RSV Rotation Greiz gegen RV Lübtheen endet 18:875Akg Freistil: Lucas Kahnt (-2), (rotes Trikot) RSV Rotation Greiz gegen Lennard Wickel (2), RV Lübtheen 2:0/PS/10:5/06:00

RSV Rotation Greiz – RV Lübtheen endet 18 : 8

Greiz. In der Vorwoche war man nicht so zufrieden in der Greizer Ringerhalle. Nach drei Auswärtskämpfen in der Ringer-Bundesliga von denen man zwei für sich entschieden hatte, unterlag man dem Tabellenführer Markneukirchen mit 13:16. Die Tabellenspitze war vier Punkte entfernt. Eine Woche später sieht einiges schon wieder ganz anders aus. Der Tabellenführer musste gegen Kleinostheim eine eklatante Heimniederlage einstecken und Greiz konnte mit einem am Ende hohen 18:8 Erfolg nach Abschluss der Vorrunde den Abstand zur Tabellenspitze auf zwei Punkte verringern.
Die Gäste aus Mecklenburg, der RV Lübtheen, war allerdings nicht gekommen um die Punkte kampflos abzuliefern. Der Tabellenletzte, der trotz der 400 km langen Anreise einige Anhänger mitbrachte, lieferte sogar eine äußerst spannende Partie, zur Halbzeit der Kämpfe stand es 4:4, nach 7 Kämpfen hatten sich die Greizer beim 8:8 noch immer keinen Vorsprung herausgearbeitet. Der Greizer Trainer Tino Hempel hatte seine Mannschaft gegen dem letzten Kampf auf mehreren Positionen verändert. Da die bisherigen Greizer Punktesammler in den beiden schweren Gewichtsklassen diesmal zusammen nur einen Punkt erkämpften, waren es am Ende zwei Nachwuchssportler, die mit Siegen über langjährige routinierte Bundesligaringer die Zeichen auf Sieg stellten.
Den Anfang machte der Junior Richard Schröder (80 kg/f), der auf Wunsch der Gäste als erster auf die Matte musste. Der EM-Dritte der Junioren konnte sich in seinem ersten Bundesligajahr im vierten Saisonkampf über den dritten Sieg freuen. In einem taktisch geprägten Kampf ohne größere Höhepunkte bezwang er den lange für Aue kämpfenden Brian Bliefner, der schon Bronze bei deutschen Meisterschaften eroberte, mit 2:1 Punkten. (Mannschaftsstand: 1:0)
Der 42-jährige Routinier Ghenadie Tulbea (57 kg/f) traf auf den Bulgaren Mitko Asenov. Er startete erfolgreich, führte zur Pause bereits 6:0. Im Bestreben den dritten Mannschaftspunkt zu holen, wurde er bei einem Beinangriff gekontert und ging nun etwas vorsichtiger zu Werke. Am Ende siegte er 7:2. Er gewann vier seiner fünf Saisonkämpfe. Eine sehr wertvolle Verpflichtung. (3:0)
Von Anfang an war Spannung angesagt im schwersten Limit. Wie würde der dreimalige Olympiateilnehmer Alin Alexuc-Ciurariu (130 kg/g) mit dem für Tschechien ebenfalls bei Olympia kämpfenden – allerdings eine Gewichtsklasse tiefer – Artur Omarov zurechtkommen. Der seit mehr als zehn Jahren in Prag heimisch gewordene Dagestaner hatte zuvor die viel schwereren Christian John (Aue) und Franz Richter (Markneukirchen) deutlich bezwungen. Auch Alin Alexuc hatte seine Probleme mit dem 30 kg leichteren Modellathleten. Er musste zuerst zu Boden, dann nach der Pause der Tscheche. Auch da gelang keine Wertung am Boden. Durch die letzte Wertung erhielt beim 1:1 der Greizer den Siegpunkt.
Mit einer starken Leistung in der Vorwoche in der zweiten Mannschaft hatte sich Sven Cammin (61 kg/g) für das Bundesligateam empfohlen. Er hatte mit dem ehemaligen Vizemeister Alexander Ginc einen starken Gegner, der kurz vor der Pause 1:6 führte. Dann gelang dem Greizer eine attraktive Viererwertung. Eine „Zwei“, die wohl besser als eigener Griff eingeordnet wurden wäre, brachte Ginc 5:8 in Führung. Eine Schleuder am Mattenrand brachte ihn sogar 5:12 nach vorn. Am Ende unterlag der Greizer mit 8:12 Punkten. (4:2)
Ahmet Bilici (98 kg/f) war in dieser Saison noch ohne Niederlage, immer wieder brachte er die Zuschauer durch seinen offensiven Stil ins Schwärmen. Diesmal kam er mit seinen Beinangriffen in einem Spitzenkampf gegen Zbigniev Baranowski, der 2017 selbst für Greiz kämpfte, nicht durch. Der Pole ging nach einem Beinangriff noch vor der Pause 2:1 in Führung. Während der Greizer mit seinen Angriffen erfolglos blieb, baute der Lübtheener durch zwei Aktionen seine Führung bis zum Schluss auf 1:6 aus. (4:4)
