RSV Rotation Greiz gegen FC Erzgebirge Aue endet 15:11
Verletzungsbedingte Ausfälle auf beiden Seiten, dramatische Kampfverläufe, ein fast uneinholbarer Rückstand der Gastgeber zur Halbzeit, zwei gleichstarke Fangruppen und das alles bei der an diesem Wochenende meistbesuchten Ringkampfveranstaltung in Deutschland. Wo gibt es das alles verbunden mit einer siegbringenden Lösung zu sehen? In der Greizer Ringerhalle!
Zum Ende der Vorrunde stand für die Greizer Ringer das Derby gegen Aue auf dem Programm. Nach dem Start-Ziel-Sieg ohne Niederlage im Vorjahr musste der RSV mehrere Probleme bewältigen. Die nun beim deutschen Ringer-Bund beschäftigten Trainer Christian Fetzer und Zsombor Gulyas durften verbandsseitig nicht mehr selbst auf die Matte. Maximilian Besser ringt nun wieder mit seinem Bruder gemeinsam bei ihrem Heimatverein in Württemberg. Henrik Roos und Lucas Kahnt sind noch immer nicht einsetzbar. Da schienen vordere Plätze in der Tabelle in weite Ferne gerückt. Doch mit mannschaftlicher Geschlossenheit lief es besser als erwartet. Mit einem Sieg über Aue wäre der dritte Tabellenplatz erobert.
Doch dann gab es neue Ausfälle. Karamjeet Holstein verletzte sich vorige Woche bei der U23-WM. Auch Alex Szöke, ein fester Punktgarant, konnte nicht eingesetzt werden. Nun war guter Rat für Trainer Tino Hempel teuer. Wie konnte er die verbliebenen Sportler so einsetzen, dass sie in ihrer Gesamtheit die größte Wirkung erzielen konnten? Nach dem Ausfall des Japaners bei Aue, den Trainer Björn Schöniger wahrscheinlich versucht hätte gegen Nicolai Grahmez in der 75 kg-Klasse zu setzen, war die Sache noch komplizierter geworden. Der Greizer Trainer hatte eine Idee, die am Ende aufging. Er nahm im freien Stil Moritz Langer aus der 71 kg-Klasse in die 75 kg-Klasse und ließ dafür Nicolai Grahmez ebenfalls eine Klasse aufrücken. Und der Wechsel zahlte sich aus. In den letzten vier Kämpfen sicherten sich die Greizer 13 Punkte und gewannen vor der gewaltigen Zuschauerzahl von 980 Besuchern das Derby gegen die Erzgebirger. Eine taktische Meisterleistung.
61 kg/f: Überraschung zum Auftakt.
Nach dem Ausfall von Karamjeet Holstein stieß Robin Nuding erstmals in diesem Jahr ins Team. Kein Problem mit dem Gewicht. Allerdings, er ist gelernter Griechisch-römisch-Spezialist und traf auf den starken Freistilringer Teetje Richter. In der ersten Minute schon 0:4 im Rückstand. Da dürften wohl vier Punkte weggehen, dachten Viele. Bis zur Halbzeit hielt sich der Schwabe aber gut, nur 0:6. Am Boden hatte sich der Greizer sogar hervorragend verteidigt. Würde er weiterhin die für die Grecos tödlichen Beinschrauben abwehren können? 0:12 und noch 90 Sekunden zu Ringen. Sekunden können zur Ewigkeit werden. Doch dann der Schlusspfiff. Robin Nuding hatte nur 0:13 verloren. Eine Superleistung! Standing Ovations für eine Niederlage!
(Mannschaftsstand: 0:3)
130 kg/g: Erstmals ein Este im Greizer Team
Auch Schwergewichtler Alex Szöke musste ersetzt werden. Für ihn startete erstmals der Este Richard Karelson in Greiz. Das ist zwar der erste Este im Greizer Team, aber nicht der erste Este, der in Greiz gerungen hat. Nach den Olympischen Spielen 1936 kämpfte die estnische Nationalmannschaft mit ihren Superstar, dem Olympiasieger in beiden Stilarten Kristjan Palusalu, in der ausverkauften Jahnturnhalle gegen eine verstärkte Greizer Mannschaft.
