Erstmals beteiligte sich der RSV Rotation Greiz an den Norddeutschen Meisterschaften im Ringen in Lübtheen
LÜBTHEEN/GREIZ. Erstmals beteiligte sich der RSV Rotation Greiz an den Norddeutschen Meisterschaften im Ringen, die in diesem Jahr am letzten Februarwochenende in Lübtheen stattfanden. Ausgeschrieben waren die Altersklassen der Männer sowie der A- und B-Jugend.
Ziel des verlängerten Wettkampfwochenendes der Greizer war kurzfristig die Vorbereitung auf die deutschen Meisterschaften bzw. auf die im September beginnende neue Bundesligasaison.
Der Verein aus dem thüringischen Vogtland hatte neben einem polnischen Team aus der Gegend um Danzig die längste Anreise und wurde vom ehemaligen Bundesligakonkurrenten, der nun allerdings in einer anderen Staffel kämpft, herzlich begrüßt.
Nun ist zwar bekannt, dass die Musik im deutschen Ringkampfsport vor allem in den südlichen Bundesländern spielt, doch in Folge der Migrationsbewegungen seit 2015 kam es auch in den nördlichen Bundesländern zu einer verstärkten Einwanderung aus Regionen in denen Ringkampf betrieben wird.
Als Folge entwickelte sich ein echter Ringkampfboom vor allem bei den bisher nur selten als leistungsstark bekannten nordwestdeutschen Vereinen.
Eine Ausnahme bildet der Zweitbundesligist SC Roland Hamburg, der seit Jahren auch im Nachwuchsbereich mit zu den stärksten Vereinen bei den mitteldeutschen Meisterschaften zählt.
Am Sonnabend standen die Griechisch-römisch-Ringer auf den Matten. Unter den 101 Sportlern aus 29 Vereinen befanden sich auch fünf RSV-Sportler. Im Gegensatz zum Männerbereich waren einige der leichten Gewichtsklassen der A-Jugend, wo drei Greizer starteten, nicht sehr stark besetzt.
Lucas Hanke (51 kg) und Rasul Galamatov (60 kg) kamen dabei schon mit zwei Siegen zur Goldmedaille, wobei sich der Tschetschene gegen den Berliner Türken Tolgahan Önder nur mit großer Mühe aus der Brücke befreien konnte.
Nach zwei sicheren Siegen begann Ibrahim Galamatov (48 kg) überraschend nervös gegen den Frankfurter Sportschüler Miguel Welenga, der bei der B-Jugend schon zwei Bronzemedaillen bei deutschen Meisterschaften erkämpft hatte. Als er nach 6:0 Führung schon wie der sichere Sieger aussah, verlor er seine Linie und musste in buchstäblich letzter Sekunde den 7:7 Ausgleich, der die Niederlage bedeutete, hinnehmen.
Bei den Männern starteten Abdul Galamatov und Dustin Nürnberger in der mit zehn Startern besetzten 67 kg-Klasse, allerdings in unterschiedlichen Pools.
Dustin Nürnberger begann mit einem 8:0 Sieg über den Potsdamer Rick Brauer und sah bei eigener Führung auch lange gegen den Berliner Mansur Hatuev wie der Sieger aus, musste aber auch durch konditionelle Schwächen in der Endphase eine 2:8 Niederlage hinnehmen.
Gegen den zweimaligen deutschen Nachwuchsmeister Maximilian Simon, der Weißwasseraner wechselte unlängst zum Bundesliga-Aufstiegskandidaten Markneukirchen, war er chancenlos. Im Kampf um Rang fünf wurde er vom Stralsunder Beslan Bataev bezwungen.
Bei Abdul Galamatov lief es deutlich besser. Mit Blitzsiegen meist unter einer Minute Kampfzeit bezwang er den Torgelower Sten Brauer und seine beiden tschetschenischen Landsleute Abu Gedaev (Berlin-Buch) sowie Beslan Bataev (Stralsund) entscheidend. Auch den Finalkampf konnte er gegen den an der Sportschule Frankfurt/Oder trainierenden ehemaligen Kadettenauswahlringer Maximilian Simon (Weißwasser) bereits nach 91 Sekunden für sich entscheiden, was ihm nicht nur den Turniersieg sondern auch den Pokal für den besten Ringer einbrachte.
In der Vereinswertung belegten die Greizer Rang sechs.
Am Sonntag bei den Freistilringern traten 152 Sportler an, für Greiz war jetzt auch Joel Wrensch dabei. Bei den Männern waren in den nur wiederum sechs ausgeschriebenen Gewichtsklassen 64 Sportler am Start, von denen mehr als 70 Prozent auf einen Migrationshintergrund verweisen konnten.
