Falk Schlehahn ist Weltmeister bei den VeteranenFrank Schüler im roten Trikot gegen Falk Schlehahn im blauen Trikot. Foto: Matthias Lachmann

Seit 1992 führt der internationale Ringerverband Weltmeisterschaften in den Altersklassen durch. Was im kolumbianischen Cali mit Anschubfinanzierung eines amerikanischen Milliardärs begann, wurde seitdem jährlich wiederholt. Im amerikanischen Sportdrama „Foxcatcher“ von 2015 wurden Originalaufnahmen der WM in Cali eingespielt. In den ersten Jahren wurde bei den Veteranen nur im freien Stil gekämpft, später kamen auch die Griechisch-römischen Ringer hinzu. In der zweiten Oktoberwoche fand nun die 30.Auflage dieser Titelkämpfe in der 60 Kilometer von Budapest entfernt gelegenen ungarischen Stadt Tatabanya statt. Gekämpft wurde in fünf Altersklassen (von 35 bis 60 Jahren) in jeweils sechs Gewichtsklassen zwischen 62 und 130 kg.
Nach längerer Pause starteten erstmals wieder Ringer des RSV Rotation Greiz bei den Welttitelkämpfen in den Altersklassen. Im letzten Jahrzehnt hat der ehemalige Bundesligaringer Falk Schlehahn eine Trainingsgruppe für ehemalige Ringer und andere Interessierte auf die Beine gestellt. Das regelmäßige Training findet dienstags in der Ringerhalle in Greiz- Aubachtal statt. Da wird sehr viel für Gesundheit und Fitness getan, auch Fußball gespielt. Und nicht nur die ehemaligen Ringer versuchen sich auf der Matte. Seit 2018 wird regelmäßig an den deutschen Meisterschaften in den Altersklassen (German Masters) teilgenommen. Dabei wurden die Greizer von Jahr zu Jahr immer erfolgreicher und in diesem Jahr gelang ein spektakulärer Erfolg. Die 14 Teilnehmern in beiden Stilarten gewannen 9 Medaillen und holten mit riesigem Vorsprung den ersten Platz in der Mannschaftswertung. Im Jahre 2027 hat sich Greiz übrigens um die Austragung dieser Meisterschaft beworben.
Falk Schlehahn gewann in diesem Jahr in beiden Stilarten, Frank Schüler wurde nach seiner Doppelmeisterschaft im Vorjahr nun Erster im Freistil und Zweiter im griechisch-römischen Stil. Daraufhin beschlossen beide erstmals an der Weltmeisterschaft teilzunehmen, die in Ungarn stattfinden sollten. Falk Schlehahn startete in der 78 kg-Klasse der Kategorie D (51 bis 55 Jahre). Schon im Viertelfinale traf er auf den späteren Bronzemedaillengewinner, den Armenier Levon Asatryan, der 2010 beim Großen Preis von Deutschland wie Martin Obst in der Gewichtsklasse 74 kg kämpfte und konnte diesen sicher mit 15:3 bezwingen. Halbfinalgegner war der Bulgare Gyunay Gunev, der beim Stande von 9:1 geschultert wurde. Nun war die Spannung riesengroß. Würde der große Wurf gelingen? Der Finalgegner startete unter dem Nationalitätskürzel AIN, das auch bei olympischen Spielen für startberechtigte Athleten aus Rußland und Weißrußland Verwendung findet. Sergei Shaniavskii erwies sich als der erwartet starke Widersacher, der in der ersten Halbzeit mit 1:0 in Führung ging. Doch Falk Schlehahn behielt die Nerven, physisch sehr gut in Form konnte er auf seinen langjährigen Erfahrungsschatz auf der Ringermatte zurückgreifen. So gelang ihm in der zweiten Runde mit einer Innensichel eine Technik, die in dieser Altersklasse als außergewöhnlich bezeichnet werden kann. Der Gegner knallte auf den Rücken. Falk Schlehahn führte 4:1 und gab diesen Vorsprung nicht mehr aus der Hand.
Der erste Titel beim ersten Start bei einer Veteranen – Weltmeisterschaft wurde ausgiebig gefeiert.
Wie bei den letzten deutschen Meisterschaften begleitete eine große Zahl von Ehepartnern, Verwandten, Sportlern und Anhängern die Greizer Aktiven. Zur mehr als 20-köpfigen Fangruppe- zu der auch die Familie des WM-Dritten Stefan Bittmann (70 kg/56 bis 60 Jahre) aus Jena gehörte, zählte auch die Vizepräsidentin des Thüringer Ringerverbandes Susanne Wrensch usammen mit zahlreichen Familienangehörigen. Wie üblich war die Gruppe in sehr ansprechend gestaltete thematische T-Shirts gekleidet, die viel Aufmerksamkeit erregten.

