Wie im Vorjahr fanden die deutschen Meisterschaften im freien Ringkampf der Juniorinnen und Junioren (diese Altersklasse wird seit kurzem als U 20 bezeichnet) in Frankfurt an der Oder statt. Von den zehn Aktiven des Thüringer Ringerverbandes starteten vier im Trikot des RSV Rotation Greiz. Bei dieser Altersklasse sind nicht nur die Geburtsjahrgänge 2005 bis 2006 der eigentlichen Junioren sondern auch der älteste Jahrgang der A-Jugend (U17) startberechtigt. Am erfolgreichsten von den Greizern schnitt Paul Müller (92 kg) ab, der seine Bronzemedaille aus dem Vorjahr bei der U17 nun eine Altersklasse höher verteidigen konnte. Gesundheitlich etwas angeschlagen endete sein Auftaktkampf gegen den Vertreter aus Unterföhring, David Sevdas, beim 4:4 mit Vorteil für den Bayern. Der Greizer hatte nach überraschendem Rückstand alles getan um den Kampf noch zu drehen. Die Wertung, die den Sieg gebracht hätte, fiel aber erst Sekunden nach Ablauf der Kampfzeit. Eine weitere Niederlage hätte das Ausscheiden bedeutet. Und gegen den nächsten Gegner, dem Pößnecker Hendrik Jahn, hatte der Greizer bei den Thüringer Männermeisterschaften – allerdings etwas benachteilig durch eine Fehlentscheidung des Kampfgerichtes – beim 6:6 im Finale verloren. Es entwickelte sich wieder ein spannender Kampf, den Paul Müller mit 4:3 siegreich gestalten konnte. Im Halbfinale hatten die beiden Thüringer dann allerdings nichts zu gewinnen. Der Greizer unterlag dem späteren Meister Efe Atak aus NRW, der Pößnecker dem Zweiten aus Nordbaden. Im Kampf um Bronze trafen sie nun am Sonntag zur Mittagszeit zum zweiten mal in diesem Wettkampf aufeinander, eine Konstellation, die von den wenigsten Ringern gemocht wird. Wieder entwickelte sich zwischen den zwei Thüringern eine interessante Auseinandersetzung, die der Greizer am Ende mit 6:1 für sich entscheiden konnte. Es war die zweite Bronzemedaille bei seiner sechsten Teilnahme an deutschen Titelkämpfen.
Pascal Hessel (65 kg) sah im Auftaktkampf nach langer 2:0 Führung gegen Fabian Wächter, der für Jena startete, in der letzten Mannschaftsrunde aber für Greiz noch in der 61 kg-Klasse kämpfte, wie der Sieger aus. In der zweiten Runde setzte sich aber der nicht nur körperlich sondern auch technisch-taktisch enorm verbesserte Jenaer mit einer Kombination mit 4:2 an die Spitze. Fabian Wächter, der noch in der U17 startberechtigt ist und dort bei den Meisterschaften in Werdau den dritten Platz belegte, unterlag später dem Vizemeister aus Luckenwalde, kämpfte sich aber noch in den Platz um die Bronzemedaille, die er in dieser Altersklasse knapp verpasste. Mit Joey Wrensch (Pößneck) und Julius Bittmann (Jena) scheiterte zwei Thüringer am späteren DM-Dritten aus Essen.
Der ebenfalls in der Greizer Mannschaft kämpfende Alexander Bahn (86 kg) erreichte nach einer Niederlage gegen den württembergischen Vizemeister noch den Kampf um die Bronzemedaille, die er aber gegen den Potsdamer Aziz Golmohammadi, der für Werdau in der Regionalliga kämpft, beim 1:4 verpasste. Richard Brand (70 kg), im Greizer Team immer ein Vorbild an Einsatzbereitschaft, konnte seinen auf Grund seines Berufes und seines Wohnortes bedingten Trainingsrückstand nicht kompensieren und unterlag u.a. gegen den DM-Dritten aus Württemberg deutlich.
Erfolgreichster Vertreter des Thüringer Ringerverbandes war Jan Madejczyk (Jena/70 kg). Der seit 2018 am Sportgymnasium Jena trainierende Bayer stand nach 2018 bei der B-Jugend kurz vor dem Gewinn seines zweiten Meistertitels. Mit drei Siegen ins Finale gekommen, lag er gegen den Südbadener Justin Federer (Urloffen) lange in Führung um am Ende äußerst umstritten mit 8:10 zu unterliegen. Die gesamte Thüringer Delegation war von einer Fehlentscheidung am Ende des Kampfes überzeugt. (Auch der Autor dieser Zeilen.) Nach Videobeweis wurde allerdings die Entscheidung der Kampfrichter bestätigt. Ursache könnten die verschiedenen Perspektiven von Kamera und Thüringer Team gewesen sein.
Der neudeutsch Challenge genannte Videobeweis führt auf jeden Fall zu gerechteren Resultaten. Wenn aber – trotz vorbildlicher Organisation in Frankfurt – die Technik mehrmals ausfällt und dadurch kein Beweis angetreten werden kann, werden Ressourcen verschenkt. Ziel muss es dabei sein, die strittigen Szenen auch für Sportler,Trainer und Zuschauer sichtbar zu machen.
Bei den Juniorinnen waren zwei Mädchen aus Thüringen am Start. Die viermalige deutsche Meisterin und zweimalige EM-Dritte Josephine Wrensch aus Pößneck kam mit zwei vorzeitigen Siegen ins Finale, wo sie auf Fiona Gasser aus Werdau traf. Dieses Finale in der 50 kg-Klasse stand gerade für Greiz unter einem besonderen Stern. Auf der einen Seite hatte Fiona Gasser vor und während ihrer Zeit an der Sportschule Jena in Greiz trainiert und für den RSV 2023 mit Trainervater Maik an der Seite noch die Vizemeisterschaft bei der A-Jugend erkämpft. Auf der anderen Seite stammt die Mutter von Josephine Wrensch, die Vizepräsidentin des Thüringer Ringerverbandes, Susanne Wrensch, aus Greiz und war schon in jungen Jahren als Listenführerin tätig. Bruder Joel ringt in der Bundesliga und Vater Johannes – landein und landauf nur „Jo“ genannt – hat sich durch seine Kämpfe im Greizer Bundesligateam und mit nunmehr 53 Jahren als immer noch gefürchteter Gegner und Trainingspartner von dem man viel lernen kann, selbst ein Denkmal gesetzt. Pauline Hessel, die als jüngste Teilnehmerin und als Dritte der mitteldeutschen Meisterschaften diesmal in der 68 kg-Klasse startete, wurde Fünfte. Für sie war es nur der Aufgalopp für die deutschen Meisterschaften der U17, die in der nächsten Woche im saarländischen Riegelsberg stattfinden.
Bereits vor zwei Wochen hatte bei den U14 – Meisterschaften in Werdau Silas Warmuth in der Gewichtsklasse 51 kg den elften Rang belegt.
Erhard Schmelzer




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