Dominik Gasser erkämpft Bronze bei deutscher MeisterschaftGreizer Team vorn: von links Silas Warmuth, Leroy Jetschke, Dominik Gasser, Leon Weller. hinten: Trainer Erhard Schmelzer , Maik Gasser und Kampfrichter Stephan Hetzheim (Mitte)

Greizer Team vorn: von links Silas Warmuth, Leroy Jetschke, Dominik Gasser, Leon Weller. hinten: Trainer Erhard Schmelzer , Maik Gasser und Kampfrichter Stephan Hetzheim (Mitte)

Finale um 7 Sekunden verpasst

Erstmals führte der Deutsche Ringer-Bund die nationalen Meisterschaften der Jugend B (Geburtsjahrgänge 2009 und 2010) in beiden Stilarten an einem Ort durch. Man hatte als Austragungsort die Oderlandhalle in Frankfurt/Oder ausgewählt. In der bis zu 3000 Zuschauer fassende Halle, die mit ihren zahlreichen angebauten Nebengebäuden optimale Trainingsbedingungen für die meisten der acht Sportarten des ansässigen Olympiastützpunktes bietet, war Platz für vier Matten. Im freien Stil kämpften 132 Sportler aus 74 Vereinen, im griechisch-römischen Stil starteten 106 Sportler aus 69 Vereinen. Thüringen startete mit einer kleinen Delegation von sechs Sportlern, von denen vier dem RSV Rotation Greiz angehörten.

