Mateusz WolnyMateusz Wolny (blaues Trikot) hat den kroatischen WM-Dritten Neven Zugaj im Griff Foto: Maciej Czarniak/Trojmiasto.pl

Auch beim thüringischen Aufsteiger in die DRB- Bundesliga, dem RSV Rotation Greiz, gibt es bereits Zu – und Abgänge im Kader zu verzeichnen

GREIZ. Während das Wechselkarussel im internationalen Fußball seine letzten Runden dreht, läuft die Wechselzeit bei den Ringern noch vier Monate. Auch beim thüringischen Aufsteiger in die DRB- Bundesliga, dem RSV Rotation Greiz, gibt es bereits Zu – und Abgänge im Kader zu verzeichnen.
Wie schon lange bekannt, werden dem diesjährigen Staffelsieger der zweithöchsten Liga mit Brian Tewes und Tom Linke zwei wichtige Stützen verlassen. Beide gehörten im letzten halben Jahrzehnt zu den Protagonisten des Teams, das in fünf Jahren vier Meistertitel erkämpfte.

Während der aus dem Cottbuser Ringerverein hervorgegangene Brian Tewes am Bundesstützpunkt Frankfurt/Oder trainierte und dort in letzter Zeit bereits als Trainer tätig ist, reiste Tom Linke zu jedem Kampf aus seinem Wohnort in Stralsund an. Auch gerade diese riesigen Reisewege bis in den Süden Bayerns dieser beiden Sportler und ihrer Mannschaftskameraden aus Berlin waren ein wichtiger Grund für den Greizer Ringerverein, im Vorjahr nicht in die erste Bundesliga aufzusteigen.

Mit dem diesjährigen Aufstieg der Greizer hat das Ausscheiden dieser beiden Sportler aus dem Leistungssport nichts zu tun. Beide hatten schon vor längerer Zeit schweren Herzens ihren Abschied erklärt. Im letzten Jahr wurde der DM-Dritte von 2015, Tom Linke vom Pech verfolgt.
Zur Halbserie im griechisch-römischen Stil von der 86 bis zur 130 kg-Klasse eingesetzt und ungeschlagen geblieben, war es sein Ziel, in der Rückrunde im 80 kg-Limit zu kämpfen und in die Top-Fünf der Liga zu kommen.

Eine langwierige Verletzung machte seine Pläne zunichte. Bis zum Finalkampf hofften die Trainer vergeblich auf seinen Einsatz. In dieser schwierigen Situation sprang Brian Tewes, auch der zweimalige Nachwuchsmeister erkämpfte bei den Männern mit dem Gewinn der Bronzemedaille 2012 und der Silbermedaille 2014 ganz vorn mit, in die Bresche.
In den alles entscheidenden Finalkämpfen gegen Markneukirchen siegte er sowohl zu Hause als auch im Hexenkessel von Markneukirchen in der 71 kg-Klasse.
Sein Drei-Punkte-Sieg als Greko-Spezialist im freien Stil wird in die Annalen des Greizer Ringkampfsportes eingehen. „Der Greizer Vorstand bedankt sich für fünf Jahre hervorragende Zusammenarbeit und wünscht beiden Sportlern auf ihrem weiteren Lebensweg alles Gute“, war auch RSV-Präsident Thomas Fähndrich des Lobes voll. „Wir hoffen auf weitere gute Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich, in dem beide engagiert tätig sind.“

Ein Teil der sich aufgetanen Lücken konnte bereits geschlossen werden. Als Nachfolger für Thomas Linke wird der zweimalige polnische Meister Mateusz Wolny die vakante 80 kg-Klasse besetzen. Er ist auch in der Gewichtsklasse 86 kg des griechisch-römischen Stils einsetzbar.

2.Bundesliga Nord: RSV Rotation Greiz gegen WKG Pausa/Plauen endet 23:11
75Bkg Freistil: Daniel Sartakov (rotes Trikot), RSV Rotation Greiz gegen Kevin Lucht, WKG Pausa/Plauen 4:0/TÜ/16:0/05:27

Im freien Stil kehrt der frühere Greizer Publikumsliebling Daniel Sartakov nach einem einjährigen Gastspiel von der WKG Pausa/Plauen zurück, wo er seine Kämpfe in der 75 kg-Klasse des freien Stils bestritt und bereits wertvolle Erfahrungen in der höchsten deutschen Leistungsklasse sammeln konnte. Der Berliner kam 2013 als 19-jähriger nach Greiz und entwickelte sich zu einem Spitzenringer. Mit seiner offensiven Kampfesweise wurde er nach dem Abschied von Patryck Dublinowski nicht nur zum Stammringer in der 75 kg-Klasse sondern auch zum Liebling der Greizer Zuschauer. Unvergessen sein mit technischen Meisterleistungen gespickter Schultersieg über den deutschen Meister Lennard Wickel im Oktober 2016.

Völlig unbekannt in unsere Region hingegen ist der polnische Auswahlringer Mateusz Wolny. Im letzten Jahr kämpfte er für den Erstligisten KSV Witten, wo er eine sehr starke Saison mit nur zwei Niederlagen rang. Eine Niederlage resultierte dabei aus einem 1:1 gegen den ungarischen WM-Dritten von 2016 Laszlo Szabo.
„Als der RSV mit mir Kontakt aufnahm, war mir schon einiges über den Verein bekannt“, sagte der Greizer Neuzugang. „Im Internet sind mir die vielen Zuschauer auf der Tribüne in Erinnerung geblieben. In Witten hatten wir im Schnitt nur 188 Zuschauer. Beim Viertelfinale um die deutsche Meisterschaft, als ich verletzt war, kamen 300. Da scheint in Greiz mehr los zu sein.“
Der Pole, der im oberschlesischen Raciborz (Ratibor) lebt, verschwieg aber auch nicht, dass bei seinem Entschluss für Greiz die Fahrtstrecke zu den Wettkämpfen eine Rolle spielte.
Gegenüber der Fahrt nach Witten verkürzt sich seine Reisestrecke um mehr als 750 km je Wochenende. Eine Besonderheit sollte aber nicht unerwähnt bleiben. Mateusz Wolny besitzt einen deutschen Pass und belastet so nicht das Ausländerkontingent.
Der Vater von Mateusz, Ryszard Wolny, startete viermal bei Olympischen Spielen und wurde 1996 in Atlanta Olympiasieger.
Als Mitglied des KSV Aalen, für den er von 1990 an kämpfte, erhielt er zusammen mit dem Olympiasieger von 1988 Andrzej Wronski mit großen medialen Geräuschen die deutsche Staatsbürgerschaft.
Da beide später wieder für die polnische Nationalmannschaft starteten, kam es zu langen Kontroversen im Deutschen Ringer-Bund.
Später wechselte er zu Schifferstadt und Neuss. Oftmals betreut der ehemalige polnische Auswahltrainer auch heute noch seinen Sohn selbst.

Erhard Schmelzer @31.01.2018