Falk Schlehahn kam aus Glauchau zum Sportgymnasium in Jena und kämpfte für den SC Motor Jena. Im Jahre 1991 wechselte er, wie kurz darauf auch sein Bruder Ingo, nach Greiz wurde deutscher Meister bei der A-Jugend und Vierter bei der Europameisterschaft in Istanbul. 1992 legte er im Gymnasium in Greiz das Abitur ab. In den 90-ziger Jahren war er mit Viktor Peikov der erfolgreichste Greizer Ringer in der damaligen 2.Bundesliga. Bei den deutschen Meisterschaften der Männer 1996 erkämpfte er die Bronzemedaille. Er war einer der zuverlässigsten Sportler, verpasste nie ein Training, nutzte jede Wettkampfmöglichkeit um sich mit anderen zu messen, kämpfte regelmäßig in der ersten und zweiten Bundesliga. Nach seiner aktiven Zeit während der er nach dem Greizer Abstieg in die Regionalliga auch kurze Zeit für Markneukirchen aktiv war, übernahm er von 2004 bis 2015 Jahre das Traineramt bei den Greizer Männern und trainierte bis 2024 die Jugend. Der gelernte Bankkaufmann ist als hauptamtlicher Vorstand der beiden Lebenshilfe-Niederlassungen in Greiz und Zeulenroda tätig.

Nicht so erfolgreich verlief das Turnier für Frank Schüler, der das Ringen in Greiz erlernte und nun als Rentner wieder Zeit und Muse hat für seinen Sport. Er startete in der Altersklasse E (56 bis 60 Jahre) und führte in der ersten Halbzeit gegen den Kanadier Christopher Brownrigg 1:0, sah schon wie der Sieger aus, wurde aber in der zweiten Runde zu Boden geholt und unterlag 1:2. Da der Kanadier aber im Halbfinale scheiterte und die Bronzemedaille um einen Punkt verpasste, konnte Frank Schüler nicht weiterkämpfen und schied aus dem Turnier aus. Frank Schüler begann 1974 in der vierten Klasse im Stützpunkt Lessingschule beim jungen Trainer Michael Hepner mit dem Ringkampfsport. Später ging es in die Jahnturnhalle zum Trainingszentrum beim hauptamtlichen Trainer Axel Baumberger. Er legte im Greizer Gymnasium 1986 das Abitur ab und lernte im damaligen Trägerbetrieb des Ringervereins, der Papierfabrik, den Beruf eines Betriebsschlossers. Er startete bei DDR-Meisterschaften und zentralen Spartakiaden in Berlin und Leipzig. Als Wettkämpfer und junger Übungsleiter war er nebenberuflich am Aufstieg des Greizer Ringkampfsportes in den 80-ziger und 90-ziger Jahren maßgeblich beteiligt. Bei der DDR-Bestenermuittlung – etwa vergleichbar mit den heutigen mitteldeutschen Meisterschaften – gewann er die Bronzemedaille. Nach dem Umzug des heutigen stolzen dreifacher Großvater nach Gera wurde die Verbindung zum Greizer Ringerverein schwächer, was sich nach dem Eintritt ins Rentenalter aber grundlegend geändert hat.

Erhard Schmelzer