Nachdem die zweite Ringermannschaft des RSV Rotation Greiz bereits vor zwei Wochen zum ersten Heimkampf einlud, wurde nun die Saison mit dem ersten Heimkampf in der 2.Bundesliga offiziell eröffnet. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, die die kleinen und mittleren Unternehmen weit stärker trifft als die Gesamtwirtschaft, hat dafür gesorgt, dass erstmals seit der Wiedervereinigung nun eine Bundesligasaison ohne eine ostdeutsche Mannschaft startet. Die Konkurrenten aus dem süd- und südwestdeutschen Raum mit oftmals – noch – prosperierender Industrie haben es da leichter, Mittel für ihr Team zu akquirieren. Die Folge davon: Mit Unterstützung des deutschen Ringer-Bundes und der einschlägigen Gremien starten in dieser Saison nur noch 13 Erstligavereine. 2018 waren es noch 23. Durch den Konzentrationsprozess geht
die Schere zwischen den Mannschaften von Jahr zu Jahr weiter auseinander. Die führenden Vereine verstärken sich immer drastischer und vergrößern ihren Kader qualitativ und quantitativ. Der Vizemeister des Vorjahres, Kleinostheim, der in Greiz nur 12:11 gewann, hat 34 nationale und internationale Spitzenringer im Kader und ist auf jede Eventualität vorbereitet. Im Ringsport-Magazin hat er seine Zugänge gar nicht extra aufgeführt: Neben der Vorstellung der Mannschaft fehlte im Formblatt einfach der Platz um die große Zahl der Zugänge aufzulisten.
Quo vadis Bundesliga?
Als letzter Mohikaner schied der RSV Rotation Greiz – als bestplatziertes Ostteam zusammen mit dem Rivalen Markneukirchen – im Vorjahr aus der deutschen Eliteliga aus. Nach zwei Runden in der ersten Liga muss man feststellen, dass drei der 11 Kämpfe 0:40 ausgingen. Bei drei weiteren Vergleichen gelangen den unterlegenen Teams nur ein, zwei oder drei Punkte. Eine spannende Saison dürfte anders aussehen. Ursächlich dafür sind nicht nur die finanziellen Unterschiede sondern auch die immer komplizierter werdenden Regeln. Man muss kein Hellseher sein um zu prognostizieren: Es bewegt sich alles auf eine eingleisige Liga zu.
Der RSV Rotation Greiz dürfte es nach sechs Erstligajahren (das Coronajahr mitgerechnet) in der 2.Bundesliga Ost gut getroffen haben. Mit den alten Bekannten aus dem Osten, Aue, Markneukirchen/Gelenau und den Mecklenburgern aus Lübtheen, sowie Nürnberg, Reilingen/Hockenheim und Rimbach sind sie in einer ausgeglichenen Staffel gelandet, die spannende Kämpfe und Ringkampfstimmung vom Feinsten verspricht.Und das wichtigste von allem: Die Greizer Zuschauer waren wieder da. Für seine Anhänger ist der Greizer Ringerverein deutschlandweit bekannt. Und auf rund 500 Zuschauer konnte in diesem Jahr noch kein Zweitligist verweisen. Immerhin herrschten bei fünf Erstligabegegnungen auf den Zuschauerrängen „Greizer Verhältnisse“.
Erfolgreichstes Jahr bei Einzelmeisterschaften
Es ist zu einer schönen Tradition geworden zu Beginn einer jeden Mannschaftskampfsaison die Ehrungen für die erfolgreichsten Sportler des Wettkampfjahres vorzunehmen. In Bezug auf die Einzelmeisterschaften war der RSV Rotation noch nie so erfolgreich wie in diesem Jahr. Die aus dem Verein hervorgegangenen Eyleen Sewina und Lucas Kahnt konnten ihre deutschen Meistertitel aus dem Vorjahr verteidigen. Für Eyleen war es nach zwei Juniorentiteln die dritte Meisterschaft bei den Frauen, für Lucas die zweite bei den Männern. Mit fast ausschließlich Training in Greiz aber viel Initiative erkämpfte Paul Müller die Bronzemedaille bei der A-Jugend (U 17) und erhielt vom Bundestrainer Einladungen zumAuswahltraining. Seit Ende August trainiert er nun in Leipzig.
