Lucas KahntLucas Kahnt Foto: Kadir Caliskan / privat

Greiz. Die deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen in Heidelberg endeten mit einem phänomenalen Erfolg für den RSV Rotation Greiz. Nachdem am Freitag Eyleen Sewina ihren Titel bei den Frauen verteidigen konnte, eroberte am Sonnabend Lucas Kahnt erstmals die Krone im deutschen Freistilringen. Der Vizemeister des Vorjahres in der 74 kg-Klasse siegte in der Gewichtsklasse bis 79 kg und löste damit den Greizer Bundesligaringer Martin Obst ab, der im Vorjahr seinen sechsten Meistertitel in dieser Gewichtsklasse erkämpft hatte.
Mit 22 Sportlern war diese Kategorie nicht nur quantitativ am stärksten besetzt, die 13 Gegner, die Lucas hinter sich lassen musste um ins Finale einziehen zu können, wurden von Fachleuten außerdem als besonders leistungsstark eingeschätzt. Auftaktgegner Dennis Kronenberger, der Südbadener war im Vorjahr Fünfter geworden, konnte mit 11:5 bezwungen werden. Gegen den Württemberger Beat Schaible, der Deutschland in den letzten Jahren mehrmals bei U23-Europameisterschaften vertreten hatte, folgte ein sicherer 3:0 Sieg. Danach wurde es ganz spannend, denn der nächste Gegner hieß Daniel Sartakov. Der Berliner kämpfte von 2013 bis 2019 mit einem Jahr Unterbrechung in Greiz und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Topringer, der es immer wieder fertig brachte in letzter Sekunde schon verloren geglaubte Kämpfe noch zu drehen. In der letzten Saison kämpfte er für Lichtenfels und konnte dabei den amtierenden deutschen Meister auf Greizer Seite Martin Obst zweimal bezwingen. Dementsprechend ging Lucas Kahnt an seine Aufgabe. Gestützt auf seine hervorragende körperliche Verfassung rang er auch taktisch überzeugend. Der ehemalige Greizer Trainer Swen Lieberamm, der den Berliner betreute, musste feststellen: „Daniel war völlig chancenlos. Der Greizer wirkte taktisch und mental sehr stark.“ Am Ende stand es 7:0 für Kahnt. Nun konnte nur noch der Südbadener Patrick Käppeler den Einzug ins Finale verhindern. Bereits im Vorjahr trafen beide Athleten aufeinander, damals führte der Bundesligaringer aus Urloffen mit 4:1. Der Greizer konnte aber noch 12:6 gewinnen. Diesmal geriet der Greizer nicht in Rückstand und bezwang den Vorjahresdritten 4:0. Im Finale wartete nun der Wittener Gregor Eigenbrodt, der dem Greizer im Vorjahr vergeblich den Einzug ins Finale verwehren wollte. Am Sonnabend war der Zeitplan arg in Verzug geraten. Lucas Kahnt hatte den vorletzten Finalkampf im freien Stil, musste stundenlang auf seinen Auftritt warten und kam wohl doch etwas aus dem Rhythmus. Sein Gegner, den er im letzten Jahr 5:1 bezwungen hatte, ging diesmal 6:0 in Führung. War das schon die Entscheidung? Gestützt auf seinen eisernen Willen, seiner hervorragenden Kondition und seinen Kampfgeist schaffte der Greizer noch die Wende und siegte, am Ende mit 8:6 Punkten. Lucas Kahnt gelang es sein Superergebnis vom Vorjahr noch zu toppen. Was ihm bei der Jugend und den Junioren trotz einschlägigen Bemühens nicht gelang wurde im Männerbereich wahr. Bei der zweiten Finalteilnahme konnte sogar der deutsche Meistertitel errungen werden. Ein aufsehenerregender Erfolg, auch weil der Sportler nicht etwa unter Profi- bzw. Halbprofibedingungen bei Polizei oder Bundeswehr trainiert, sondern im elterlichen Betrieb in Greiz kurz vor dem Abschluss einer Lehre als Steinmetz steht. Positiv bemerkbar gemacht hat sich sicher auch sein Gewichtsklassenwechsel, der seinem physisch intensiven Kampfstil entgegen kam. Jetzt konnte er seine größte Stärke ausspielen und sich körperlich völlig auspowern.

Bruder Maximilian, Maschinenbaustudent an der TU Dresden, kämpfte im gleichen Limit. Gleich im ersten Kampf traf er auf den Greizer Bundesligaringer Richard Schröder, der für Luftfahrt Berlin startete, unterlag etwas unglücklich 1:4 und schied aus. Schröder unterlag zwar gegen den Wittener Eigenbrodt 2:7, da dieser das Finale erreichte konnte er in der Hoffnungsrunde den Tauchaer Hannes Thiesler 7:6 und den Schifferstädter Christin Hermann 5:0 bezwingen und sich noch eine Bronzemedaille sichern. Einen fünften Platz eroberte Moritz Langer, der im Kampf um Bronze wie im Vorjahr gegen den Köllerbacher Valentin Seimetz mit 0:10 unterlag. Zum Auftakt hatte er den Wittener Justus Eigenbrodt geschultert, dann aber gegen den späteren Vizemeister Niklas Dorn (Hösbach) 0:10 verloren. In der Hoffnungsrunde schulterte er den Luckenwalder Assan Buchheister, bevor er gegen Seimetz unterlag. Joel Wrensch (70 kg) traf bereits im ersten Kampf auf den späteren Vizemeister Leon Gerstenberger aus Württemberg und unterlag mit 0:10. In der Hoffnungsrunde traf er auf den Bayern Rostislav Leicht (Neumarkt) und unterlag mit 2:6.
Von den beiden Griechisch-römisch-Ringern erreichte keiner die sonntäglichen Finalkämpfe. Emil Thiele (97 kg) bezwang zwar gegen den Vorjahresfünften Malte Ziegler aus Ehningen in Württemberg mit 3:1, wurde aber vom späteren Meister Lucas Lazogianis mit 0:9 gestoppt. In der Hoffnungsrunde musste er sich dann Exmeister Peter Öhler (Südbaden), der vor zwei Jahren als WM-Fünfter sein bestes sportliches Ergebnis erzielte, mit 0:10 geschlagen geben. Emil Thiele wurde Achter. Trotz starker kämpferischer Leistung blieb Maximilian Besser (82 kg) ohne Sieg. Er unterlag im Eröffnungskampf gegen den Musberger Markus Braun (Württemberg) 3:4 und schied aus dem Turnier aus.

Erhard Schmelzer