Im März dieses Jahres stoppte die Corana-19-Pandemie praktisch alle nationalen und internationalen Wettkämpfe im Sport. Das war auch beim Ringkampfsport nicht anders. Beim letzten Ringerwettkampf in Ostdeutschland am 7.März in Albrechts bei Suhl konnten die Mädchen und die jüngsten männlichen Ringer aus Greiz noch einmal mit einem Turniersieg überzeugen. Eine Woche später beendete auch der internationale Ringerverband seine Wettkämpfe mit der Olympiaqualifikation des amerikanischen Kontinentes.
Seit Anfang Juni läuft in Greiz der Trainingsbetrieb zwar wieder – natürlich unter Beachtung der Hygieneregeln. Auch die Nachwuchsringer beiderlei Geschlechts waren bis zum Ferienbeginn wieder vollständig mit von der Partie. Die Hoffnungen vieler Sportfreunde auf eine baldige grundlegende Besserung im Bezug auf die Covid-Problematik erfüllten sich aber leider nicht.
Wann es mit dem Wettkampfbetrieb weitergehen wird, stand ebenfalls lange in den Sternen. Im Bezug auf den Nachwuchsbereich tut es das noch immer. Die zweithöchsten deutschen Ligen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen wurden für dieses Jahr bereits abgesagt. Der Deutsche Ringer-Bund hat nun den Saisonstart für die Bundesliga, wie viele nationale Verbände in den einzelnen Sportarten auf Anfang Oktober festgelegt. Den 26 Bundesligavereinen wurde allerdings ohne Sanktionen freigestellt ein Jahr zu pausieren.
Nach dem Meldeschluss Ende Juli stand fest, dass 17 Vereine die Bundesligasaison 2020 in Angriff nehmen wollen. Zu den neun Mannschaften, die ein Jahr aussetzen möchten, gehört auch der einzige Erstligavertreter Thüringens, der RSV Rotation Greiz. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, mehrmals mit dem Vorstand und den Trainern beraten, intensive Gespräche mit den Sponsoren geführt“, fasst RSV-Präsident Thomas Fähndrich seine Überlegungen zusammen. „Die Corana-Krise stellt uns vor zahlreiche Unwägbarkeiten. Die Situation kann sich täglich ändern. Auch wenn der Ringer-Bund den Vereinen in einigen wichtigen Punkten entgegengekommen ist, liegt das vollständige finanzielle Risiko auf dem Rücken der Vereine. Unsere Sponsoren stehen weiter zu uns, doch ohne unsere Zuschauer können wir die Saison nicht überstehen. Im Vorjahr hatten wir die meisten Zuschauer in der Bundesliga, oft eine vierstellige Besucherzahl. Bis zum 31.Oktober sind Großveranstaltungen in Deutschland aber verboten. Die Kontaktdaten aller Besucher müssen erfasst werden. Es ist kein Geheimnis, dass viele unserer Helfer bei Veranstaltungen über 60 Jahre alt sind und zu dem Personenkreis mit einem höheren Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf gehören. Ihnen muss unsere besondere Vorsicht gelten. Selbst die Fußball-Bundesliga beschränkt die Zuschauerzahlen in den Stadien außerordentlich und verbietet den Alkoholausschank bis Ende Oktober. Die Bewirtschaftung einer Sporthalle stellt unter Corona-Bedingungen ein weiteres Problem dar. Sowohl das gesundheitliche als auch das wirtschaftliche Risiko einer Saisonteilnahme unter den erwartbaren Bedingungen ist für den RSV Rotation Greiz einfach zu hoch. Im nächsten Jahr wollen wir mit gesunden Finanzen und gesunden Vereinsmitgliedern das 90-jährige Vereinsjubiläum feiern.“
Der langjährige Greizer Trainer Tino Hempel beleuchtet noch einen anderen Aspekt: „Erst im Oktober wird der internationale Wettkampfbetrieb wieder Fahrt aufnehmen. Die ausländischen Nationaltrainer stehen dann unter dem Druck nach mehr als halbjähriger Wettkampfabstinenz ihre Sportler auf die Qualifikationswettkämpfe für die Olympischen Spiele vorzubereiten und werden von deren Starts in der Bundesliga nicht begeistert sein bzw. sie sicher oftmals verhindern. Zeitgleich mit der Bundesligarunde finden zudem die Weltmeisterschaften der Junioren, der Männer und der U23-Sportler statt. Auch wir sind im hohen Maße von unseren ausländischen Sportlern abhängig, doch zur Zeit dürfen diese – bis auf die polnischen Starter – gar nicht einreisen. Was ist, wenn irgendwo verstärkt Infektionen auftreten, Sportler nicht anreisen dürfen oder in Quarantäne müssen? Nach den jetzigen Regelungen dürfen nicht einmal alle Sportler einer Mannschaft gleichzeitig in der Kabine sein.“
Die Absage zur Saison 2020/2021 in der Bundesliga bedeutet, dass der RSV Greiz lediglich ein Jahr aussetzt und danach ohne Sanktionen wieder in derselben Liga einsteigen darf. Zu den Vereinen, die diese Chance nutzen, gehören neben den deutschen Spitzenvereinen Red Devils Heilbronn und TuSAdelhausen auch die ursprünglichen Greizer Staffelkonkurrenten FC Erzgebirge Aue und AC Lichtenfels sowie der mecklenburgische Verein aus Lübtheen. Einziger startender ostdeutscher Vertreter wird Regionalligaaufsteiger Markneukirchen sein. Ob die Ringer-Erstligasaison tatsächlich mit 17 Vereinen gestartet werden kann, hängt allerdings vom Fortgang des Infektionsgeschehens ab. Mehrere Vereine haben sich bereits im Sinne von Johannis Nürnberg geäußert:„Wenn es nur Kämpfe ohne Zuschauer gibt, sind wir raus.“
Auf Ringkampf brauchen die Greizer Fans in diesem Jahr doch nicht ganz zu verzichten. Die zweite Mannschaft möchte wiederum in der Landesliga Sachsen starten. Auch Kämpfe in der Jugendliga sind vorgesehen.
Erhard Schmelzer