Seit 18 Jahren findet im polnischen Oberschlesien in der Kleinstadt Boguszow-Gorce ein internationales Turnier für weibliche Ringer statt. Dieser Wettkampf für weibliche Schüler, Jugendliche und Frauen hat sich in den letzten Jahren immer weiter entwickelt und gehört nun zu den größten und leistungsstärksten in Europa. In diesem Jahr starteten Sportlerinnen aus 17 Nationen. Allein in der Gewichtsklasse bis 53 kg bei der Jugend kämpften 38 Mädchen um die Medaillen.
Ein Kriterium für den Erfolg des Turniers ist der Wettkampfmodus. Während nach den Regeln des internationalen Verbandes alle Sportler schon nach einer Niederlage ausscheiden falls ihr Bezwinger nicht das Finale erreicht, erlaubt das polnische System allen Sportler nach einer Niederlage das Weiterkämpfen in der Gruppe B.
Für den Thüringer Ringerverband starteten drei Mädchen, von denen der dreifachen deutschen Meisterin und zweifachen EM-Dritten Josephine Wrensch aus Pößneck die größten Erfolgsaussichten zugebilligt wurden. Bereits im Vorjahr hatte sie Bronze erkämpft. Nach dem Auftakterfolg von 10:6 gegen die junge und vielversprechende Berlinerin Magdalena Sernau traf sie bereits auf die Favoritin, die für einen polnischen Verein kämpfende Ukrainerin Anna Yatskevych, die mit 8:0 siegte. Mit zwei hohen Siegen über polnische Vertreterinnen erreichte die Pößneckerin den Kampf um den dritten Platz, den sie gegen eine weitere polnische Sportlerin, Natasza Jurkiew (Karlino), die im Turnierverlauf durch schnelle Aktionen auf sich aufmerksam machte, beim Stande von 6:1 mit einem Schultersieg beenden konnte. Silbermedaillengewinnerin wurde die zum AC Werdau gewechselte Fiona Gasser, die im April für Greiz den deutsche Vizemeistertitel erkämpft hatte. In der ersten Runde schulterte sie die aufgerückte DM-Dritte Florentine Portwich, die in Frankfurt/Oder trainiert, beim Stande von 7:0. In der zweiten Runde gelang ihr ein technischer Überlegenheitssieg mit 10:0 über eine Polin. Jurkiew besiegte sie mit 8:2, bevor sie als Vorjahresfünfte im Finale von Yatskeyych geschultert wurde.
Ach Olga Kim (RSV Rotation Greiz) erkämpfte eine Bronzemedaille. In der Gewichtsklasse 43 kg wäre sogar noch mehr möglich gewesen, denn gegen die Norwegerin Sara Kjelle führte sie 30 Sekunden vor Schluss noch 4:3 um dann doch noch 4:5 zu verlieren. Nachdem sie gegen die deutsche Serienmeisterin und amtierende Europameisterin Klara Winkler (Unterföhring) beim 0:10 chancenlos war, konnte sie den Kampf um Bronze gegen die Kroatin Lara Blasekovic mit 2:0 für sich gestalten.
Auch Josefine Langhof aus Greiz-Untergrochlitz, die bis zum Sommer im Greizer Gymnasium lernte, mit ihrem Wechsel an die Sportschule Leipzig aber aus pekuniären Gründen gezwungen war den Verein zu wechseln, startete für Werdau. Sie hatte bereits im November bei den Chemnitz Lady’s Open das B-Jugendturnier gewonnen. Dabei gelangen ihr Siege über die beiden Luckenwalderinnen Alischa Günther und Gaye Tuncel sowie Helene Witscher aus Aue und eine ungarische Sportlerin. In Polen waren drei Geburtsjahrgänge startberechtigt, Josefine gehörte zu dem jüngsten, kann dieses Turnier also noch zweimal in dieser Altersklasse bestreiten. In der Gewichtsklasse 57 kg gingen 20 Sportlerinnen über die Waage. Im Auftaktkampf unterlag sie der ehemaligen deutschen Vizemeisterin der B-Jugend Yagmur Ay aus dem südbadischen Furtwangen nach lange Zeit offenen Kampf mit 6:9. Im zweiten Kampf gelang ihr ein Schultersieg gegen Lisa Schiller aus Apolda, die durch diese ihre zweite Niederlage ausschied. War dieser Kampf relativ einseitig gewesen, ging es gegen die Luckenwalderin Alscha Günther spannender zu. 4:2, 6:2 und 8:4 hießen die Zwischenstationen bevor Josefine Langhof beim 10:4 zum Schultersieg kam. Mit einem 0:4 gegen die Dänin Sofie Gambourg kam das Aus. Rang 8 ist für eine von den Jüngsten im Feld ein achtbares Ergebnis. Ungefährdete Siegerin wurde die Tochter des ehemaligen ungarischen Europameisters Arpad Ritter, Josephine, die schon drei Europameistertitel im Nachwuchsbereich erkämpft hat. Sie bezwang im Finale die deutsche Meisterin Feenja Herrmann bereits vor der Halbzeit mit 10:0.
Erhard Schmelzer