Richard Karelson traf auf den Auer Connor Sammet. Und auch da gibt es eine kleine Geschichte. Der größte Erfolg des Auers war der zweite Platz bei den U20-Europameisterschaften 2022. Er unterlag dabei nur einmal; und zwar gegen Karelson. Würde das dem Esten nochmal gelingen? Bald schon war klar, hier trafen zwei gleichstarke Athleten aufeinander. Der Este war etwas offensiver, der Auer musste zu Boden. Zwei Rollen brachten den Greizer 5:0 in Front. In der zweiten Runde holte der Auer etwas auf. Am Boden gelang ihn aber nur eine Rolle. Der Sieg ging mit 5:3 an Karelson. (1:3)
66 kg/g: Ein ganz enges Gefecht
Dieser Kampf nahm nun einen gegenteiligen Verlauf. Gästeringer Mark Wagner, dominierte leicht in der ersten Halbzeit, Niklas Nimtz hingegen hatte das bessere Ende für sich. Beide Sportler kamen weder im Stand noch im Boden zu technischen Punkten, so dass der Greizer durch die letzte Wertung zum Sieger erklärt wurde. (2:3)
98 kg/f: Die große Überraschung
Sebastian Wendel musste sich mit dem mehrfach ausgezeichneten moldawischen Nachwuchssportler Alexandru Bors auseinandersetzen, der in den letzten Jahren bei Europameisterschaften der U17 und U20 zu mehreren Medaillen kam. Von der Papierform her eine klare Angelegenheit für den unter professionellen Bedingungen trainierenden jungen Moldawier, der durch einen Beinangriff sofort die Führung übernahm. Doch der Greizer Routinier, den wegen seines schlaksigen Körperbaus schon viele unterschätzt haben, konterte und kam sofort zum 2:2. Den nächsten Beinangriff wehrte er mit einem Spaltgriff ab und führte zwei Minuten vor Schluss 4:3. In der Schlussphase verstärkte Angriffe des Gästeringers, der Greizer hielt hervorragend mit, seine Konter scheiterten aber mehrmals hauchdünn. Trotz seiner 4:6 Niederlage
hatte Sebastian Wendel einen Superkampf geliefert. Die Auer Bank hatte mehr erwartet. (2:4)
71 kg/f: Der große Bluff
Hier erwarteten alle den Einsatz von Moritz Langer. Auf der Gegenseite hatte sich der japanische Weltmeister Ryoya Yamashita beim Training in Leipzig am Finger verletzt und war schon in die Heimat abgereist. Wen würde Aues Trainer Björn Schöninger nun einsetzen? Er entschloss sich für den Moldawier Vasile Diacon, der bei der WM im September Rang fünf belegt hatte. Tino Hempel stellte den erstmals in dieser Saison aufgebotenen Dustin Nürnberger dagegen, der in Greiz bei Andreas Mattern das Ringen erlernt hatte. Erwartungsgemäß hatte der Moldawier nach kurzer Zeit 16:0 gewonnen. 4 Punkte für die Gäste, doch ihr stärkster Kämpfer war aus dem Rennen. (2:8)
86 kg/g: Der Rückstand wächst weiter
Maximilian Kahnt hatte vor 14 Tagen einen riesigen Anteil am Sieg gegen Markneukirchen. Nun hieß es eine Gewichtsklasse höher in der anderen Stilart gegen den auch schon in Greiz aktiven Witas Behrendt den Vorsprung der Gäste nicht größer werden zu lassen. Das gelang aber nicht wie erwartet. Zur Pause war die anfängliche Führung durch den Bodenkampf in einen 1:3 Rückstand verwandelt. Nach der zweiten angeordneten Bodenlage stand es 1:8. Leider wuchs der Rückstand bis zum Ende des Kampfes auf 8 Punkte an, so dass der Gästeringer beim 4:12 doch noch drei Mannschaftspunkte erkämpfen konnte. (2:11)
75 kg/g: Jetzt begann die große Aufholjagd
