Vierter Platz für Greizer Ringer bei Mitteldeutscher MeisterschaftVierter Platz für Greizer Ringer bei Mitteldeutscher Meisterschaft

Zum zweiten mal in Folge wurde der Greizer Ringerverein mit der Austragung der mitteldeutschen Meisterschaften der Männer und der Jugend A (U 17) im freien Stil betraut. Dabei handelt es sich neben den Bayerischen und Baden-Württembergischen Titelkämpfen zweifelsfrei um eine der am stärksten besetzten regionalen Turniere in Deutschland. Obwohl der befreundete ungarische Verein Vasas Budapest auf Grund nationaler Qualifikationsturniere diesmal nicht anreisen konnte, erhöhte sich die Teilnehmerzahl dieses offen ausgetragenen Wettkampfes in diesem Jahr auf 191 Starter aus 47 Vereinen. Neben allen ostdeutschen Landesverbänden waren auch Starter aus Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, vor allem aber aus dem Norden Deutschlands (Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) am Start. Wie im Vorjahr stellte der SC Roland Hamburg, diesmal mit 19 Ringern, den Sieger in der Vereinswertung. Auf den Plätzen folgte der Khorassan Ringerverein, ein hauptsächlich aus afghanischen Flüchtlingen gebildeter Hamburger Verein und der KSC Apolda. Den vierten Platz belegte Gastgeber Rotation Greiz vor Jena und Aue. Zur Vereinswertung muss man allerdings einige Anmerkungen machen. Durch die nicht leicht zu durchschauenden Förderbedingungen für Sportler in Deutschland, sowie in den einzelnen Bundesländern, sind mehrere Sportler aus finanziellen Erwägungen angehalten bei Einzelmeisterschaften für Vereine aus anderen Bundesländern zu ringen. Beim Wettkampf in Greiz traf das für Lucas Kahnt (RV Thalheim) und Emil Thiele (Erzgebirge Aue) zu, die aber in der letzten und auch in der kommenden Mannschaftssaison für Greiz kämpften, bzw. wieder kämpfen werden.
Dass die finanzielle Unterstützung durch Staat und Verbände eindeutig als zu gering eingeschätzt wird und Nachwuchsleistungssportler und selbst nationale Auswahlringer im Männer- und Frauenbereich durch Landesverbände, Heimatverein und die Eltern der Sportler bei Wettkämpfen und Trainingsmaßnahmen mehr als nur rudimentär unterstützt werden müssen, sollte man in diesem Zusammenhang durchaus erwähnen. Gerade bei den laufenden Finanzdiskussionen bei Bund und Ländern sollte das nicht unerwähnt bleiben.
Der deutsche Meister Lucas Kahnt (86 kg) ging trotz einiger gesundheitlicher Probleme in letzter Zeit als Favorit ins Rennen. Im Revanchekampf der deutschen Meisterschaft führte er gegen den Berliner Daniel Sartakov lange 2:0, musste dann aber kurz vor Schluss zwei Angriffe gegen den in der letzten Saison für Lichtenfels in der Bundesliga kämpfenden Sartakov abgeben und unterlag noch 3:4. Nach vier deutlichen Siegen konnte er so in der stark besetzten Gewichtsklasse nur noch den dritten Platz belegen. Besser lief es für den bei der sächsischen Polizei beschäftigten Emil Thiele (92 kg), der fünfmal antreten musste und dabei immer siegreich blieb. Ein schöner Erfolg für den eigentlich im griechisch-römischen Stil trainierenden Anhaltiner, der von seinem Vater Sven, einem 17-maligen deutschen Meister betreut wurde.