Ausgezeichnet wurde auch die Jugendmannschaft des RSV, die bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft in eigener Halle den sechsten Platz erringen konnte. Nicht vergessen werden dürfen die regelmäßig trainierenden Alten Herren, die bei den German Masters fünf Medaillen erkämpften.
Greiz gewinnt höher als erwartet gegen Rimbach
Das Thüringer Vogtland werden die Hessen aus Rimbach wohl in nicht so guter Erinnerung behalten. In der Vorwoche noch im sächsischen Teil 14:11 in Markneukirchen gewonnen, setzte es nun eine ernüchternde 7:23 Niederlage in Greiz.
Besser und schöner hätte die Saison nicht beginnen können. Razvan Kovacs (61 kg/f) gewann gegen den vom Ex-Meister VfK Schifferstadt gekommenen zweimaligen deutschen Vizemeister Leon Diogo Zinser nach einem hochklassigen Kampf vorzeitig mit 18:3. (Mannschaftsstand: 4:0)
Nach den Olympischen Spielen 2021 zählte man den Ungarn Alex Szöke (130 kg/g) zu den Medaillenkandidaten von Paris. Als er kurz darauf Vizeweltmeister wurde und ein Jahr später Vizeeuropameister verstärkte sich diese Annahme. Aber eine Verletzung stoppte ihn. Er verpasste sogar die Olympiateilnahme. Nun gerade wieder ungarischer Meister geworden, nimmt er neuen Anlauf in Richtung Weltspitze. Gegen den 20 Kilogramm schwereren polnischen Meister Rafal Krajewski dominierte er eindeutig und brachte diesen zweimal in die Bodenlage. Welche Überraschung erlebten aber die Greizer Zuschauer? In den letzten Jahren versuchte Szöke jedes mal den Gegner vom Boden abzuheben, was nicht immer gelang, dann aber vier Punkte einbrachte. Nun versuchte er es mit dem – eigentlich einfacheren – Rollen. Das gelang ihm dreimal. Der 8:0 Sieg stand fest. (7:0)
Nach seiner Niederlage in Nürnberg gegen einen moldawischen Landsmann wollte der Greizer Neuzugang Alexandr Gurali (61 kg/g) sich mit einem Sieg in Greiz vorstellen. Das gelang mit einem 7:0 Erfolg gegen den aus der Rimbacher Jugend hervorgegangenem Marc Janske (9:0).
Den ersten Erfolg holten sich die Gäste im Kampf zweier Routiniers. Der lettische Olympiateilnehmer von 2012 Armands Zvirbulis bezwang Sebastin Wendel Sekunden vor Schluss mit 17:1. (9:4)
Auch der nächste Kampf ging an die Gäste als der ältere der Zinser Brüder, der deutsche Vizemeister Julien, Moritz Langer mit 6:1 bezwang. (Halbzeitstand 9:6)
Der KSV Rimbach ist für seine sehr gute Nachwuchsarbeit bekannt. Einer dieser Nachwuchssportler ist der wegen seines Trainingsfleißes bekannte Jan Schwab, der bei deutschen Titelkämpfen schon sechs Medaillen erkämpfte, ohne allerdings jemals ganz oben auf dem Treppchen gestanden zu haben. Maximilian Besser (86 kg/g) stand nach seiner unglücklichen 6:6 Niederlage in Nürnberg unter Zugzwang. Auch ihm fehlte manchmal nicht viel zum großen Wurf – was sich durchaus noch ändern kann. Der erwartete spannende Kampf wurde es aber nicht. Mit zwei Viererwertungen führte der Greizer bald 8:1, leider verletzte sich sein Gegner – was ihm schon im gemeinsamen Trainingslager in Budapest gestoppt hatte. Er konnte den Kampf zwar fortsetzen, musste aber gehandicapt in der fünften Minute eine 1:18 Niederlage einstecken.(13:6)