Cengiz Arslan, der auf Marco Stoll traf, musste nun die Aufholjagd beginn. Stoll hatte sich bis zum Vorjahr in Markneukirchner Diensten immer harte Duelle mit Christian Fetzer geliefert. Der Türke begann druckvoll, doch am Boden gelang es Stoll ohne Punktverlust aufzustehen. Doch Cengiz Arslan, angefeuert durch seinen Fehler, setzt sofort nach und machte die Punkte nun im Standkampf. Zur Halbzeit fehlten immer noch 10 Punkte zum Abbruchsieg. Doch die holte sich der Greizer nun in etwas mehr als nur einer Minute im Stand und mit einem Ausheber am Boden. 15:0 in gut 4 Minuten. (6:11)
80 kg/f: Polnischer Gegner völlig chancenlos
Kamil Rubicki ist ein sehr erfahrener Ringer, seit 2013 wird er von seinem Verband bei internationalen Meisterschaften eingesetzt, zuletzt bei EM und WM. Doch gegen einen in Hochform befindlichen Nicolai Grahmez, der auch am Boden mit Aufreißern und Rollen punktete, war er völlig chancenlos. Der Greizer war ringerisch in allen Belangen überlegen. Der erfahrene Pole wirkt durch die Wucht des Gegners eingeschüchtert. Im ganzen Kampf war keine Angriffsaktion von ihm zu erkennen. Wenn der Greizer nicht nach der Pause noch etwas verschnauft hätte, wäre der Kampf nicht erst nach 4:36 Minuten mit 15:0 beendet gewesen. (10:11)
75 kg/f: Moritz Langer tut das Nötige
Moritz Langer ist deutscher Vizemeister in der 65 kg-Klasse. Jetzt startete er mit 70 kg Körpergewicht gegen einen Tony Lehmann, der sein Gewicht auf auf 75 kg reduziert hatte. Beide kennen sich vom gemeinsamen Training vom Stützpunkt Leipzig. Dementsprechend taktisch geprägt war der Vergleich. Der clevere Greizer drückte seinen Gegner in die Passivität, doch kurz vor dem Anlauf der 30 Sekunden-Strafe wäre der Auer beinahe zu einem erfolgreichen Beinangriff gekommen. Der Sportstudent kontrollierte auch die restliche Kampfzeit, riskierte nicht zu viel und siegte 2:0 (11:11)
80 kg/g: Die Entscheidung fällt im letzten Kampf
Aleksa Ilic musste nun gegen das Auer Eigengewächs Maximilian Becher gewinnen – in welcher Höhe war gleich – um den Mannschaftssieg zu sichern. Der serbische WM-Teilnehmer wurde seiner Favoritenrolle vollauf gerecht. Einmal gelang ihm sogar bei einem Wurf, als er den Gegner am Boden abhob, die Höchstnote 5. Schon vor der Pause stand sein 18:0 Erfolg fest.
Greiz hatte auch das zweite Derby zu Hause mit 15:11 gewonnen und sich zum Abschluss der Halbserie den dritten Tabellenplatz gesichert. Lange brauchen die Greizer Ringkampfanhänger nicht auf den nächsten Heimkampf zu warten. Bereits am nächsten Wochenende reist der RV Lübtheen an, eine Woche später kommt der SV Johannis Nürnberg nach Greiz.
Erhard Schmelzer
Einzelergebnisse:
| Stilart | Gewicht | Ist | Name | Ist | Name | Punkte | Wertung | Zeit |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Freistil | 61 | Robin Nuding | Teetje Richter | 0:13 | PS0:3 | 6:00 | ||
| Gr.-Röm. | 66 | Niklas Nimtz | Mark Wagner | 1:1 | PS1:0 | 6:00 | ||
| Freistil | 71 | Dustin Nürnberger | Vasile Diacon | 0:16 | TÜ0:4 | 1:12 | ||
| Gr.-Röm. | 75A | Cengiz Arslan | Marco Stoll | 16:0 | TÜ4:0 | 4:08 | ||
| Freistil | 75B | Moritz Langer | Tony Lehmann | 2:0 | PS1:0 | 6:00 | ||
| Gr.-Röm. | 80A | Aleksa Ilic | Maximilian Becher | 18:0 | TÜ4:0 | 2:32 | ||
| Freistil | 80B | Nicolai Grahmez | Kamil Rybicki | 15:0 | TÜ4:0 | 4:36 | ||
| Gr.-Röm. | 86 | Maximilian Kahnt | Witas Behrendt | 4:12 | PS0:3 | 6:00 | ||
| Freistil | 98 | Sebastian Wendel | Alexandru Bors | 4:6 | PS0:1 | 6:00 | ||
| Gr.-Röm. | 130 | Richard Karelson | Connor Sammet | 5:3 | PS1:0 | 6:00 |
























































































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