2.Bundesliga Nord: RSV Rotation Greiz gegen KFC Leipzig/AC 1990 Taucha endet 22:13Der bayerische Kampfrichter Mustafa Durak erklärt kurz die Regeln

GREIZ. Beim Saisonauftakt der Greizer Ringer in der Jahnturnhalle konnte die Vereinsleitung mit dem Zuschauerzuspruch mehr als zufrieden sein. Nur beim Bundesliganeuling im doch etwas abgelegenen Lübtheen stand eine größere Zuschauerzahl im Protokoll. Dabei mussten die Greizer noch das Handicap in Kauf nehmen, dass die Gäste von der WKG Leipzig/Taucha praktisch ohne Fans ins Vogtland gereist waren, also nur Anhänger der Heimmannschaft die traditionsreiche Ringerhalle füllten. Das war der Stimmung allerdings nicht abträglich, allerdings fehlte den Greizer Fans die Anfeuerungen für die Gäste, die sie immer erst zur Höchstform auflaufen lassen. Die Sichtverhältnisse waren trotz der vielen Zuschauer günstig. Bei den Vogtlandderbys gegen Pausa/Plauen und Markneukirchen sowie den Kämpfen gegen Thalheim und Werdau und vielleicht auch beim Thüringenderby gegen Jena dürfte es da mehr Anfeuerungen für das Gästeteam, aber auch mehr Gedränge im Zuschauerbereich geben. Unter diesen Voraussetzungen kam die Eröffnungsrede für die neue Saison durch den Greizer Bürgermeister Gerd Grüner gerade recht: In einem Jahr werden wir uns an anderer Stelle wiedersehen. Am 10. Oktober um 14 Uhr erfolgt neben der Eisbahn in Aubachtal die Grundsteinlegung für eine neue Halle.

Auf der Matte ging dann die Feuerwehr los. Die Sportler beider Mannschaften brannten ein Offensivfeuerwerk ab. Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten und werden beim nächsten Mal (am 12.10. gegen Lübtheen) sicher wiederkommen. Ursache der veränderten Kampfesweise sind die Regeländerungen des internationalen Verbandes FILA. Nach dem angedrohten Olympiaausschluss musste der Verband handeln. Man trennte sich vom umstrittenen Schweizer Präsidenten Martinetti, wählte dafür einen serbischen Bauunternehmer und Millionär und veränderte die seit Jahren umstrittenen Wettkampfregeln. Schon bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 sollen die Frauen, die nur im Freistil kämpfen, in 6 Gewichtsklassen (bisher 4) um Medaillen kämpfen. Die Männer verlieren dabei in beiden Stilarten eine Gewichtsklasse und kämpfen dann ebenfalls nur noch in 6 Gewichtsklassen. Wie diese Gewichtsklassen dann aussehen werden, war bei den Weltmeisterschaften in Budapest das am heißesten diskutierte Thema. Bei den Mannschaftskämpfen in Deutschland könnte es dann durchaus eine andere Lösung geben. Bei der Bundesligatagung im nächsten Januar und in deren Vorfeld dürfte es durchaus kontroverse Diskussionen geben.

Der Erfolg der neuen Wettkampfregeln ist natürlich von deren Anwendung und beherzten Auslegung durch die Kampfleiter abhängig. Das Publikum in der Jahnturnhalle hatte dabei das Glück der Ansetzung des engagierten Kampfrichter Mustafa Durak. In der Türkei geboren zog er mit seiner Familie mit vier Jahren nach Aichach in Bayern und begann dort mit dem Ringen. Seit 48 Jahren steht er auf der Matte, seit 20 Jahren ist er Kampfrichter. Diese Routine tat den von ihm geleiteten Kämpfen gut. Jeder Ansatz von Passivität wurde im Keim erstickt, folglich war die Angriffsfrequenz deutlich höher als bei den Kämpfen im Vorjahr. Dass es keine Verschnaufpausen mehr gibt, musste zum Beispiel im Freistilkampf gegen Sebastian Wendel der junge veranlagte Leipziger Eric Thiele erfahren. In Führung liegend musste er denn 1:1 Ausgleich hinnehmen. Etwas von seiner Linie abgekommen, ging er in der Folge etwas vorsichtiger zu Werke und wurde umgehend mit einer 30 Sekundenstrafe belegt.

In dieser Zeit muss der so Sanktionierte eine Wertung erzielen, sonst erhält sein Gegner einen Punkt. Wendel kam hier zwar zur 2:1 Führung, unterlag aber am Schluss 2:7. Der Anteil des Kampfrichters am großartigen Kampfabend war nicht zu leugnen. Dass dabei die Messestädter nicht benachteiligt wurden, bewiesen die Gäste, die dem Kampfleiter eine objektive Leistung bescheinigten. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist nun: Wie werden die anderen Kampfrichter die Regeln auslegen? Ein gehöriger Teil der Greizer Anhänger wird sich am Sonnabend um 19:30 Uhr beim Auswärtskampf in Werdau ein eigenes Bild machen können.

Erhard Schmelzer 01.010.2013
Bilder vom Wochenende: Kampf RSV Rotation Greiz gegen WKG Leipzig/Taucha