Am erfolgreichsten war der im griechisch – römischen Stil kämpfende Dominik Gasser in der Gewichtsklasse bis 41 kg. Er startete im mit vier Sportlern besetzten deutlich stärkerem B-Pool, dessen Vertreter alle Platzierungskämpfe gegen den A-Pool siegreich gestalten konnten. Im ersten Kampf traf er auf Alexander Fening aus dem südbadischen Lahr und konnte den späteren Fünften mit 9:2 besiegen. Beim zweiten Kampf wartete Eduard Wagner von der TSG Hofgeismar auf den Greizer, der zehn Kilometer von der heimischen Sporthalle entfernt im sächsischen Fraureuth wohnt. Der Hesse wurde vom mehrmaligen Welt-und Europameister Rifat Yilditz betreut, den Greizer Ringkampfanhängern als Trainer des Bundesligisten Kleinostheim bekannt, und blieb bis zur letzten Minute mit seinen Armdrehschwüngen gefährlich. Der Greizer wehrte dies aber geschickt ab und konnte sie sogar in eigene Aktionen umwandeln. Am Ende siegte der Greizer auch durch Bodentechniken mit 18:2 Punkten. Im Poolfinale ging es gegen Ludo Zimmermnn vom gastgebenden RSV Hansa 90 Frankfurt.
Es entwickelte sich ein bis zur letzten Sekunde spannender Kampf. Der Frankfurter ging durch eine Verwarnung 1:0 in Führung. Im Bodenkampf gab der Greizer aber keine Wertung ab und konnte im Standkampf den kleineren Widersacher in die Passivität drängen. Beim Stande von 1:1 führte Dominik Gasser nun durch die letzte Wertung und musste diese Führung über die Zeit bringen. Sein Widersacher griff nun verstärkt an, der Greizer wehrte alle Angriffe erfolgreich ab und sah schon wie ein Finalist aus. Doch sieben Sekunden vor Schluss drehte sich der Frankfurter noch einmal ein und die Finalchance war dahin. Der Kampf um den dritten Platz gegen Hüseyin Karakus vom SC 04 Nürnberg am Sonntag wurde noch einmal auf ganz andere Weise dramatisch. Der Greizer begann offensiv, ging 1:0 in Führung und konnte den Gegner am Boden rollen. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände bei den Bewegungen beider Kontrahenten geriet der Nürnberger in eine gesundheitsgefährdende Lage im Halsbereich. Der umsichtige Kampfrichter Martin Buhz aus Rostock unterbrach den Kampf sofort, die Wertung für den Greizer wurde annulliert. Trotz der Verunsicherung durch die Warnung der Hauptkampfrichterin, die bei Wiederholung mit Disqualifikation des sich keiner Schuld bewussten Kämpfers drohte, ging der Greizer noch vor der Pause 3:0 in Führung. Sein Gegner versuchte nun mit Armdrehschwüngen das Blatt noch zu wenden. Nach einem Videobeweis der gegnerischen Seite stand es nur noch 3:2. Die letzte Kampfminute wurde so noch einmal sehr spannend. Beide Gegner standen mehrmals vor Punktgewinnen, doch erst Sekunden vor Schluss gelang dem Greizer der sichere 5:2 Erfolg. Bei seiner ersten möglichen Teilnahme an einer deutschen Meisterschaft konnte sich Dominik Gasser, der in Reichenbach die sechste Klasse des Goethe-Gymnasiums besucht, die Bronzemedaille erringen. Mehr war durchaus möglich, der Abstand zur Spitze sehr gering. Der im Poolfinale knapp überlegene Zimmermann wurde im Finale bereits in der ersten Halbzeit mit Schultersieg deutscher Meister. Trainingsfleiß, gute Nerven, eine für die meisten Starter vorbildliche Kampfstellung sowie die vorbildliche Unterstützung der ganzen Familie mit dem Trainervater Maik an der Spitze waren für diesen Erfolg ausschlaggebend. Im nächsten Jahr kann er noch einmal in dieser Altersklasse antreten.
Für die drei Greizer Freistilringer waren es die letzten Möglichkeiten bei der B-Jugend im Meisterschaftsrennen. Im stärker besetzten Pool kämpfend bezwang Silas Warmuth (41 kg) den Leipziger Tove Sell mit 8:2 und den Geiseltaler Paul Sievert vorzeitig mit 20:4. Gegen den späteren Meister Mike Sell aus Kleinostheim (2:18 Niederlage) und den Dritten Florian Ilsanker aus Berchtesgaden (Schulterniederlage) hatte er keine Siegchance. Im Kampf um Platz sieben bezwang er den Württemberger Bennet Mahler mit 14:6. Leon Weller wurde in der mit 22 Sportlern am stärksten besetzten 52 kg-Klasse nach technischen Fehlern vom späteren Sechsten Elias Bolich geschultert. Nach einer 4:18 Niederlage gegen den späteren Vizemeister Tim Gerlach (Kleinostheim) schied er schon nach dem zweiten Kampf aus dem Turnier aus. Leroy Jetschke (80 kg) musste schmerzlich erkennen, dass die Trainingsteilnahme essentiell für das Erbringen von Wettkampfleistungen ist. Die Niederlagen gegen Ibrahim Dadali (Berlin-Wedding) und im Kampf um den fünften Platz gegen den Württemberger Alpay Eser (Fellbach) wären vermeidbar gewesen. Gegen den alten und neuen deutschen Meister mit nigerianischen Wurzeln Francis Muoh (SC 04 Nürnberg) der vom Körperbau her an den ehemaligen Boxweltmeister Muhammad Ali erinnert, war er wie alle anderen chancenlos.
Unter den 28 Kampfrichtern befand sich auch der Greizer Stephan Hetzheim, der in diesem Jahr schon seine dritte deutsche Meisterschaft absolvierte und wiederum positive Kritiken erhielt.

Am Wochenende steht im südbadischen Urloffen bereits die nächste deutsche Meisterschaft auf dem Programm. Urloffen liegt in der Nähe des Rheins, die nächstgrößere Stadt ist das französische Straßburg. Bei der deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Jugend gehen neben dem Außenseiter RSV Rotation Greiz noch zehn andere Vereinsmannschaften an den Start.

Erhrd Schmelzer