Dem russische Spitzenringer Zhargal Damdinov (66 kg/f) blieb es vorbehalten nach der Pause die Greizer nach vorn zu bringen. Als klarer Favorit diktierte er gegen den ehemaligen dreifachen deutschen Meister Emanuel Krause das Geschehen auf der Matte und kam durch Beinangriffe und Bodentechniken schon zur Halbzeit zur 12:2 Führung. Von der zweiten Hälfte brauchte er nur etwas mehr als eine Minute zum 17:2 Erfolg (8:4)
Nori Opiela (86 kg/g) stand nun vor einem schweren Gang. Sein Gegner war der dänische Meister, amtierende Junioren – Europameister und frischgebackenen Fünfter der Männer-WM Turpal Bisultanov. Der leichtere und stilartfremd kämpfende Greizer unterlag unter anderem nach zwei mit einer „Vier“ bewerteten Würfen in der dritten Minute mit 0:15. (8:8)
Christian Fetzer (71 kg/g) kam kampflos zum Sieg, da sein potentieller Kontrahent Andrej Ginc „für die U23-WM nominiert ist und sich in Ruhe auf sein Gewicht machen konzentrieren soll“ wie sich der Lübtheener Trainer Jens-Peter Sievertsen äußerte. (12:8)
Der zweite Greizer Bundesliganeuling musste im vorletzten Kampf auf die Matte, als trotz Greizer 12:8 Führung der Mannschaftssieg noch lange nicht erzielt war. Der 21-jährige Lucas Kahnt (75 kg/f) hat in der Greizer Jahnturnhalle das Ringen erlernt, verpasste kein Training, reiste jahrelang von seinen Eltern unterstützt zu jedem Nachwuchsturnier und war maßgebend am Seriensieg der damaligen Greizer Jugendligamannschaft beteiligt. 2018 noch zu jung für eine mittlere Gewichtsklasse in der Bundesliga sammelte er Erfahrung in der Regionalligamannschaft von Thalheim und an der Sportschule in Leipzig. Der Dritte der Juniorenmeisterschaften von 2019, überzeugte in der seitdem meisterschaftslosen Zeit bei mehreren Ranglistenturnieren und wurde vom Auswahltrainer im Mai bei der U23-EM erstmals für eine internationale Meisterschaft nominiert. Beim ersten Bundesligaauftritt zu Saisonbeginn in Kleinostheim gegen Saba Bolaghi, einen der erfolgreichsten deutschen Ringer in dieser Klasse, musste er bei seiner 0:10 Niederlage noch Lehrgeld zahlen. Nun traf er mit dem neun Jahre älteren in Luckenwalde ausgebildeten Lennard Wickel auf einen weiteren langjährigen Auswahlringer im Junioren und Männerbereich, dessen Sammlung von 13 Meisterschaftsmedaillen für seine Erfahrung spricht. Beide begannen vorsichtig, riskierten wenig, die Leipziger Kampfrichterin Saskia Buchwald sah den Greizer etwas passiver, der so zur Halbzeit 0:1 zurücklag. Die Lübthheener brauchten Punkte, Wickel griff jetzt verstärkt an, erwischte das Bein des Greizers, stand kurz vor dem Punktgewinn. Doch der Greizer entzog sich immer wieder blitzschnell der Grifffassung, kam sogar zur parallelen Beherrschung am Boden und führte 2:1. Und dann legte Lucas Kahnt im Bodenkampf innerhalb von 20 Sekunden die Grundlage zum Sieg. Mit vier Beinschrauben, die in Greiz, wie auch in Lübtheen als „Schrubber“ bezeichnet werden, schraubte er unter den enthusiastischen „Lucas, Lucas“- Rufen in der wiederum gutbesuchten Sporthalle seine Führung auf 10:1. Der Lübtheener brauchte eine Minute um den Schock zu verdauen und kam in der letzten Minute nach zwei Angriffen nur noch zur 10:5 Resultatsverbesserung.
Als Dawid Karecinski (75 kg/g) den Schlusspunkt setzen musste, führten die Gastgeber uneinholbar mit 14:8. Die Greizer Zuschauer bekamen von dem in dieser Saison erstmals eingesetzten Polen aber nicht viel zu sehen. Sein dänischer Gegner Frederik Bjerrehuus ging zwar 2:0 in Führung, als der Greizer aber sofort zum Ausgleich kam, witterte der Olympiateilnehmer aber Foul und legte sich auf sein Knie deutend auf den Rücken. Der Kampfrichterin, die kein Foul gesehen hatte, blieb nichts anders übrig als Schultersieg festzustellen.
Greiz kam so noch zu einem eindeutigen 18:8 Erfolg. Auf Grund der U23-WM findet der Beginn der Rückrunde erst am 13.November – wieder in Greiz – gegen den neuen Tabellenführer SC Kleinostheim statt.

