Auf die Mannschaftswertung hatte eigentlich keiner geachtet. Nachdem im vogtländischen Oelsnitz die Siegerehrungen bei den Deutschen Meisterschaften im Beach Wrestling beendet waren, wurden zum Schluss die erfolgreichsten Mannschaften geehrt. Überraschend wurde der Trainer des RSV Rotation Greiz für den zweiten Platz aufgerufen. Nur einen Punkt mehr konnte Erstbundesligist KSV Köllerbach erringen und einen mit 2300,- Euro dotierten Ehrenpreis des Ringermattenherstellers Foeldeak in Empfang nehmen.
Der Erfolg der Greizer kam doch etwas überraschend. Erst zum dritten mal in drei Jahren starteten Greizer Sportler bei einem solchen Wettbewerb. Zwar hatten sie im Vorjahr an gleicher Stelle die offene Sachsenmeisterschaft für sich entschieden, aber mit einem vorderen Platz bei den nationalen Titelkämpfen hatte keiner gerechnet. Vor allem weil einige Sportler wegen Abschlussarbeiten an der Universität oder wie z,B. der Junioren-DM-Dritte Paul Müller nach einem Krankenhausaufenthalt ausfielen. Auch die beiden heißesten Eisen des Greizer Ringervereins, die deutschen Vizemeister waren nicht am Start. Während Eyleen Sewina auf Mallorca urlaubte, startete Lucas Kahnt beim Grand Prix in Madrid.
Beach Wrestling ist in Mitteleuropa eine relativ junge Sportart. Obwohl erst seit vier Jahren nationale Meisterschaften ausgetragen werden, finden kontinentale und Weltmeisterschaften in verschiedenen Altersklassen schon seit einigen Jahren statt. Es gibt auch internationale Turniere, teilweise mit stattlichen Siegprämien. Gekämpft wird maximal drei Minuten in einem mit Sand gefüllten Ring mit einem Durchmesser von sieben Metern. Wer zuerst drei Punkte erkämpft hat, wird zum Sieger erklärt. Wer den Gegner auf den Rücken wirft, hat sofort gewonnen. Das Freibad Elstergarten in Oelsnitz bot dafür mit zwei Ringen unter einem großen Dach fast ideale Bedingungen. Für den – oftmals – uneingeweihten Zuschauer ergaben sich kurzweilige Kämpfe mit oftmals schnellen und auch überraschenden Entscheidungen. Das Regelwerk ist allerdings oftmals nicht so einfach zu durchschauen, entbehrte an gewissen Stellen nach Meinung erfahrener Ringer auch manchmal der Plausibilität. Das mussten nicht nur Sportler und Trainer feststellen, es war auch an vielen Entscheidungen der Kampfrichter zu erkennen. Kein Wunder bei der mangelnden Routine auf diesem Gebiet bei allen Beteiligten. Die Meisterschaften wurden vom sächsischen Verband sowie vom ASV Plauen und Markneukirchen mustergültig organisiert. Leider wurde der Eindruck erweckt, dass die Referees es mit den Gastgebern aus Plauen etwas zu gut meinten.
Der Greizer Ringerverein reiste mit sechs Sportlern an, die vier Medaillen erkämpfen konnten. Den Vogel schoss die erst kürzlich aus Hof zum Greizer Verein gestoßene Mia Bauer bei den Juniorinnen ab. Im Finale der 80 kg-Klasse bezwang die deutsche Vizemeisterin der U17 (73 kg) ihre bis dahin ungeschlagene Vereinskollegin Pauline Hessel 3:0. Da Pauline bei der U17 in der Gewichtsklasse 69 kg bereits die Bronzemedaille errungen hatte, konnten sich beide Mädchen jeweils über zwei Medaillen bei nationalen Titelkämpfen in einem Jahr freuen.
Die zweite Silbermedaille ging an Iunus Gaisuev (90 kg), der mit vier Siegen auf den zweiten Platz kam. Im Finale unterlag er dem Iraner Reza Hosseinian, der nun für Aue kämpft. In einem spannenden Kampf um den dritten Platz unterlag in gleicher Gewichtsklasse der mitteldeutsche Meister Maximilian Böttger trotz Führung gegen den Saarländer Tillmann Schäfer. Die letzte Aktion des Greizers, die auf Sand zu seiner Niederlage führte, hätte auf der Matte wohl zum Schultersieg gelangt. Die vierte Medaille ging auf das Konto von Michael Völkel. Der 40-Jährige rutschte nach 13-jähriger Wettkampfpause erst am Vortag nach einem Ausfall eines Sportlers ins Schwergewichtslimit. Nach überstandenen Vorkämpfen mussten am Ende drei Ringer die Medaillen unter sich ausmachen. Der Greizer bezwang zwar den späteren Meister mit 3:0, musste aber gegen seinen Plauener Kontrahenten ein 0:3 hinnehmen, wobei allerdings eine äußerst ungewöhnliche Kampfrichterentscheidung eine wichtige Rolle spielte. Der Sachsenmeister von 2023, Pascal Hessel (Junioren/70 kg), kämpfte in der am stärksten besetzte Gewichtsklasse. Er ging in alles seinen drei Kämpfen in Führung, konnte aber nur seinen Kontrahenten aus Nürnberg bezwingen. Gegen den späteren Fünften aus Unterföhring schien dabei der Abbruchsieg schon zu gut wie sicher, es kam aber anders. Er verpasste somit die ersten sechs Plätze. Die Greizer Ringer hatten also mehrere Gelegenheiten nach dem Mannschaftssieg der Altersringer bei den German Masters sich noch einmal in die nationale Siegerliste einzutragen. Der zweite Platz ist aber auch ein großartiger Erfolg.
Erhard Schmelzer












Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.