Als im Vorjahr bei den deutschen Meisterschaften der Ringer in Heidelberg die Greizer Eyleen Sewina und Lucas Kahnt bei der Siegerehrung auf den obersten Treppchen standen waren sich viele Fachleute einig: Dieser Erfolg wird nicht leicht zu wiederholen sein. Ein Jahr später, bei den Titelkämpfen in Elsenfeld in der Nähe von Aschaffenburg, ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Beide konnten ihre deutschen Meistertitel verteidigen.

Für Eyleen Sewina, die am Bundesstützpunkt Frankfurt/Oder trainiert, ist es der sechste deutsche Meistertitel insgesamt und bei den Frauen der dritte in Folge. 2022 siegte sie in der Gewichtsklasse 65 kg, im Vorjahr in der 68 kg-Klasse. In diesem Limit startete sie auch in diesem Jahr bei den Europameisterschaften und der Olympiaqualifikation, kam jedoch nie unter die besten Zehn. Bundestrainer Patrick Loes machte ihr daraufhin den Vorschlag in der Gewichtsklasse 62 kg zu starten, die ebenfalls bei den Olympischen Spielen auf dem Programm steht.

Der erste Erfolg konnte nun bereits gefeiert werden. Im ersten Kampf schulterte sie die Saarländerin Franziska Blaumeiser, die am Ende Vierte wurde, bereits in der zweiten Kampfminute. Saskia Lauhöfer aus Kleinostheim war bei ihrer 0:10 Niederlage ebenfalls chancenlos. Danach wurde es allerdings spannend. Gegen Luisa Scheel aus Warnemünde, eine erfahrene Nachwuchsringerin, die bei Welt- und Europameistetrschaften schon drei Medaillen errungen hatte, unterlag sie beim Traditionsturnier an der Ostsee vor drei Wochen noch mit 1;3 Punkten. Diesmal geriet Eyleen nicht in Schwierigkeiten und siegte mit 6:2. Im Finale wartete nun mit Anne Nürnberger nicht nur die Titelverteidigerin sondern auch eine alte Freundin auf sie. Beide hatten mehrere Jahre zusammen an der Sportschule Jena trainiert. Die Gegnerin, die sich inzwischen dem KSC Apolda angeschlossen hat, trainiert nun aber seit mehreren Jahren am Bundesstützpunkt Freiburg. In diesem Jahr belegte sie bei den Europameisterschaften den fünften Platz. Es wurde das erwartet spannende Gefecht. Zur Halbzeit führte Nürnberger 2:0, am Ende ging der Sieg allerdings an die Sportlerin aus Greiz, die zum 2:2 Ausgleich kam und durch die letzte Wertung den Sieg davontrug.

Lucas Kahnt hatte sich das Ziel gesetzt im freien Stil seinen Titel in der Gewichtsklasse 79 kg zu verteidigen. Dieses Limit war das mit 21 Teilnehmern am stärksten besetzte. Erster Gegner war der Nordbadener Daud Elembaev, der mit 7:0 besiegt werden konnte. Den Vorjahresfünften Christian Hermann aus Schifferstadt bezwang Lucas Kahnt mit 9:1. Mit einem weiteren Sieg konnte der Greizer bereits den Finalkampf erreichen. Der Gegner war mit Babajan Ahmadi ein technisch starker Ringer, der 2022 den deutschen Vizemeistertitel für den ASV Schorndorf in der74 kg-Klasse erkämpfte. Die Greizer Zuschauer haben ihn im letzten Jahr beim Bundesligakampf erlebt. Da musste er aber im griechisch-römischen Stil kämpfen. Lucas Kahnt, bei dem es in den ersten Kämpfen trotz der Siege noch nicht so recht lief, kam nun immer besser in Form. Am Ende stand für ihn ein sicheres 6:1 auf der Anzeigetafel und der Finalkampf war erreicht. Hier traf er auf Pouria Taherkhani, der aus dem Iran stammt und seit zwei Jahren für den ASV Mainz in der Bundesliga mit starken Ergebnissen auch gegen ausländische Spitzenringer aufhorchen lässt. Nach seiner Einbürgerung gewann er im Januar das Turnier in Nizza und wurde für die Europameisterschaften nominiert. Hier konnte er aber mit einem 13.Platz die Erwartungen nicht erfüllen. Der Titelverteidiger, der zum ersten mal auf seinen hoch eingeschätzten Widersacher traf, ging vor der Pause 1:0 in Führung und baute diese auf 2:0 aus. Sein Gegner kam über ein 2:1 zum Ausgleich. Nun musste der als äußerst trainingsfleißig bekannte Greizer punkten, was ihn auch kurz vor Schluß gelang. Mit diesem 4:2 Sieg hatte er starke Nerven bewiesen und seinen Titel erfolgreich verteidigt. „Mein Dank gilt allen die mich unterstützt haben und vor allem meinen Trainer Zsombor Gulyas, der mich vor allem auf die letzten beiden Kämpfe exzellent eingestellt hat. Ich war überrascht wie viele Glückwünsche ich hier schon bekommen habe“, war die erste Reaktion des alten und neuen Meisters. Zu den ersten Gratulanten zählte mit Martin Obst sein ehemaliger Vereinskollege von dem er im Vorjahr den Titel übernommen hatte.

Bruder Maximilian (92 kg) unterlag gegen den ebenfalls eingebürgerten Iraner Mojtaba Ziaei, der später Dritter wurde und schied aus. Der vom 1.Luckenwalder SC zum RSV gestoßene Schwergewichtler Lucas Gansi (125 kg) unterlag nach zwei deutlichen Siegen im Halbfinale gegen den späteren Vizemeister Abdallh Karem aus Mainz 0:2 , sicherte sich aber mit einem 9:6 Erfolg gegen Aram Shikho (Urloffen) wie im Vorjahr die Bronzemedaille. Moritz Langer (65 kg) unterlag gegen den späteren Dritten Marcel Wagin (Kleinostheim) und schied als Neunter aus.

Im griechisch-römischen Stil kämpften drei Sportler, die in der Zweitligasaison für den Greizer Ringerverein kämpfen werden. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille schnitt Robin Nuding, der noch bei den Junioren startberechtigt ist und auch da den dritten Platz belegte, am besten ab. Er bezwang dabei den Chemnitzer Juniorenmeister in der 55 kg-Klasse Mark Wagner mit 9:8, unterlag dann aber Marvin Scherer aus Schifferstadt 0:7. Im Kampf um Bronze besiegte er Tobias Küpper aus Berchtesgaden vorzeitig 9:0. Der ehemalige Medaillengewinner bei der Jugend und den Junioren, Maximilian Besser (82 kg), stand dicht vor dem ersten Medaillengewinn bei den Männern. Er besiegte den Juniorenvizemeister Marvin Music aus Untergriesbach vorzeitig 11:1 und den Vorjahresfünften aus Nürnberg Michael Janot 10:1. Im Kampf um den Finaleinzug musste er sich aber dem Gelenauer Erik Löser 0:7 beugen. Im Kampf um Bronze unterlag er dem Württemberger Anton Buchholz 7:9. Emil Thiele (87 kg) startete mit einem 5:1 Erfolg über den Aalener Dennis Nuding, schied dann aber mit einer deutlichen Niederlage gegen Alexej Nagorniy (Korb) aus. Er kam auf Rang 7.

Erhard Schmelzer