der sich in den letzten Jahren mehr auf den griechisch-römischen Stil spezialisierte. Da es dem Greizer nicht gelang seinen Gegner im Standkampf zu binden, stand eine Minute vor Schluss durch Beinangriffe die 0:15 Niederlage fest. Die Markneukirchener Zuschauer schöpften wieder Hoffnung. (8:7)

Den ersten Strich durch die Rechnung machte ihnen Moritz Langer (71 kg/f), der auf das Markneukirchener Eigengewächs Johannes Adler traf. In heimischer Umgebung von Andre Backhaus und Andy Schubert trainiert hat er sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Moritz Langer war aber doch eine Nummer zu groß für ihn, mit Beinangriffen und folgenden Rollen am Boden sammelte er seine Punkte und siegte in 4:48 min mit 15:0. (Halbzeitstand 12:7)

Im Vorjahr hatte Maximilian Besser (86 kg/g) mit seinem Schultersieg über den Italiener Luca Dariozzi den Grundstein zum Auswärtssieg gelegt. Diesmal kämpfte er wieder auf Augenhöhe, gab aber im Bodenkampf eine Zweierwertung ab. Nach der Pause zwang er den Italiener zwar in den Bodenkampf, konnte dort aber nicht punkten. Die 1:3 Niederlage brachte einen Punkt auf da Konto der Gastgeber (12:8)

Wieder kam es zum epischen Duell zwischen Mannschaftskapitän Christian Fetzer (75 kg/g) und Marco Stoll, dem Meister des Vorjahres und Dritten diese Jahres. Als der Greizer zu Boden muss verteidigt er sich dort bravourös. Stoll wollte mit einem Angriff an die Hüfte punkten, doch der Greizer übernimmt gedankenschnell und kommt zum 1:1. In der zweiten Runde muss der Markneukirchner zu Boden. Die Führung geht zwar mit 2:1 an Greiz, am Boden fällt aber kein Punkt. Eine Minute vor Schluss schickt der Kampfrichter Christian Fetzer nochmal in den Bodenkampf. Es folgt eine Lehrvorführung zum Thema: Verteidigung im Bodenkampf (13:8)

Seiner Favoritenstellung wurde Lucas Kahnt (80 kg/f) gegen den ehemaligen WM- und EM-Starter im Nachwuchsbereich Justin Müller gerecht. Dem Markneukirchener Eigengewächs gelang zwar mit einem Wurf über den Oberarm (früher auch Hammer genannt) der zwischenzeitliche Ausgleich zum 2:2. Doch dann kämpfte nur noch der Greizer, der zur Halbzeit 8:2 führte. Als der Markneukirchener noch einmal angreifen wollte, konterte der Greizer und schulterte ihn 33 Sekunden nach der Pause. (17:8)

Wer den Berliner Dennis Aleksandryuk bei den deutschen Juniorenmeisterschaften gesehen hatte und wusste, dass Nicolai Grahmez (75 kg/f) am Donnerstag beim internationalen Trainingslager in Leipzig angeschlagen vorzeitig ausscheiden musste, konnte etwas skeptisch sein. Doch der Moldawier scheint in der Form seines Lebens zu sein. Ganze 72 Sekunden dauerte der ungleiche Kampf. Dann hatte der Greizer seinen Widersacher mit Rollen und Aufreißern nach beiden Seiten mit 16:0 bezwungen. (21:8)

Für den verhinderten Zsombor Gulyas sprang Maximilian Böttger in die Bresche (80 kg/g). Hier kamen die Gastgeber zur Resultatsverbesserung. Aigazi Minatulaev siegte mit 15:0.

Am Ende wurde es ein relativ klarer Sieg 21:12 Erfolg für die Greizer mit dessen Höhe man im Vorfeld nicht rechnen konnte. Die Greizer Fans skandierten: „Ein Tag so wunderschön wie heute“ und ließen Trainer Tino Hempel hochleben.

Am nächsten Sonnabend kommt es in Greiz zum Spitzenkampf gegen Verfolger SV Johannis Nürnberg.

Erhard Schmelzer

Einzelergebnisse:

StilartGewichtNameNamePunkteWertungZeit
Freistil61Magomed AbidinovRazvan Kovacs0:4TÜ 0:1604:06
Gr.-röm.66Dustin ScherfRobin Nuding3:0PS 8:006:00
Freistil71Johannes AdlerMoritz Langer0:4TÜ 0:1504:48
Gr.-röm.75AMarco StollChristian Fetzer0:1PS 1:206:00
Freistil75BDennis AleksandryukNicolai Grahmez0:4TÜ 0:1601:22
Gr.-röm.80AAigazi MinatulaevMaximilian Böttger4:0TÜ 15:001:06
Freistil80BJustin MüllerLucas Kahnt0:4SS 2:1003:33
Gr.-röm.86Luca DariozziMaximilian Besser1:0PS 3:106:00
Freistil98Patryk DublinowskiEmil Thiele4:0TÜ 15:004:52
Gr.-röm.130Agil MusaevAlex Gergö Szöke0:4DQ 0:1405:52

Aktuelle Tabelle:

PlatzMannschaftAnz.K.Plus:MinusDifferenz +:?
1RSV Rotation Greiz6118:6553 12:0 
2SV Johannis Nürnberg6100:6931 10:2 
3WKG Markneukirchen/Gelenau694:8014 6:6 
4KSV Rimbach687:89-2 6:6 
5FC Erzgebirge Aue679:92-13 4:8 
6RKG Reilingen/Hockenheim677:97-20 2:10 
7KG RV Lübtheen661:124-63 2:10