Sebastian Wendel und Paul Müller erkämpfen Silbermedaillen für Greiz

Auf Sebastian Wendel ist immer Verlass. In der vierten Klasse begann er in der damaligen Greizer Lessingschule mit dem Ringkampf, ging später an die Sportschule nach Jena, konnte bei deutschen Nachwuchsmeisterschaften zwei Goldmedaillen gewinnen, vertrat Deutschland bei Europameisterschaften und beim Weltcup der Junioren. In Greiz blieben vor allem seine Einsätze in der Bundesliga und der 2.Bundesliga unvergessen. Nun kurz vor seinem 33.Geburtstag ist er noch immer nicht aus dem Greizer Team wegzudenken. In der 125 kg-Klasse erreichte er mit zwei klaren Erfolgen den Finalkampf, den er allerdings gegen den amtierenden DM-Dritten Lucas Gansi aus Luckenwalde verlor.
Erfolgreichster Vertreter des RSV Rotation Greiz bei der U 17 war der Gymnasiast Paul Müller (92 kg), dem im letzten Jahr resultierend auf intensives Training ein großer Leistungssprung gelungen ist. In der letzten Woche zum Sachsenmeister bei den Junioren gekürt, verpasst er nun die mitteldeutsche Meisterschaft äußerst knapp. Allein in seinem Pool befanden sich drei potentielle Teilnehmer an den nächsten deutschen Meisterschaften, von denen einer bereits bei früheren Titelkämpfen Gold und ein andere Bronze gewonnen hatte. Gegen Bastian Conrad (Luftfahrt Berlin), gegen den er bereits zweimal verloren hatte, siegte er diesmal vorzeitig mit 13:3. Der körperlich starke Auer Eric Skotarczak wurde mit 7:0 bezwungen. Kyrill Merkel, der mit seinem Verein eine 570 km lange Anreise von der Nordsee zurücklegen musste und in der Vorwoche in überzeugender Manier niedersächsischer Meister geworden war, musste gegen den Greizer eine 3:12 Niederlage hinnehmen. Der Finalkampf gegen Alikhan Arsakaev (Apolda) war bereits das dritte Aufeinandertreffen in diesem Jahr. In beiden Stilarten unterlag der Greizer bei den Thüringer Titelkämpfen klar. Diesmal sah es ganz anders aus, obwohl Paul Müller am Ende – allerdings nach einer umstrittenen Wertung – 4:5 unterlag. Die intensive Vorbereitung, die vielleicht in der Ferienwoche sogar etwas zu belastend war, hatte sich gelohnt.
Silas Warmuth (51 kg), der noch zwei Jahre in dieser Altersklasse startberechtigt ist, musste erstmals in dieser Gewichtsklasse angetretend gegen zwei Hamburger Spitzenringer Niederlagen einstecken. Nach einem 10:0 Sieg gegen einen Torgelower, sah er gegen den Hamburger Jaroslaw Taubert beim 6:0 Pausenstand schon wie der Bronzemedaillengewinner aus, kam aber von seiner Linie ab und wurde kurz vor Schluss geschultert.
Bei den Männern blieben Dustin Nürnberger und Pascal Hessel (beide 61 kg) im starken 15-er Feld ohne Sieg. Erfolgreicher war Maximilian Kahnt (92 kg), der in den letzten Jahren zwar mehr auf den griechisch-römischen Ringkampf gesetzt hatte, aber in der Gewichtsklasse mit Emil Thiele zwei Siege erkämpfte und den vierten Platz belegte.
Die ringerisch Qualität des Wettkampfes war sehr hoch. Alle Meinungsverschiedenheiten konnten durch den Videobeweis ausgeräumt werden. Die Kampfrichter, darunter der Greizer Stefan Hetzheim, arbeiteten gut. Ein Helferstab auf Vereinsseite, der 45 Personen umfaßte, hatte von 8 Uhr an alle Hände voll zu tun. Der Thüringer Ringerpräsident Bela Olah sparte nicht mit Lob für den Veranstalter: „Die gesamte Organisation und Durchführung des Wettkampfes stand auf sehr hohem Niveau. Es klappt alles bis zur Siegerehrung, die diesmal bis 20 Uhr ging. Und in Greiz bekommt man sogar am Ende noch etwas zu essen, was sehr selten ist. Unser Verband wird eine weitere Greizer Bewerbung jederzeit unterstützen.“

Erhard Schmelzer