Thüringer Titelkämpfe der Ringer im griechisch-römischen Stil in ApoldaPascal Hessel (rotes Trikot)

Die offenen mitteldeutschen Meisterschaften, die besser als ostdeutsche Meisterschaften bezeichnet werden sollten, begannen in diesem Jahr mit den Titelkämpfen der Junioren und der Jugendlichen der Altersklasse B in Jena. Angereist waren 175 Sportler aus 53 Vereinen zwischen Erzgebirge und Ostsee, die wahlweise im freien oder im griechisch-römischen Stil antraten. Auch die ständigen Gäste aus Hamburg und einigen Vereinen aus Niedersachsen fehlten nicht. Rund ein Viertel der Starter bestand aus in den letzten zehn Jahren eingereisten Migranten.
Die Durchführung von mitteldeutschen Meisterschaften war ursprünglich eine Idee, die in Greiz geboren wurde. Schon Anfang der neunziger Jahre sollten die Trainer durch eine gemeinsame Meisterschaft der Sportler aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt einen besseren Überblick über die Leistungsfähigkeit ihrer Schützlinge im bekommen. Begonnen wurde mit den Altersklassen der C- und D-Jugend, was besonders für die C-Jugend interessant war, da diese damals noch deutsche Meisterschaften durchführten. Ab 2002 gab es auch Wettkämpfe im weiblichen Bereich, ab 2011 wurden die Wettbewerbe unter Beibehaltung des Namens auf alle ostdeutschen Bundesländer ausgedehnt. Sie entsprachen somit territorial gesehen in etwa den ehemaligen DDR-Meisterschaften. Da die Teilnahme offen ist können aber auch Sportler anderer Bundesländer und Ausländer, die nicht ständig in Deutschland wohnen, starten.

Bei der B-Jugend traten alle fünf Sportler des RSV Rotation Greiz im freien Stil an und belegten in dieser Stilart hinter Potsdam (20 Punkte) mit 15 Zählern in der Vereinswertung einen hervorragenden zweiten Rang. Auf den Rängen folgten Taucha (13 Punkte), Roland Hamburg und Aue (jeweils 12) sowie Markneukirchen und Lübtheen (jeweils 11). Dieses Resultat kann mit Recht sehr hoch eingeschätzt werden. Alle fünf Sportler kamen in die Punktwertung der Plätze eins bis sechs. Nur 2014, 2015 und 2016 gelangen seit der Ausweitung des Turniers auf Ostdeutschland ähnliche Platzierungen. Wer die Kämpfe in der Jenaer Sporthalle verfolgt hat, konnte beobachten, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist. Fast alle Ringer hätten noch erfolgreicher abschneiden können, manchmal fehlten nur Kleinigkeiten am Sieg gegen spätere Medaillengewinner. Technische und taktische Fehler müssen zwar noch abgestellt werden, die ringerische Entwicklung ist aber deutlich erkennbar und sie weißt in die richtige Richtung. Auch scheint die Mehrheit der Sportler, fast alle sind bei deutschen Meisterschaften startberechtigt, die vor ihnen stehenden Trainingsbelastungen bewusst anzugehen. Die Eltern ziehen mit.

Am erfolgreichsten war Pascal Hessel (38 kg), der Sportschüler in Jena kämpfte sich sich mit drei Siegen ins Finale, wo er allerdings dem Thalheimer Sachsenmeister Nick Schneider unterlag. Der zweite Greizer in dieser Gewichtsklasse, der Thüringer Meister Tobias Jung, kam auf Rang sechs. Auch in der Gewichtsklasse 52 kg starteten zwei Greizer, die jeweils fünf Mal auf die Matte mussten. Paul Müller revanchierte sich für die 8:11 Niederlage bei der Thüringer Meisterschaft gegen seinen Vereinskameraden Philipp Schöndorfer und bezwang den Thüringer Meister diesmal mit 10:6. Am Ende wurde Paul Müller Dritter, wobei er nur gegen den späteren Meister aus Potsdam Benjamin Schkölziger chancenlos war. Philipp Schöndorfer wurde Fünfter, aber nur weil er den Start gegen den Lübtheener Louis Mutz beim 8:10 verpasste. Auch gegen den Zweiten, Ben Jürschke aus Henningsdorf, war bei der 4:6 Niederlage mehr drin. Der meiste Lehrgeld musste allerdings Isa Elzhuev zahlen, der viel zu spät begann sich auf die 48 kg-Klasse vorzubereiten und bis kurz vor Wiegeschluss noch laufen musste, um das Limit zu erreichen. Auch er musste fünf Kämpfe bestreiten, von denen er zwei bereits in der ersten Minute überlegen gewann. Auch gegen den späteren Zweiten, den Tauchaer Björn Herrmann, sah er kurz vor Ende bei einer 15:2 Führung wie der sichere Sieger aus, ließ sich aber nach einer Unachtsamkeit noch schultern. Selbst gegen den späteren Sieger, seinen tschetschenischen Landsmann Muhammad Umarov (Berlin-Wedding), führte er lange, bis er nach einen technischen Fehler entscheidend verlor und nur auf Rang vier kam.

Bei den Junioren landeten die Greizer im Vorjahr mit mit drei Siegen durch Joel Wrensch, Abdul Galamatov und Abdul Rafar Ahmadi und weitere vordere Platzierungen sowohl im freien wie auch im griechisch-römischen Stil in der Vereinswertung jeweils auf Rang drei. Von den fünf Startern des Vorjahres war diesmal nur Abdul Rafar Ahmadi im freien Stil am Start. Seinen Vorjahrestitel in der 57 kg-Klasse konnte er nach einer eindeutigen Niederlage im Pool gegen den Auer Faisal Raysi nicht verteidigen. Der gegenüber seinen Punktkämpfen in der zweiten Auer Mannschaft sensationell verbesserte Ringkampfelefe aus dem Iran, der alle seine vier Kämpfe in der ersten Runde gewann, dürfte sich bis zum Bundesligabeginn zu einem ernstzunehmenden Rivalen in dieser Klasse entwickeln können. Erstligaklasse demonstrierten im freien Stil nur die Tschetschenen Movlet Makmatov (61 kg/Hamburg) und Mokhmad Dadaev (74 kg/Halle), der im letzten Jahr für Pausa in der Regionalliga kämpfte. Der Altenburger Nori Opiela (86 kg), der bei Mannschaftskämpfen für Greiz antrat, musste für seine Goldmedaille nur einen Gegner bezwingen. In der Gewichtsklasse mit dem meisten Teilnehmern kam Jonas Dietsch (70 kg) nicht unter die besten Sechs. Als einzige Greizer Teilnehmer bei den Junioren im griechisch-römischen Stil kam Maximilian Böttger (67 kg) auf Rang sechs.

Erhard Schmelzer