Die im Vorjahr noch zufriedenen Vereine der 2.Bundesliga Nord kämpfen nun in drei verschiedenen Ligen – Ringkampf – Sport in Deutschland wird bei Nicht-Einigung weiterer Schaden zugefügt
GREIZ. Im Vorjahr beneidete Ringkampfdeutschland die Staffel Nord der 2.Bundesliga. Spannende Kämpfe und eine völlig offene Meisterschaft begeisterten Zuschauer in gut gefüllten Hallen; Derbys wurden zu Volksfesten.
In Greiz konnte man besonders zufrieden sein, wurde doch nicht nur der Staffelsieg sondern, da in der ersten Liga keine Mannschaft aus dem Osten kämpfte, zum vierten Mal seit 1945 der inoffizielle ostdeutsche Meistertitel errungen. Was ist ein Jahr später übrig geblieben? Durch die äußerst umstrittenen Pläne des DRB, die zweite mit der ersten Liga zusammenkämpfen zu lassen, ist die Wettkampfstruktur in Deutschland völlig durcheinander geraten.
Die im Vorjahr noch zufriedenen Vereine der 2.Bundesliga Nord kämpfen nun in drei verschiedenen Ligen. Aue, Lübtheen und Pausa/Plauen in der Bundesliga, Eisleben in der DRL-Liga zusammen mit den abtrünnigen Spitzenvereinen, die im Vorjahr die Meisterschaft unter sich ausmachten, und Greiz zusammen mit Thalheim, Gelenau und Markneukirchen in der Staffel A der neuen Regionalliga Mitteldeutschland. Ob diese Mannschaften in den Endkämpfen auf die in die Staffel B eingeordneten Ex-Zweitligisten Artern und Leipzig treffen werden, ist mehr als fraglich. Beide Vereine haben am ersten Kampftag überraschend ernüchternde Niederlagen gegen Potsdam und Luftfahrt Berlin einstecken müssen.
Aber nicht nur dort musste nach den ersten Kämpfen tief durchgeatmet werden. Nicht nur in der Staffel B der Regionalliga, auch in den drei Staffeln (je sieben Mannschaften) der DRB- Bundesliga begann am Samstag die Saison. Und die Ergebnisse fielen so aus, wie von den Skeptikern erwartet. Köllerbach vernichtete Aachen, den Zweiten der 2.Bundesliga West des Vorjahres, in dessen eigener Halle mit 28:1. Den Freiburgern nutzte auch der Einsatz eines Ex-Weltmeisters nichts, sie unterlagen in Mainz mit 18:4.
Der Ex-Greizer Sebastian Jezierzanski erkämpfte zwar 3 Punkte, sein Verein Urloffen unterlag aber einem nun wohl in Geld schwimmenden Ex-Drittligisten aus Mainz-Nackenheim mit 11:21.
Auch die Ostvereine waren weit von Erfolgen entfernt. Aue unterlag zu Hause gegen Johannis Nürnberg 11:22, Lübtheen musste in Westendorf eine 10:21 Schlappe einstecken. Was war mit der WKG Pausa/Plauen? Die WKG hatte Freilos und greift erst in der nächsten Woche in Lübtheen ins Geschehen ein. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, mit einer sehr starken zweiten Vertretung nach Greiz zu kommen.
Doch darauf warteten die Greizer Zuschauer vergeblich.
Die zweite Mannschaft der WKG KSV Pausa/ ASV Plauen reiste nur mit sieben Sportlern in Greiz an. Zeitgleich kämpfte aber die dritte Vertretung zu Hause in der Sachsenliga mit voller Kapelle gegen Spitzenreiter SAV Leipzig und siegte mit 17:9.
Diese Fakten riefen nun allerdings manche Fragen auf, vor allem, wenn mancher Pausaer Funktionär bei jeder Gelegenheit betont, was man doch alles für den Ringkampfsport leiste.
Dem in dieser Hinsicht kaum informierten Zuschauer sollten dabei einiges dargelegt werden. Die erste und dritte Mannschaft der WKG wird vom KSV Pausa gemanagt. Die zweite Mannschaft wird vom kleineren Partner aus Plauen betreut, der auch die Kosten übernimmt, wie ASV-Trainer Roy Thoß bestätigte. Von den startberechtigten Pausaer Kadern für die erste Mannschaft ließ sich wohl nur der Ex-Auer Pierre Vierling dazu bewegen, in der zweiten Mannschaft zu kämpfen. Ob dies auch finanzielle Gründe hatte, sei dahingestellt, liegt aber nahe.
Die restlichen Sportler verzichteten jedenfalls eine Woche vor dem Meisterschaftsstart auf die letzte Möglichkeit, ihre Form unter Wettkampfbedingungen zu testen. Allein 20 Pausaer Sportler besitzen eine Lizenz für die zweite Mannschaft, von Plauen kommen noch einmal 15 hinzu. In Greiz traten ganze sieben Sportler an. Der Start der Pausaer in der ersten Liga ist ein gigantisches Abenteuer – in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht auch für einen so breit aufgestellten Verein. Drei Männer- und eine Jugendmannschaft, große Erfolge im Nachwuchsbereich durch den Einsatz zahlreicher ehrenamtlicher Trainer, eine riesige Helferschar bei hervorragend organisierten deutschen Meisterschaften. Da passt das Desinteresse für das zweite Team einfach nicht ins Bild.
Hauptursache des Problems ist aber nicht die Tatenlosigkeit der Pausaer Leitung, die Strukturen im deutschen Ringkampfsport stimmen einfach nicht und stellen ehrenamtlich geführte Vereine vor einen Berg von Problemen. Leidtragende der Entwicklung – wie am Sonnabend in Greiz – sind auch die Zuschauer.
In einigen Tagen kommt es zu Gesprächen zwischen dem Deutschen Ringer-Bund und der DRL. Wenn es nicht zu einer einvernehmlichen Lösung für die Saison 2018 kommt, an deren Ende eine Wettkampfstruktur mit erster und zweiter Bundesliga steht, in der wirtschaftlich etwa gleich starke Vereine aufeinandertreffen, wird dem Ringkampfsport in Deutschland weiterer Schaden entstehen.
Erhard Schmelzer @03.09.2017