Greizer Team in WerdauGreizer Team in Werdau mit Trainer Maximilian Böttger. Foto: Maximilian Böttger

In den letzten Jahren war auf die Ringer des RSV Rotation Greiz immer Verlass. Obwohl die erste Männermannschaft in einer ständig verkleinerten und nicht nur von den Spitzenmannschaften aktuell immer weiter kommerzialisierten Bundesliga den Abstieg nicht verhindern konnte, gelang am letzten Kampftag mit einem ersatzgeschwächten Team ein wertvoller Sieg beim Vogtlandderby in Markneukirchen. Trotz des Abstieges konnte der inoffizielle ostdeutsche Meistertitel in buchstäblich letzter Minute wieder errungen werden. Die gesamte Saison über staunten die Gastteams über den Zuschauerzustrom im Abstiegskampf in Greiz.
Nach übereinstimmenden Meinungen von Fachleuten dürfte Greiz in der am 14.September mit einem Auswärtskampf in Nürnberg beginnenden neuen Saison in den Kampf um die Spitzenplätze in der 2.Bundesliga eingreifen. Und der Andrang auf den Tribünen dürfte beim ersten Heimkampf am 21.September auch den erstmals hier antretenden hessischen Vertreter KSV Rimbach überraschen.
Auch im Nachwuchsbereich sah es in diesem Jahr so schlecht nicht aus. Als erfolgreichster Thüringer bei der U17-DM sicherte sich Paul Müller die Bronzemedaille und konnte bei seiner ersten Einladung zum Trainingslager der Nationalmannschaft den Abstand zum deutschen Meister und avisiertem EM-Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen signifikant verringern. Die erstmals in Greiz durchgeführte Mannschaftsmeisterschaft der A- und B-Jugend – bei der noch ein älterer Geburtsjahrgang startberechtigt war – wurde mit einem sehr guten sechsten Platz unter Deutschlands Elite zu einem vollen Erfolg. Dank einer riesigen Helferschar wurde das Ganze zu einem großen Erfolg für den Ringkampfsport in Greiz und Thüringen.
Trotzdem gibt es im Jugendbereich Lücken, vor allem bei der D- und C-Jugend, wie am Wochenende bei den mitteldeutschen Meisterschaften im griechisch-römischen Stil in Werdau bestätigt wurde. Nachdem bei den Freistilmeisterschaften eine Woche vorher in Berlin erstmals seit der Einführung des Wettbewerbes vor 30 Jahren keine Greizer Ringer am Start waren, konnte man mit dem 12.Platz unter 31 Teams in der Vereinswertung einigermaßen zufrieden sein. Dabei muss man noch berücksichtigen, dass die Greizer im freien Stil mehrheitlich doch etwas sattelfester sind. Aus Thüringen waren nur die einen Punkt besseren Erfurter, die vor allem in der jüngsten Altersklasse ihre Stärken haben, sowie die abgeschlagenen Teams aus Zella-Mehlis, Mühlberg und Altenburg am Start. Im Freistil vertraten nur Jena (10.Platz) und Erfurt (18.) den Freistaat.
In Werdau starteten sechs Sportler mit den Farben des Greizer Ringervereins. Am erfolgreichsten waren die im Vorjahr aus Plauen zum RSV gestoßenen Cousins Wilhelm Brand (26 kg) und Till Bley (40 kg). Till Bley konnte trotz einiger technischer Mängel auf der ganzen Linie überzeugen und vier seiner fünf Kämpfe überlegen gestalten. Im Kampf um Gold unterlag er allerdings dem jüngsten Sproß der Thalheimer/Gelenauer Ringerfamilie Leistner. Trotzdem eine starke Leistung auf die sich aufbauen lässt. Der ehemalige Greizer Bundesligaringer Tom Linke, Trainer des überlegenen Mannschaftssiegers HAC Stralsund, war des Lobes voll über Wilhelm Brand: „Der hat in einer fast aussichtslosen Lage fast die ganze Runde in der Brücke gestanden und am Ende gegen meinen Silbermedaillengewinner nur 10:11 verloren. Bravouröser Kampfgeist!“ Seine Gegner aus Plauen und Chemnitz hatte der Greizer bereits geschultert. Im Kampf um Bronze machte sich dann doch die Erkältung der letzten Wochen bemerkbar, die noch am Freitag die Teilnahme am Training verhindert hatte. Gegen den Erfurter Ilyas Pfeifer unterlag er deutlich.
Bei den C-Jugendlichen zeigte sich Emmett Barth (51 kg) mit Rang sechs am stärksten. Dabei wäre mehr drin gewesen. Im Kampf um Rang 5 führte er schon 8:0, musste aber beim 8:7 eine Schulterniederlage hinnehmen. Niklas Leistner (71 kg) wurde Vierter. Ferdinand Gruszin (41 kg) und Felix Obenauf (46 kg) konnten sich nicht platzieren.
Der AC Werdau hatte die Meisterschaft gut organisiert. Leider fielen auf zwei von drei Matten zeitweise die Wettkampfanzeigen aus. Kreativ erwiesen sich zwei Sportler aus Leipzig und Hof, die sich bei einer sehr ausgedehnten Entscheidungsfindung bei einem geforderten Videobeweis die Wartezeit auf der Matte mit einer Tanzeinlage vertrieben. Der Greizer Dustin Nürnberger, mitteldeutscher Meister der Männer in dieser Stilart, machte als Kampfrichter eine gute Figur.

Erhard Schmelzer