Mannschaftskapitän Christian Fetzer (75 kg/g) traf auf den tschechischen Auswahlringer Jakub Bielesz. Der Greizer ging am Boden mit seinem Spezialgriff 3:0 in Führung, musste aber in der zweiten Rund im Bodenkampf eine Vier abgeben und unterlag 3:5. (13:7)
Lucas Kahnt (80 kg/f) hatte sich bereits bei den deutschen Meisterschaften mit Christian Hermann, dem dritten Schifferstädter im Rimbacher Team, auseinandersetzen müssen und hatte 9:1 gewonnen. Genauso überzeugend kämpfte der Doppelmeister diesmal und siegte 10:2. (16:7)
Nicolai Grahmez (75 kg/f) hatte mit Nico Schmitt einen weiteren starken Nachwuchsringer aus Rimbach zum Gegner. Der Moldawier hatte den ehemalige B-Jugend, A-Jugend und Juniorenmeister eindeutig im Griff und ließ erst kurz vor Schluss die gegnerische Wertung zum 9:1 zu. (19:7)
Den Schlusspunkt wollte eigentlich Zsombor Gulyas (80 kg/g) setzen. Doch der Tscheche Oldrich Varga lag nach gut einer Minute nach der ersten Bodenaktion 5:0 in Führung. Der sächsische Landestrainer konnte zwar innerhalb von 15 Sekunden auf 3:5 verkürzen, doch da sich der Tscheche verletzte und aufgeben musste, werden die Greizer Zuschauer bis zum nächsten Heimkampf gegen Lübtheen am Donnerstag, den 3.Oktober, auf weitere Aktionen des Trainers von Lucas Kahnt warten müssen.
Der Greizer 23:7 Erfolg fiel bedingt durch die beiden Verletzungen der Gäste etwas zu hoch aus. Im Rückkampf sollte man sie nicht unterschätzen. Am nächsten Wochenende, an dem auch das Derby Markneukirchen/Gelenau gegen Aue stattfindet, haben die Greizer kampffrei. Danach geht es donnerstags um 15 Uhr gegen Lübtheen.
Einzelergebnisse:
Stilart | Gewicht | Name | Name | Punkte | Wertung | Zeit |
Freistil | 61 | Razvan Kovacs | Leon Diogo Fernandes Zinser | 4:0 | TÜ 18:3 | 04:17 |
Gr.-röm. | 66 | Alexandr Gurali | Marc Janske | 2:0 | PS 7:0 | 06:00 |
Freistil | 71 | Moritz Langer | Julien Zinser | 0:2 | PS 1:6 | 06:00 |
Gr.-röm. | 75A | Christian Fetzer | Jakub Bielesz | 0:1 | PS 3:5 | 06:00 |
Freistil | 75B | Nicolai Grahmez | Nico Schmitt | 3:0 | PS 9:1 | 06:00 |
Gr.-röm. | 80A | Zsombor Gulyas | Oldrich Varga | 4:0 | AS 3:5 | 01:30 |
Freistil | 80B | Lucas Kahnt | Christian Hermann | 3:0 | PS 10:2 | 06:00 |
Gr.-röm. | 86 | Maximilian Besser | Jannis Schwab | 4:0 | TÜ 18:1 | 04:35 |
Freistil | 98 | Sebastian Wendel | Armands Zvirbulis | 0:4 | TÜ 1:17 | 05:44 |
Gr.-röm. | 130 | Alex Gergö Szöke | Rafal Andrzej Krajewski | 3:0 | PS 8:0 | 06:00 |
Aktuelle Tabelle:
Platz | Mannschaft | Anz.K. | Plus | : | Minus | Differenz | + | : | – | ? | |
1 | RSV Rotation Greiz | 2 | 39 | : | 21 | 18 | 4 | : | 0 | ||
2 | FC Erzgebirge Aue | 1 | 17 | : | 10 | 7 | 2 | : | 0 | ||
3 | WKG Markneukirchen/Gelenau | 2 | 34 | : | 19 | 15 | 2 | : | 2 | ||
4 | RKG Reilingen/Hockenheim | 2 | 31 | : | 27 | 4 | 2 | : | 2 | ||
5 | KSV Rimbach | 2 | 21 | : | 34 | -13 | 2 | : | 2 | ||
6 | SV Johannis Nürnberg | 1 | 14 | : | 16 | -2 | 0 | : | 2 | ||
7 | KG RV Lübtheen | 2 | 15 | : | 44 | -29 | 0 | : | 4 |
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