Erhard Schmelzer

Einzelergebnisse:

StilartGewichtIstNameIstNamePunkteWertungZeit
Freistil5756,4Ghenadie Tulbea N6 (1)56,9Mitko Asenov N6 (1)2:0PS 7:206:00
Gr.-röm.6160,4Sven Cammin (2)56,7Alexander Ginc (-2)0:2PS 8:1206:00
Freistil75A74,6Lucas Kahnt (-2)74,9Lennard Wickel (2)2:0PS 10:506:00
Gr.-röm.75B70,5Dawid Karecinski EU (5)74,4Frederik Bjerrehuus EU (5)4:0SS 2:201:01
Freistil9890,3Ahmet Bilici EU (5)94,5Zbigniew Baranowski EU (8)0:2PS 1:606:00
Gr.-röm.130126,2Alin Alexuc-Ciurariu EU (5)94,5Artur Omarov EU (5)1:0PS 1:106:00
Freistil6665,8Zhargal Damdinov N (5)65,6Emanuel Krause (1)4:0TÜ 17:204:12
Gr.-röm.7170,8Christian Fetzer (2) 4:0KL 0:000:00
Freistil8078,9Richard Schröder (2)79,9Brian Bliefner (1)1:0PS 2:106:00
Gr.-röm.8680,7Nori Opiela (1)85,9Turpal Bisultanov N (5)0:4TÜ 0:1502:09

Aktuelle Tabelle:

PlatzMannschaftAnz.K.Plus:MinusDifferenz +:?
1SC Kleinostheim582:4537 8:2 
2AV Germania Markneukirchen581:6120 8:2 
3KSC Germania Hösbach573:5221 6:4 
4RSV Rotation Greiz575:6312 6:4 
5FC Erzgebirge Aue552:80-28 2:8 
6RV Lübtheen535:97-62 0:10