Der letzte Kampf des Ringerdenkmals Christian Fetzer
Selten war eine Bundesligasaison für den RSV Rotation Greiz erfolgreicher und selten verging eine Saison schneller. Nach elf Siegen in Serie wird in der Greizer Sporthalle An der Eisbahn am Sonnabend um 19:30 Uhr schon der letzte Saisonkampf im der 2.Bundesliga angepfiffen. Gegner ist kein anderer als der Erzrivale aus dem sächsischen Vogtland, der AV Germania Markneukirchen, der seit dieser Saison als Wettkampfgemeinschaft mit dem RSK Gelenau antritt. Die Rivalität zwischen beiden Vereinen besteht schon lange Zeit.
In den letzten Jahren, genauer seit 2016, entschieden die Duelle der Mannschaften aus dem thüringischen und dem sächsischen Vogtland oftmals über die Spitzenposition im ostdeutschen Ringkampfsport. Bis 2015 nahm der ehemalige Sportclub Luckenwalde in Ostdeutschland eine Sonderstellung ein. 2016 erkämpfte Greiz als Staffelsieger in der 2.Bundesliga erstmals seit 2002 den inoffiziellen ostdeutschen Meistertitel. Nach der Auflösung der zweiten Ligen starteten beide Vereine in der Regionalliga. Aue kämpfte in der 1.Bundesliga und lag in dieser Wertung vorn. Nach dem Greizer Aufstieg in die oberste Liga holte sich Greiz 2018 und 2019 den Titel. Den Hattrick verhinderten 2020, als die Meisterschaft nicht bis zum Ende ausgerungen werden konnte, die Corona-Maßnahmen. 2021 setzte sich Markneukirchen durch. Danach folgten zwei Jahre mit hauchdünner Dominanz der Greizer. Besonders spannend war es im Vorjahr. Beim Fußball ist das „Wunder von Bern“ ein Begriff für ein unerwartetes Ergebnis, der letzte Saisonkampf vor fast genau einem Jahr, war nicht weniger eine riesige Überraschung. Greiz fuhr als Tabellenletzter nach Sachsen, den Heimkampf hatte man vor fast 1000 Zuschauern 11:17 verloren. Durch die Umstrukturierung der Bundesligen – die sich bereits im ersten Jahr als völlig unsinnig erwies (eingehende Informationen folgen in absehbarer Zeit) – stand der Abstieg für beide Vereine schon fest. Angeführt vom Mannschaftskapitän Christian Fetzer wuchs das Team von Trainer Tino Hempel in der vollbesetzten Markneukirchener Halle über sich hinaus, erkämpfte einen in dieser Höhe nie erwarteten 24:7 Erfolg, überholte die Gastgeber in letzter Minute in der Tabelle und wurde doch noch bestplatzierte Ringermannschaft Ostdeutschlands.
Zum sechsten Mal in acht Jahren ist Greiz die Nummer Eins im Osten
In diesem Jahr ist dieser inoffizielle Titel schon einige Wochen an den Titelverteidiger aus Greiz vergeben. Trotzdem wird die vogtländisch-erzgebirgische Kombination nichts unversucht lassen um zu verhindern, dass die Greizer ungeschlagen die Saison beenden werden. Der Frust aus dem letzten Jahr sitzt zu tief. Gästetrainer Andre Backhaus möchte nicht unbedingt von Revanche sprechen. Aber: „Wir sehen in Greiz einen absoluten Spitzenkampf, wenn der Tabellenerste auf den Dritten trifft. Meine Mannschaft wird alles tun um hervorragend abzuschneiden. In den letzten drei Jahren ist es uns immer geglückt in Greiz zu gewinnen. Wir rechnen mit 100 bis 150 Anhängern, die uns unterstützen werden.“ Der Greizer Trainer Tino Hempel kann auf eine sehr erfolgreiche und selbstbewusste Mannschaft zurückgreifen: „Ich habe es weder als Sportler noch als Trainer erlebt, dass eine Mannschaft alle Kämpfe gewinnen konnte. Vielleicht gelingt uns im letzten Saisonkampf etwas ganz besonderes. Markneukirchen werden wir auf keinen Fall unterschätzen. Ich hoffe auf eine Kulisse von mehr als 1000 Zuschauern als würdigen Rahmen beim Abschiedskampf von Christian Fetzer. Er hat mit seinem Agieren auf und neben der Matte riesigen Anteil an unserem Abschneiden in den letzten vier Jahren.“ Auch für Christian Fetzer, der ab Januar die Stelle von Olympiasieger Maik Bullmann als Nachwuchsbundestrainer im griechisch-römischen Stil einnehmen wird, kann es noch einmal ein spannender Kampf werden. Sein Hauptwidersacher auf Markneukirchener Seite Marco Stoll, der sich gegen Nürnberg verletzte und danach pausieren musste, soll wieder fit sein. Für großartige Kämpfe und genügend Spannung dürfte also gesorgt sein. Der Greizer Ringerverein kann dann mit seinen zahlreichen Anhängern nicht nur eine etwas vorgezogene Weihnachtsfeier begehen, sondern auf jeden Fall die sechste ostdeutsche Meisterschaft in acht Jahren feiern. Von einem Faß Bier der Vereinsbrauerei Greiz war auch die Rede
Auch die zweite Greizer Mannschaft bestreitet einen Heimkampf, der wie üblich um 17:30 Uhr angepfiffen wird. Gegner ist der Tabellenvierte RV Thalheim II, der drei Punkte hinter den Greizern zurückliegt. Der Greizer Jugendtrainer Maximilian Böttger, der sich bei seinem siegreichen Kampf in Taucha verletzte und die letzten beiden Niederlagen nur am Mattenrand erlebte, ist optimistisch: „Wir werden uns am Sonnabend gegen die Thalheimer auf jeden Fall mit einem Sieg die Bronzemedaille sichern.“ Der Hinkampf in Thalheim wurde mit 17:5 gewonnen. Im Gegensatz zur ersten Mannschaft folgen bei der Reserve noch zwei Kämpfe in diesem Jahr.
Erhard Schmelzer