Die RSV-Nachwuchsringer erbrachten in Hösbach respektable Leistungen
HÖSBACH/GREIZ. Während der Mannschaftskampfsaison der Ringer (September bis Dezember) liegt das Hauptaugenmerk der Vereine auf der ersten – und falls vorhanden – den unteren Mannschaften im Männerbereich. Zur sportlichen Ausbildung gehört allerdings auch die Teilnahme an Turnieren, bei denen wie bei den Einzelmeisterschaften mehrere Kämpfe in kurzer Folge ausgetragen werden müssen. Wichtig ist dabei die Kompatibilität mit den zuschauerträchtigen samstägigen Mannschaftskämpfen und den Einzelturnieren, die in dieser Zeit nur am Sonntag stattfinden können.
Der RSV Rotation Greiz hatte sich am Wochenende viel vorgenommen, als er am Sonntag mit acht Sportlern beim Spessartpokal im freien Ringkampf in Hösbach in der Nähe von Aschaffenburg startete. Vier der acht Aktiven hatten am Samstag in der Regionalliga beim SAV Leipzig/Großlehna gerungen. Der Kampf endete 21:10 Uhr. Nicht einmal 12 Stunden später endete die Wiegezeit in Hösbach. Sicher keine einfache Belastung bei 450 km Fahrtstrecke und etwas häuslicher Schlaf zwischendurch schadet ja auch nicht.
Wie die jungen Sportler diese Belastung meisterten, nötigt Respekt ab. Die Stimmung war von Anfang bis zum Ende der sonntäglichen 17 Stunden langen Reise super. Und die Resultate auf den fünf Matten bei diesem sehr stark besetzten und hervorragend organisierten Turnier mit 251 Teilnehmern waren herausragend.
Das Greizer Team absolvierte 27 Kämpfe gegen Vertreter anderer Vereine, von denen sie 23 siegreich gestalten konnten. Sechzehn mal wurden die Gegner auf den Rücken gelegt oder die Kampfrichter beendeten den Kampf wegen technischer Überlegenheit beim Vorsprung von 15 Punkten.
Alle Greizer Sportler standen bei der Siegerehrung auf den Treppchen und konnten einen Pokal entgegennehmen. Fünfmal war es der Siegerpokal, einmal der für den zweiten und zweimal der für den dritte Rang.
In der Vereinswertung wurde Greiz mit 43 Punkten unter 34 Vereinen Fünfter. Die vor Greiz platzierten Teams, die entschieden kürzere Anreisewege hatten, brachten allerdings minimal 14 bis maximal 18 Sportler an den Start. Der Pokal für die weiteste Anreise ging an den SV Fortuna Pößneck, weil der Bus der Firma Wrensch über Greiz fahren musste, da er noch einige Greizer Sportler mitnahm.
Für die jüngeren Geschwister Joey (E-Jugend/25 kg) und Josephine Wrensch (D/23 kg) ergab sich so die Chance, erstmals mit ihrem großen Bruder Joel (A/69 kg), der für Greiz schon in der 2.Bundesliga kämpfte, bei einem Wettkampf zu starten. Und alle drei siegten unangefochten, auch die bei den Jungs startende Josephine.
Alle zehn Kämpfe der Geschwister Wrensch wurden gewonnen. Bei der A-Jugend siegte Greiz mit vier Sportlern in der Vereinswertung.
In der 63 kg-Klasse standen Lucas Kahnt und Abdul Galamatov, die gleich im ersten Kampf aufeinandertrafen.
Abdul Galamatov gewann mit 5:2 und zog mit zwei weiteren Siegen ins Finale ein, wo er Karl Straub aus Gailbach, der Dustin Nürnberger bei den deutschen Meisterschaften bezwungen hatte, mit 12:4 besiegte.
Lucas Kahnt erreichte mit zwei Siegen den Kampf um die Bronzemedaille. Hier siegte er gegen Stefan Epereschi (Wolfshagen) mit 7:2.
Anton Golle (85 kg) war der Jüngste unter den vier Halbschwergewichtlern. Mit einem Sieg und zwei Niederlagen gegen jeweils zwei Jahre alte Gegner holte er sich Bronze.
Bei dem B-Jugendlichen Rasul Galamatov muss man die Vorgeschichte kennen, um die Leistung einschätzen zu können. Normalerweise wiegt er etwas mehr als 50 kg. Am Samstag musste er 18:45 Uhr in Leipzig in der leichtesten Gewichtsklasse mindestens 52,1 kg auf die Waage bringen.
Fachleute sagen, zunehmen ist schwerer als abnehmen. In Leipzig wog er dann 52,3 kg. Da er in in Hösbach in der 50 kg-Klasse kämpfen wollte, hatte er dort schon wieder 49,9 kg. Seine vier Kämpfe gewann er in überlegener Manier in nur drei Minuten und 5 Sekunden bei einem Punktverhältnis von 44:2.
Den stärksten Gegner, den DM-Sechsten Timo Warth vom hessischen Spitzenverein Gailbach knallte er in 30 Sekunden auf den Rücken. Das Problem von Lucas Hanke (B/34 kg) ist ein anderes. In seiner Klasse gibt es wenig Gegner. Auch in Hösbach war er ohne Widersacher. Den Sieger in der 38 kg-Klasse, Leonid Axt aus Fahrenbach bezwang er im Freundschaftskampf in 45 Sekunden beim Stande von 8:0.
Die Überlegenheit von Ibrahim Galamatov (C/34 kg) erinnerte an seinen Bruder Rasul. Fünfmal musste er auf die Matte und absolvierte vier Kämpfe in 2:20 min, einmal ging es über die ganze Kampfzeit.
Das Punktverhältnis lautete 58:0.
Sheyh Juschaev (C/38 kg) hatte in einer der am stärksten besetzten Klasse zehn Gegner. Trotz großer Fortschritte in den letzten Monaten kann er physisch und technisch noch zulegen.
Nach einer vermeidbaren 5:12 Niederlage im zweiten Kampf gegen Marvin Richter (Unterdürrbach), der danach aber selbst eine Niederlage einstecken musste, ging es im letzten Poolkampf um alles oder nichts. Bei einer Niederlage wäre nur noch der fünfte Platz möglich gewesen. Mit einem Schultersieg über den Wormser Abdusselam Bagci erkämpfte sich der Greizer den Poolsieg. Nach einer Finalniederlage konnte er sich so noch über den zweiten Platz freuen.
Nach mehreren Erfolgen in Bayern konnten die Greizer Nachwuchsringer nun auch bei einem hochrangigen Turnier des hessischen Ringerverbandes mit starken Vereinen aus Hessen, Rheinhessen und Bayern überzeugen.
Erhard Schmelzer @20.09.2016