Im Jugendbereich traf das immerhin auf rund 50 Prozent der Teilnehmer zu. Am Vortag im griechisch-römischen Stil waren das deutlich weniger, was daran liegt, dass auch in den Herkunftsländern dieser Sportler der freie Ringkampf dominiert. Die Teilnahme der ausländischen Sportler wurde allgemein begrüßt, erhöhte sich dadurch das Niveau der Veranstaltung doch deutlich. Außerdem war es für die Trainer interessant zu erleben, wie ihre Schützlinge auf unbekannte Sportler mit oftmals unorthodoxen Techniken und Kampfverhalten reagierten. Der dadurch zu erwartende Trubel und die Rudelbildung, wenn Kampfrichterentscheidungen nicht akzeptiert oder verstanden wurden, überraschte dann auch niemanden, hielten sich aber noch in vertretbaren Grenzen.
Für Joel Wrensch war der Start in der 74 kg-Klasse (21 Starter) ein Testwettkampf. Der thüringische Doppelmeister bereitet sich auf die Deutschen Meisterschaften vor und hat schon einige Kilogramm Gewicht abgenommen. Die 70 kg-Klasse, hier wurde er mitteldeutscher Meister bei den Junioren sowie Landesmeister bei den Männern, stand nicht auf dem Programm. Fast zwei Gewichtsklassen höher startend hatte er es besonders schwer, da ihn in der Vorwoche auch noch eine Erkältung zurückwarf. Schon der Auftaktkampf gegen den ehemals auch für Greiz ringenden Adam Daraev hatte es in sich. Dem späteren Dritten von Luftfahrt Berlin gelang ein 6:0 Punkterfolg. Gegen den nächsten Tschetschenen, Ibrahim Jusupov aus der Nähe von Bremen, gelang ein 4:2 Sieg. Der Warnemünder Eric Pillat konnte zwar schon in der zweiten Minute mit technischer Überlegenheit 10:0 bezwungen werden, doch dann setzte der Poolsieger Umalt Timaev (Kiel-Gaarden) mit einem Überlegenheitssieg den Schlusspunkt. Neben Dustin Nürnberger und Abdul Galamatov, wiederum in verschiedenen Pools, kämpften weitere 14 Starter im 65 kg-Limit.
Dustin Nürnberger vergab eine bessere Platzierung durch einen Fehler zum Auftakt gegen den Lübecker Anzor Khoenkoev. Danach bezwang er den Iraner Bilal Tajik (Salzgitter) mit 5:2. Seine Führung gegen den Tschetschenen Ramzan Murzabekov (Roland Hamburg) konnte er auf Grund konditioneller Schwächen nicht behaupten und landete nach einer weiteren Niederlage auf Rang neun.
Abdul Galamatov gelang nach dem Sieg im griechisch-römischen auch ein Erfolg im freien Stil. Die ersten beiden Erfolge jeweils in der fünften Minute gegen den Litauer Valentinas Svilanis (Roland Hamburg) und den Afghanen Farshad Khani (Kiel-Gaarden) waren schwerer erkämpft als die 11:0 Siege vermuten lassen. Der Berliner Preußen-Ringer Amin Amini war bereits nach einer Minute bezwungen. Beim 12:1 Erfolg über Ibrahim Guzan (Kiel-Gaarden) wurde es grundlos etwas hektisch. Mit einem Schultersieg über Islam Djabrailow (Salzgitter) war mit dem fünften Erfolg im eindeutig stärksten Pool der Sieg erreicht. Trotzdem wurde der Finalkampf gegen Asimi Amwar vom Afghanischen Sportverein Hamburg kein Spaziergang. In der fünften Minute stand aber auch hier der 10:0 Erfolg des Greizers fest, der an zwei Tagen mit sehr starken Leistungen in zehn Kämpfen ohne Niederlage blieb.
Die drei A-Jugendlichen vervollständigten das erfolgreiche Greizer Abschneiden mit drei weiteren Turniersiegen. Sowohl Ibrahim Galamatov (48 kg/drei Siege), als auch Lucas Hanke (51 kg/zwei Siege) und Rasul Galamatov (60 kg/vier Siege) gewannen alle Kämpfe vorzeitig und gaben dabei nur ganze zwei Punkte ab.
Der mit 23 Sportlern angereiste SC Roland Hamburg gewann mit 92 Punkten überlegen die Vereinswertung.
Schon mit gehörigem Abstand, mit 35 Punkte, wurde der 1.Luckenwalder SC Zweiter. Die sechs Greizer kamen mit 24 Zählern unter 32 Vereinen auf Rang fünf.
Unter den zehn Sportlern des Luckenwalder Vereins befand sich auch Martin Obst. Er startete für seinen Stützpunktverein Luckenwalde und musste in der 86 kg-Klasse ran. In den Poolkämpfen setzte es sich eindeutig durch, im Finale gegen den ebenfalls in Luckenwalde trainierenden und gut eingestellten Juniorenauswahlringer Joshua Morodion (Berlin-Tegel) siegte er 5:3.
Der Lübtheener Ringerpräsident Bert Compas verabschiedete die Greizer Ringer etwas sehr euphorisch: „Vielleicht sehen wir uns ja im Viertelfinale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft an gleicher Stelle wieder.“
Erhard Schmlezer @07.03.2019
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